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„Rainbow Family“

Hippies im Harz Auge in Auge mit Hundertschaft

Die Mitglieder der Rainbow-Family campieren seit vergangenem Donnerstag in den Wäldern.

Die Mitglieder der Rainbow-Family campieren seit vergangenem Donnerstag in den Wäldern. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Mehr als 1000 illegale Camper wollten in der Nacht zum Dienstag im Harz ein großes Feuer entzünden. Die Behörden verhinderten das. Doch die Hippies wollen länger bleiben.

Von dpa Dienstag, 20.08.2024, 16:45 Uhr

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Bad Grund. Illegalen Camper wollen nach bisherigen Erkenntnissen der Behörden noch bis Anfang September im Harz bleiben. Das sagte die für Sicherheit und Ordnung zuständige Kreisrätin des Landkreises Goslar, Marlies Dornieden (CDU), bei einer Pressekonferenz. Weiter erläuterte sie, dass Einsatzkräfte in der Nacht ein großes illegales Lagerfeuer verhinderten. Anlässlich des Vollmondes in der Nacht zum Dienstag wollten mehr als tausend illegale Camper der sogenannten Rainbow-Family ein Ritualfeuer entzünden, wie sie sagte. Die Behörden rechnete nach Angaben des Leiters des Einsatzbereiches der Polizei Göttingen, Thomas Reuter, mit einem Feuer in der Größe eines Osterfeuers.

Hunderte Einsatzkräfte waren den Angaben nach von Montagnachmittag bis zum Dienstagmorgen im Einsatz, um die Menschen am Entzünden des Feuers zu hindern. Es habe viel Holz für das Ritualfeuer bereitgelegen, sagte Reuter. Er geht nach eigenen Worten davon aus, dass das Feuer entzündet worden wäre, wenn die Polizei eher abgerückt wäre. Außerdem seien auch Zelte beschlagnahmt worden.

Die Behörden gehen derzeit davon aus, dass die Camper bis Anfang September im Harz bleiben wollen.

Die Behörden gehen derzeit davon aus, dass die Camper bis Anfang September im Harz bleiben wollen. Foto: -/dpa

Polizei: Camper sind friedlich

Die Mitglieder der Rainbow-Family seien zwar einsichtig und friedlich, würden Anweisungen aber nicht befolgen, etwa zum Löschen von Feuern. Es habe einen Angriff auf einen Polizisten gegeben, sagte Reuter. Auch am Dienstagvormittag war die Stimmung friedlich, wie ein dpa-Fotograf berichtete.

Rund 1.500 Menschen, die sich unter anderem für den Weltfrieden einsetzen, zelten seit mehr als einer Woche auf der etwa 200 Hektar großen Fläche in einem Landschaftsschutzgebiet in den Landkreisen Göttingen und Goslar. Das Waldgebiet liegt nahe Bad Grund und Clausthal-Zellerfeld. Die Landkreise haben ein allgemeines Betretungsverbote für die Fläche verhängt und Geldbußen von bis zu 5.000 Euro angedroht. Die Camperinnen und Camper kommen aus 63 Ländern. Sie siedelten am 11. August aus dem südniedersächsischen Uslar in den Harz über, wie Kreisrätin Dornieden sagte. Dort waren ebenfalls Betretungsverbote verhängt worden.

Unter anderem wegen mehrerer angelegter Feuerstellen haben die Landkreise Sorgen vor Gefahren für die Menschen, wie etwa möglichen Waldbränden, sagte Dornieden. Es gebe einen großen Hauptzeltplatz sowie eine Küche im Wald. Wild parkende Autos blockierten zudem Rettungswege und würden abgeschleppt - inzwischen mehr als 100, sagte der Leiter des Ordnungsamtes des Landkreises Göttingen Patrick Moritz. Auch die Sozialämter blicken demnach auf das Zeltlager, da sich dort auch Kinder aufhalten.

Illegales Zeltlager im Harz

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© Landkreis Goslar/Stefan Sobotta 03:07 min
Die Landkreise Göttingen und Goslar gehen gegen das illegale „Rainbow Gathering“ vor. Hundertschaften der Polizei werden eingesetzt. Video: Landkreis Goslar/Stefan Sobotta

Lage soll täglich bewertet werden

Die Behörden gehen derzeit davon aus, dass die Camper in etwa bis zum 3. September in dem Waldgebiet bleiben wollen, sagte Dornieden. So lange sei der Aufenthalt in Uslar geplant gewesen. Mit der Vollmond-Nacht sei der Zenit aber vermutlich überschritten. Das Betretungsverbot, das heute ausläuft, solle vorerst um vermutlich eine Woche verlängert werden. Unter anderem mit Drohnenüberflügen solle die Lage vor Ort dann täglich bewertet werden - und ob ein erneuter größerer Einsatz notwendig ist. Eine großangelegte Räumung sei nicht geplant, sagte die Kreisrätin. Dafür bräuchte es unverhältnismäßig viele Einsatzkräfte, weil das Gebiet groß und unwegsam sei.

