Schiedsrichter-Chef kündigt Veränderungen beim Videobeweis an

Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck prüft per Videobeweis.
Die Fehlentscheidungen in der Fußball-Bundesliga haben sich zuletzt trotz Videobeweis gehäuft. Das Problem: Die unterschiedliche Regelauslegung. Was sich ändern soll.
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Nach zuletzt gehäufter Kritik an den Videoschiedsrichtern plant der Deutsche Fußball-Bund (DFB) spätestens zur kommenden Saison Veränderungen im Zusammenspiel zwischen dem Schiedsrichter auf dem Platz und dem Video Assistent Referee (VAR). Wie der „Kicker“ berichtete, plane Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich, künftig feste Gespanne aus Hauptschiedsrichtern und Video-Assistenten einzusetzen. „Wir sind eigentlich schon länger auf dem Weg, aber es ist noch nicht so voll ausgereift. Wir wollen das vielleicht schon zur Rückrunde deutlich ausweiten und in der nächsten Saison dann als Standard setzen“, sagte Fröhlich im Podcast „kicker meets DAZN“.
Der Schiedsrichter-Chef erhofft sich dadurch eine bessere Kommunikation zwischen dem Unparteiischen und dem VAR. Dies habe auch etwas mit den Einstellungen zu bestimmten Spielvorgängen zu tun. „Dass man sich da nicht mit großen Erklärmustern einfahren muss, dass ich nicht groß erklären muss, wie ich gestanden habe, was ich gesehen habe, wie ich ticke. Das ergibt sich dann in festen Teams zu einem Automatismus, das ist sehr hilfreich“, sagte Fröhlich.

DFB-Schiedsrichter-Obmann Lutz Michael Fröhlich spricht während einer Pressekonferenz von DFB und DFL in der DFB-Zentrale.
In der jüngsten Vergangenheit wurden unter anderem falsche und fehlende Eingriffe des Videobeweises kritisiert. Der 65-jährige Fröhlich hatte kürzlich eingestanden, dass es in der Kommunikation zwischen den Schiedsrichtern und den Video-Assistenten Probleme gegeben habe. „Man kann nicht zufrieden sein. Es gibt zu viele Baustellen. Man kann von einer kleinen Krise sprechen. Es gibt viel Kritik und viele Situationen, die nicht gut gelöst wurden im Zusammenspiel mit dem Video Assistant Referee“, hatte er in der Sport1-Sendung „Doppelpass“ gesagt.
Prozessauftakt: Gräfe gegen DFB wegen Altersbegrenzung für Referees
Im Streit um sein altersbedingtes Ausscheiden als Spitzenschiedsrichter klagt Manuel Gräfe vor dem Landgericht Frankfurt/Main gegen den DFB auf Schadenersatz. Der mittlerweile 49 Jahre alte Berliner hatte im vergangenen Jahr seine Bundesliga-Karriere wegen der Altersbeschränkung des Deutschen Fußball-Bundes für Referees mit 47 Jahren beenden müssen. Die Verhandlung beginnt am Mittwoch.
„Ich hätte gerne weitergemacht. Meinen Füßen, Knien und der Hüfte geht es gut. Aber der DFB pocht auf eine uralte Richtlinie“, sagte Gräfe damals. „Ich fühle mich, als könnte ich bis 50 pfeifen oder länger.“ Zwischen ihm und dem Verband war es nach seinem Aus zum Streit gekommen. Der frühere FIFA-Unparteiische hatte zuletzt immer wieder die Verbandsverantwortlichen kritisiert. Schiedsrichter-Chef Fröhlich sprach kürzlich von „verhärteten Fronten“.

Musste seine Karriere im Sommer 2021 wegen der Altersbeschränkung beenden: Schiedsrichter Manuel Gräfe.
Fröhlich hatte kürzlich aber auch die Aufweichung der Altersgrenze für Spitzen-Referees ins Gespräch gebracht. Diese solle nur noch ein Orientierungspunkt sein. „Auf der Suche nach einer Lösung kann man über alles diskutieren. Es geht ausschließlich darum, was hilft dem Gesamtsystem? Das muss man unabhängig vom Alter der Personen betrachten“, sagte Fröhlich der „Bild“.
Zuletzt gab es im Zuge sich häufender Fehlentscheidungen im Profifußball wieder verstärkt Kritik an den Videoassistenten (VAR). Gräfe (289 Bundesliga-Einsätze) forderte im ZDF-“Sportstudio“ einen „Neustart im DFB-Schiedsrichterwesen“. Er brachte dabei abermals den früheren Schweizer Weltklasse-Schiedsrichter Urs Meier als Führungskraft für die deutschen Unparteiischen ins Spiel. (dpa)