„Respekt für dich“: Sexuelle Übergriffe und Cybermobbing auf der Bühne

Sexuelle Übergriffe und Cybermobbing werden thematisiert: Katarzyna Piotrowski von der Stader Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch (rechts) zusammen mit den Schauspielern auf der Bühne. Foto: Hansestadt Stade
Themen wie das Verschicken von Nacktbildern und Cybermobbing sind im Smartphone-Zeitalter auch und gerade bei Schülern aktuell. Wie sie sich in schwierigen Situationen verhalten könnten, haben fast 1300 Siebt- und Achtklässler nun gelernt.
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Stade. „Respekt für dich“ heißt das Theaterstück rund um die Themen sexuelle Gewalt und digitale Übergriffe unter Jugendlichen, das der Verein Zartbitter Köln auf Einladung der Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch und unterstützt von den Soroptimistinnen Stade im Athenaeum auf die Bühne brachte. Dazu eingeladen waren Siebt- und Achtklässler aller Stader Schulen.
Im Anschluss an die Inszenierungen des Präventionstheaters fanden Gespräche zwischen den Schülern sowie den Theaterpädagogen und Katarzyna Piotrowski von der städtischen Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch statt.
Viele Fragen zum Thema Nacktbilder
Katarzyna Piotrowski berichtet, dass die Mädchen und Jungen sehr interessiert an den unterschiedlichen Themen waren, die im Theaterstück angesprochen wurden - auch, weil sie sie teils selbst bereits betreffen. „Besonders zum Thema Nacktbilder gab es viele Fragen“, so Piotrowski. Das liege daran, dass die Jungen und Mädchen teils entweder derartige Fotos bereits zugeschickt bekommen haben oder darum gebeten wurden, Nacktfotos von sich selbst anzufertigen und zu verschicken.
Piotrowski macht deutlich, dass es gerade für junge Menschen schwer sei, solche Anfragen abzulehnen, wenn sie mit der anderen Person in einer Beziehung sind: „Die Jungen und Mädchen möchten gefallen und nicht spießig wirken. Werden die Fotos dann missbraucht - herumgezeigt, weiterverschickt oder auf herabwürdigende Weise bearbeitet - schämen sich die Betroffenen und suchen die Schuld bei sich. Schuld sind aber nicht die Opfer, sondern immer die Täter.“
Wichtig sei, den Jugendlichen klar zu machen, dass sie keine Handhabe mehr über die Fotos haben, wenn sie sie einmal verschickt haben. Hier fehle es gerade in jungen Jahren an Sensibilität.
Über das Thema Respekt wurde lange gesprochen
Eng mit diesem Thema ist ein anderes verbunden, über das lange gesprochen wurde und das sogar im Titel des Theaterstücks vorkommt: Respekt. Piotrowski dazu: „Respekt bedeutet, die Grenzen anderer einzuhalten, sie zu respektieren, egal ob sie verbal oder nonverbal kommuniziert werden.“ Die Schüler hätten sich darüber angeregt ausgetauscht und seien schließlich zu einem weiteren Punkt gekommen, der vielen ein Anliegen war: Hilfe für Betroffene.
Piotrowski und die Theaterpädagogen vermittelten den Mädchen und Jungen, dass sie, wenn sie einen Betroffenen kennen, für ihn oder sie da sein und gemeinsam überlegen sollten, welche weiteren Schritte die richtigen sind. „Auf keinen Fall soll man über den Kopf von Betroffenen hinweg Entscheidungen treffen“, sagt Piotrowski. Und ebenso deutlich macht sie, dass die Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch der Hansestadt Stade eine Adresse ist, an die sich Jugendliche wenden können.
Sprechzeiten der Stader Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch: dienstags von 9 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 16 Uhr. Telefonisch ist die Beratungsstelle unter 04141/ 43646 erreichbar. (sal)