Die Kreise hatten laut Dornieden auch alternative, legale Ausweichaufenthaltsorte gesucht - allerdings ohne Erfolg. „Hätten wir das im Vorfeld gewusst, hätte man sicher Möglichkeiten gefunden“, ergänzte sie. Bereits vor einigen Jahren bei einer ähnlichen Veranstaltung in Nordmazedonien hätten sich Teilnehmer für Deutschland als nächsten Standort ausgesprochen.

„Rainbow Family“ tanzt auf Zellerfelder Terrassen

Rainbow Gathering“ im Oberharz: Nächster Großeinsatz am Montag?

Irritation um Betretungsverbot für Journalisten

Für Irritation sorgte die Allgemeinverfügung mit dem Betretungsverbot zwischenzeitlich bei Pressevertretern. Denn: Diesen war das Betreten des Gebietes und die Beobachtung des Einsatzes in der Nacht auf Dienstag ebenfalls untersagt. Das sei zum Schutz der Journalisten und Journalistinnen gewesen, argumentierte Ordnungsamtsleiter Moritz und verwies unter anderem auf die Waldbrandgefahr. Der Deutsche Journalistenverband in Niedersachsen verurteilte das Vorgehen. „Bei allem Verständnis für Sicherheit und Naturschutz darf die Berichterstattung bei polizeilichen Maßnahmen nicht komplett unterbunden werden“, sagte Landesgeschäftsführerin Christiane Eickmann.

In der neuen Allgemeinverfügung ab Mittwoch solle Journalisten nun eine Betretungserlaubnis unter Berücksichtigung der Gefahrenlage eingeräumt werden, sagte Dornieden. Die Pressefreiheit sei eines der höchsten Güter nach dem Grundgesetz, betonte sie.

Hippies im Oberharz

Foto: Privat

Hippies in Clausthal-Zellerfeld
Hippies in Clausthal-Zellerfeld Foto: Privat

Foto: Privat

Manche Teilnehmer der „Rainbow Family“ verlassen das Gelände freiwillig, andere ...
Manche Teilnehmer der „Rainbow Family“ verlassen das Gelände freiwillig, andere bleiben. Foto: Privat

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Zwei Teilnehmerinnen aus Holland und ein Teilnehmer aus Deutschland gehen zu ein...
Zwei Teilnehmerinnen aus Holland und ein Teilnehmer aus Deutschland gehen zu einem illegalen Zeltlager im Harz. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Foto: Skuza

Autos verboten – die „Rainbow Family“ stellt ihre eigenen Verkehrsschilder auf.
Autos verboten – die „Rainbow Family“ stellt ihre eigenen Verkehrsschilder auf. Foto: Skuza

Foto: Privat

Im Wald und auf den Wiesen lagert die „Rainbow Family“ seit Sonntag.
Im Wald und auf den Wiesen lagert die „Rainbow Family“ seit Sonntag. Foto: Privat

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Ein Zelt steht bei einem illegalen Zeltlager im Harz.
Ein Zelt steht bei einem illegalen Zeltlager im Harz. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Foto: Schwerthelm

Rainbow Family Hippies Camper Solling Oberharz
Rainbow Family Hippies Camper Solling Oberharz Foto: Schwerthelm

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Ein Schild «Do you love nature?» steht bei einem illegalen Zeltlager im Harz.
Ein Schild «Do you love nature?» steht bei einem illegalen Zeltlager im Harz. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Foto: Neuendorf

Ein dritter Großeinsatz beim „Rainbow Gathering“ ist derzeit nicht geplant.
Ein dritter Großeinsatz beim „Rainbow Gathering“ ist derzeit nicht geplant. Foto: Neuendorf

Foto: Stratenschulte/dpa

Zwischenzeitlich waren rund 1500 Teilnehmer beim „Rainbow Gathering“. Mittlerwei...
Zwischenzeitlich waren rund 1500 Teilnehmer beim „Rainbow Gathering“. Mittlerweile sind es noch 700 bis 800. Foto: Stratenschulte/dpa

