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Extremismus

Rassistische Äußerungen bei Schülerparty in Internat und Schützenfest

Bildungsministerin Karin Prien: „Allen Schülerinnen und Schülern muss klar sein, dass es kein Scherz ist, solche Parolen zu singen.“

Bildungsministerin Karin Prien: „Allen Schülerinnen und Schülern muss klar sein, dass es kein Scherz ist, solche Parolen zu singen.“ Foto: Christoph Soeder/dpa

Der Rassismus-Eklat um ein Partyvideo auf Sylt sorgt bundesweit für Aufsehen. Doch auch bei einer Schülerparty sollen rassistische Parolen gesungen worden sein. Auch auf einem Schützenfest in Niedersachsen gab es rassistische Gesänge.

Von dpa Montag, 27.05.2024, 14:22 Uhr

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Kiel/Wolfsburg. Nach Angaben des schleswig-holsteinischen Bildungsministeriums sollen sich Schülerinnen und Schüler bei einer Party in einem Internat rassistisch geäußert haben. Bei der Feier am Donnerstag hätten minderjährige Schüler zur Melodie des mehr als 20 Jahre alten Party-Hits „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino rassistische Parolen gesungen, teilte das Ministerium mit.

Daraufhin hätten die Lehrkräfte die Feier abgebrochen und Schülerinnen und Schüler ins Bett geschickt. Zudem habe das Ministerium eine Überprüfung durch die Schulaufsicht veranlasst. Das Internat selbst wolle sich im Laufe des Montags zu dem Vorfall äußern.

„Allen Schülerinnen und Schülern muss klar sein, dass es kein Scherz ist, solche Parolen zu singen“, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Jugendlicher Überschwang oder auch Alkohol seien keine Rechtfertigung für rassistische Gesänge. Prien befürchte weitere Nachahmungen: „Jugendliche haben schon immer bewusst gesellschaftliche Tabus gebrochen.“ Es sei daher Aufgabe, mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, um ihnen zu verdeutlichen, welche Tragweite solche Gesänge haben.

Im Vorfeld zu dem Fall bei der Schülerparty hatte bereits ein rassistischer Vorfall an Pfingsten in einem Nobel-Lokal auf Sylt bundesweit Empörung ausgelöst. In dem kurzen Video, das in sozialen Medien verbreitet wurde, grölen junge Menschen zu dem Lied von Gigi D’Agostino „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Der Staatsschutz ermittelt. Schon in den vergangenen Monaten gab es immer wieder Vorfälle, bei denen zu dem Lied Nazi-Parolen gerufen wurden - etwa in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern.

Erneut rassistische Gesänge auf Schützenfest in Niedersachsen

Auf einem weiteren Schützenfest in Niedersachsen soll es zu rassistischen Gesängen gekommen sein. Bei der mehrtägigen Veranstaltung in Altendorf nördlich von Wolfsburg sollen in der Nacht zum Sonntag mehrere Personen rassistische Parolen zu dem Lied „L‘amour toujours“ von Gigi D‘Agostino gesungen haben, wie die Polizei am Montag mitteilte. Der Staatsschutz ermittelt und sucht nun nach Zeugen. Zuvor hatte die „Braunschweiger Zeitung“ berichtet.

Erst vor wenigen Tagen war ein ähnlicher Vorfall auf der Nordseeinsel Sylt bekanntgeworden und hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Auf einem nur wenige Sekunden langen Video, das zu Pfingsten, entstanden sein soll, ist zu sehen und zu hören, wie Besucher eines Lokals zur Melodie des Partyhits „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“ grölen. Der Staatsschutz ermittelt. Mindestens zwei der Identifizierten verloren ihren Job.

In Niedersachsen distanzierte sich der Vorstand des Schützenvereins Altendorf laut „Braunschweiger Zeitung“ von dem dortigen Ereignis. „Leider gab es einen Vorfall, welchen wir nicht so im Raum stehen lassen können und wollen“, schrieb er dem Blatt zufolge im sozialen Netzwerk Facebook. „Der Schützenverein Altendorf distanziert sich von jeglichem rechten und ausländerfeindlichem Gedankengut! Wir werden uns zeitnah beraten und unsere Schlüsse daraus ziehen.“

Am Freitag war schon ein ähnlicher Vorfall auf dem Schützenfest in Löningen (Landkreis Cloppenburg) bekanntgeworden, der sich Pfingsten, ereignet hatte. Der Vorstand des dortigen Schützenvereins will über Konsequenzen beraten. Auch ein Ausschluss der an den Gesängen beteiligten Mitglieder steht zur Diskussion.

J
Jochen Mextorf
29.05.202405:05 Uhr

Eine Staatskrise namens Sylt: Ein paar Idioten singen ein ausländerfeindliches Lied, und Deutschland verliert die Nerven. (NZZ, 27.05.2024)

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