„Sprach-Kitas“ im Kreis Stade dauerhaft gerettet

Blick in die Kita Hand in Hand in Jork, einer von 14 Sprach-Kitas im Kreis Stade: Kinder sitzen im Bilderbuchtheater. Hinter dem Holzrahmen (japanisch: Kamishibai) sitzt jemand, der die Bilder wechselt und dazu vorliest.
Aufatmen für die niedersächsischen „Sprach-Kitas": Wenn die Fördermittel des Bundes auslaufen, verspricht das Land Niedersachsen jetzt eine dauerhafte Kostenübernahme. 14 Kitas im Kreis Stade betroffen.
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Die sogenannten Sprach-Kitas sollen in Niedersachsen dauerhaft erhalten bleiben. Das kündigte Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) am Montag in Hannover an. Ein Förderprogramm des Bundes sollte ursprünglich Ende des Jahres auslaufen, zuletzt wurde es bis zum Sommer kommenden Jahres verlängert.
„Die Länder konnten in einer gemeinsamen Kraftanstrengung gegenüber dem Bund eine Verlängerung des Programms um sechs Monate erreichen”, teilte Hamburg mit. Wie genau diese Übergangslösung in eine Dauerlösung überführt wird, werde derzeit geprüft. „Klar ist aber schon heute, dass die Zukunft der Sprach-Kitas gesichert wird. Hier gibt es innerhalb der Landesregierung absoluten Konsens”, bekräftigte die Ministerin.
Bund und Länder ringen über Finanzierung der „Sprach-Kitas“
Über das Programm „Sprach-Kitas“ finanziert der Bund seit 2016 zusätzliches Personal an Kitas zur Sprachentwicklung. Nach Angaben der Bundesregierung werden mit den Bundesmitteln derzeit mehr als 7000 halbe Stellen für Sprachbildung und Beratung gefördert.
Laut der stellvertretenden Ministerpräsidentin Hamburg leisten die Sprach-Kitas einen „wichtigen Beitrag bei der frühen Förderung der Sprachkompetenz von Kindern als Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe und verbesserte Bildungschancen”.
Im Landkreis Stade sind 14 „Sprach-Kitas“ betroffen. Sie hatten jüngst gemeinsam mit Erzieherinnen und Erziehern aus den Kreisen Rotenburg und Harburg ein großes Protestpaket ans Kultusministerium gesandt. Darin enthalten: mehr als 2000 Kinderhände, auf Papier gedruckt und einzeln ausgeschnitten. Die 2000 Handabdrücke stehen für die Kinder, die von einem Ende des Förderprogramms betroffen wären. Denn für sie ist Sprache tatsächlich der Schlüssel zur Welt, sagt Angela Hubert, Sprachfachkraft aus der Kita Hand in Hand in Jork.

Diese Handabdrücke stehen für 2000 Kinder in Sprach-Kitas im Kreis Stade und den Nachbarlandkreisen Harburg und Rotenburg. Fachkräfte haben sie gesammelt, fotografiert – und an Kultusminister Tonne geschickt.
Niedersachsenweit geht es um eine Förderung in Höhe von 24 Millionen Euro für die Stellen der 700 Fachkräfte und 60 Fachberatungen für Sprachförderung. Im neuen Koalitionsvertrag der rot-grünen Landesregierung in Niedesachsen war zunächst keine Lösung enthalten.
„Sprach-Kitas“: Bund finanziert Erhalt bis Sommer 2023
„Uns allen ist bewusst, wie bedeutend Sprachförderung für Kinder ist. Deshalb ist es mir so wichtig, eine Übergangslösung für die Sprach-Kitas zu finden“, hatte zuletzt auch Bundesfamilienministerin Lias Paus (Grüne). Diese Lösung liege nun auf dem Tisch: Der Bund werde die Infrastruktur für das Programm sowie die Gehälter der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab Januar noch für ein halbes Jahr aus Mitteln des Bundesfamilienministeriums weiterfinanziere
Für den Übergang stellt das Ministerium laut Paus 109 Millionen Euro aus dem eigenen Etat zur Verfügung. Dafür würden Bundesmittel aus dem neuen Kita-Qualitätsgesetz umgeschichtet, hieß es.
Paus betonte, dass sie mit dieser Übergangslösung die Erwartung an die Länder verknüpfe, die Sprach-Kitas ab dem Sommer aus Landesmitteln weiterzufinanzieren. Die Länder hätten so noch weitere sechs Monate Zeit, „die sprachliche Bildung nahtlos aus der befristeten Projektfinanzierung in die Dauerförderung zu überführen“, sagte Paus. „Ich appelliere an die Länder, die sich noch nicht entschieden haben, die Sprachförderung in den Kitas dauerhaft zu etablieren, diese Brücke auch zu nutzen.“ (dpa/tip)
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