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Carlos aus Italien sitzt mit seinem Hund am Oberer Hahnebalzer Teich.
Carlos aus Italien sitzt mit seinem Hund am Oberer Hahnebalzer Teich. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Zwei Teilnehmer tanzen ausgelassen bei einem Zeltlager.
Zwei Teilnehmer tanzen ausgelassen bei einem Zeltlager. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

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Teilnehmer tanzen ausgelassen bei einem Zeltlager.
Teilnehmer tanzen ausgelassen bei einem Zeltlager. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

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Die „Rainbow Family“ tanzt zu Percussions auf der Lichtung.
Die „Rainbow Family“ tanzt zu Percussions auf der Lichtung. Foto: Privat

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In der Kochstelle bereitet die „Rainbow Family“ das Essen für alle vor.
In der Kochstelle bereitet die „Rainbow Family“ das Essen für alle vor. Foto: Neuendorf

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Ein Teilnehmer aus Israel heizt bei einem Zeltlager einen Ofen zum Kochen an.
Ein Teilnehmer aus Israel heizt bei einem Zeltlager einen Ofen zum Kochen an. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

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Feuerlöscher und Löschdecke hängen griffbereit im Lager der „Rainbow Family“.
Feuerlöscher und Löschdecke hängen griffbereit im Lager der „Rainbow Family“. Foto: Neuendorf

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Teilnehmer verweilen bei einem illegalen Zeltlager im Harz.
Teilnehmer verweilen bei einem illegalen Zeltlager im Harz. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

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Die Teilnehmer des „Rainbow Gatherings“ stehen um ein Feuer auf der Lichtung her...
Die Teilnehmer des „Rainbow Gatherings“ stehen um ein Feuer auf der Lichtung herum. Foto: Privat

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Teilnehmer sitzen bei einem Zeltlager inmitten des Waldes.
Teilnehmer sitzen bei einem Zeltlager inmitten des Waldes. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Teilnehmer kochen Essen bei einem Zeltlager.
Teilnehmer kochen Essen bei einem Zeltlager. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Hunderte Teilnehmer sitzen bei einem Zeltlager in einem großen Kreis rund um ein...
Hunderte Teilnehmer sitzen bei einem Zeltlager in einem großen Kreis rund um ein Lagerfeuer. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Foto: Neuendorf

Die Polizei rückt am Nachmittag auf den Hauptplatz des „Rainbow Gatherings“ vor.
Die Polizei rückt am Nachmittag auf den Hauptplatz des „Rainbow Gatherings“ vor. Foto: Neuendorf

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Landkreisvertreter, Feuerwehr und Polizei sammeln sich auf dem Hauptplatz des „R...
Landkreisvertreter, Feuerwehr und Polizei sammeln sich auf dem Hauptplatz des „Rainbow Gatherings“. Foto: Neuendorf

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Die Feuerwehr ist im Einsatz, um die Ritual- und Lagerfeuer beim „Rainbow Gather...
Die Feuerwehr ist im Einsatz, um die Ritual- und Lagerfeuer beim „Rainbow Gathering“ zu löschen. Foto: Neuendorf

Foto: Landkreis Goslar

Landkreis Dr. Alexander Saipa (r.) und Erster Kreisrat Frank Dreßler (l.) stimme...
Landkreis Dr. Alexander Saipa (r.) und Erster Kreisrat Frank Dreßler (l.) stimmen sich mit der Polizei und Vertretern des Landkreises Göttingen über das weitere Vorgehen ab. Foto: Landkreis Goslar

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Die „Rainbow Family“ und die Einsatzkräfte der Polizei stehen sich gegenüber.
Die „Rainbow Family“ und die Einsatzkräfte der Polizei stehen sich gegenüber. Foto: Neuendorf

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Gezielt spricht die Polizei die Teilnehmer des „Rainbow Gatherings“ an.
Gezielt spricht die Polizei die Teilnehmer des „Rainbow Gatherings“ an. Foto: Neuendorf

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Ob es zu einem weiteren Einsatz der Polizei im Lager der „Rainbow Family“ geben ...
Ob es zu einem weiteren Einsatz der Polizei im Lager der „Rainbow Family“ geben wird, lassen die Zuständigen offen. Foto: Neuendorf

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Patrick Moritz (l-r), Fachbereichsleitung Öffentliche Sicherheit und Ordnung des...
Patrick Moritz (l-r), Fachbereichsleitung Öffentliche Sicherheit und Ordnung des Landkreises Göttingen, Marlies Dornieden (CDU), Kreisrätin des Landkreises Göttingen, und Thomas Reuter, Leiter Einsatzbereich der Polizeiinspektion Göttingen, nehmen an einer Pressekonferenz zum illegalen Zeltlager der „Rainbow Family“ im Harz teil. Foto: -/dpa
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