Sie öffnen Älteren die digitale Welt

Dr. Reinhard Müller und Gerd Barda (rechts) leiten seit vielen Jahren den Computertreff bei der LAB Neu Wulmstorf. Hier trifft sich gerade die Gruppe PC + Internet für Fortgeschrittene. Die Nachfrage vor allem nach Smartphone-Unterricht wäc
Die Bewegung Lange Aktiv Bleiben (LAB) in Neu Wulmstorf hat ein Problem: Ihr Computertreff und dort vor allem die Smartphone-Gruppen sind bei den Senioren begehrt wie nie zuvor. Der Verein sucht nun dringend neue ehrenamtliche Ausbilder.
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Hochkonzentriert sitzen die zehn älteren Damen und Herren vor ihren Laptops im Neu Wulmstorfer Lichthof und folgen mit ihren Mausklicks den Anweisungen, die Dr. Reinhard Müller vorn auf der großen Leinwand für alle sichtbar ausführt. Mittwochvormittags trifft sich hier die Gruppe „PC + Internet für Fortgeschrittene“ im Computertreff der Neu Wulmstorfer Bewegung Lange Aktiv Bleiben (LAB), und heute geht es darum, den „PDF24 Creator“ zu installieren – ein nützliches und kostenloses Programm, mit dem sich Dateien im PDF-Format bearbeiten lassen.
Geduldig erklärt Müller Schritt für Schritt, was zu tun ist. „Geht’s?“, fragt er in die Runde. Ja, es geht, alle kommen mit. „Es dauert etwas“, sagt Müller, während sein Laptop ackert. „Bei mir nicht“, sagt eine Dame in der ersten Reihe. „Du hast ja auch einen besseren Rechner bekommen“, kontert Müller, und alle lachen. Kurz darauf ist das Programm bei allen erfolgreich installiert. „Was wollen wir jetzt machen?“, fragt Müller und zeigt die geöffnete Toolbox. „Eine PDF-Datei bearbeiten, eine wo man richtig in den Text rein muss“, wünscht sich eine Teilnehmerin. Gesagt, getan. Anderthalb Stunden später trennt sich die Gruppe, und alle haben jetzt zumindest einen Eindruck davon, was der PDF Creator alles kann. Und nett war es sowieso wieder in der gemeinsamen Runde, auch wenn es heute ausnahmsweise keinen Kaffee gab.
Der Gesellschaft "ein bisschen was zurückgeben"
Reinhard Müller betreut seit mehr als zehn Jahren den Computertreff der LAB in Neu Wulmstorf. Der Elektroingenieur war Professor an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und wollte nach seiner Berufstätigkeit der Gesellschaft „ein bisschen was zurückgeben“, erzählt er, warum er als ehrenamtlicher Ausbilder zur LAB gestoßen ist. „Es macht Spaß, und man gewinnt auch etwas für sich selbst“, sagt er. So sieht es auch Gerd Barda, der zweite Mann in der Doppelspitze des Computertreffs: Der 81-jährige frühere Elektroingenieur aus Elstorf ist seit elf Jahren als ehrenamtlicher Ausbilder dabei und gibt sein Computerwissen in verschiedenen Gruppen an die LAB-Mitglieder weiter.
Doch die beiden haben ein Problem: „Wir sind zurzeit in der Situation, dass wir vor allem für den Smartphone-Unterricht, aber auch im Computerbereich nicht mehr den Bedarf abdecken können, weil uns Mitglieder fehlen, die den Unterricht leiten können“, sagt Barda. Denn mit der immer größeren Bedeutung, die dem Smartphone im Alltag zukommt, wächst auch die Nachfrage der Senioren nach den Smartphone-Kursen. Das Trio, das derzeit die LAB-Mitglieder in vier Gruppen im Umgang mit dem Smartphone schult, kommt der Nachfrage nicht mehr hinterher. „Die Älteren haben heute mehr Interesse am Smartphone als am Computer“, weiß Barda.
Das Smartphone ist wichtig geworden
So geht es auch Renate Riff aus Fischbek, die ganz vorn in der Fortgeschrittenen-Gruppe Müllers Vorführung folgt. Sie nimmt seit zehn Jahren am Computertreff teil, schätzt außer der geselligen Runde und der netten Atmosphäre das Wissen, das sie dort bekommt. Seit einiger Zeit ist sie auch in der Smartphone-Gruppe: „Das Smartphone ist so wichtig geworden, man weiß ja gar nicht, wie man leben soll, wenn es mal ausfällt“, scherzt sie.
Rund 130 der insgesamt gut 400 Mitglieder der Neu Wulmstorfer LAB, die sich für die Arbeit mit Computer oder Smartphone interessieren, treffen sich derzeit alle zwei Wochen in zehn Gruppen. Was die Gruppen zusätzlich so begehrt macht, wissen alle Teilnehmer zu schätzen: Im Gegensatz zu den Kursen der Volkshochschule oder anderer Anbieter sind die Gruppen der LAB, die sich jüngst als eigenständiger Verein neu aufgestellt hat, nicht an Lernerfolge oder feste Kursinhalte gebunden. Die Kenntnisse werden im Dialog ausgetauscht, und die Ausbilder können individuell auf den Bedarf der Teilnehmer reagieren.
Gute Ausstattung
Auch an der Ausstattung mangelt es nicht: In dem mit einem Beamer ausgerüsteten Raum im LAB-Domizil in der Liliencron-straße stehen den Teilnehmern sechs Desktop-PCs und drei Laptops zur Verfügung. Auch ihre eigenen Laptops können die Teilnehmer gern mitbringen. Was fehlt, sind Ausbilder.
„Wir suchen deshalb engagierte Damen und Herren aller Altersklassen, die bereit sind, ehrenamtlich tätig zu sein und unsere Seniorinnen und Senioren zu unterrichten“, sagt Müller. Auch junge Leute, die Freude daran haben, Älteren ihre Smartphone- und Computerkenntnisse zu präsentieren, sind willkommen und können sich gern bei Dr. Reinhard Müller unter 0 40/700 81 52 oder bei Gerd Barda unter 0 41 68/94 01 98 melden. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man auch im Alter noch viel Spaß an dieser Herausforderung haben kann“, sagt Barda.