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Ukraine-Krieg

Stader demonstrieren für Frieden – „Habe Angst“

Sie zeigten Flagge: Ukrainische Schülerinnen und Schüler der BBS 3 in Stade mit Lehrerin Tetyana Lykhodid (Mitte). Foto: Bisping

Sie zeigten Flagge: Ukrainische Schülerinnen und Schüler der BBS 3 in Stade mit Lehrerin Tetyana Lykhodid (Mitte). Foto: Bisping

Ein Jahr Krieg, ein Jahr nach Russlands Angriff auf die Ukraine: Um ein Zeichen zu setzen und Hoffnung zu geben, nahmen rund 150 Menschen an einer Friedensdemo in Stade teil. Viele junge Ukrainer und ihre Mütter waren dabei - um ihre Väter müssen sie bangen.

Von Alexandra Bisping Freitag, 24.02.2023, 19:28 Uhr

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Die Grüne Jugend Stade, die Grünen, die Linksjugend und die Omas gegen Rechts aus Stade und Buxtehude hatten zu der parteiübergreifenden Friedensdemo aufgerufen. Der Zug startete in der Hospitalstraße Richtung Hafen, stoppte am Parkplatz beim Salztor und endete auf dem Platz Am Sande.

Clara Kokoschka vom Vorstand Grüne Jugend - sie hatte gemeinsam mit Vorstandsmitglied Martin Lüdders die Demo auf die Beine gestellt - sagte in ihrer Rede, man wolle mit dieser Demo Solidarität zeigen mit den Opfern des Krieges und ihren Familien, aber auch diejenigen feiern, die sich seit einem Jahr ununterbrochen einsetzen. „Wir sind auch hier, um den Ukrainern zu zeigen, dass sie nicht alleine sind“, sagte Clara Kokoschka.

Ukrainische und russische Jugend muss in den Krieg

Im Krieg gebe es keine Helden, nur den Tod, sagte Redner Marlon Borchers von den Linken. Die ukrainische und russische Jugend werde in den Krieg geschickt. „Wir müssen den Wahnsinn jetzt stoppen, bevor es einen Dritten Weltkrieg gibt.“

Marion Meyer von den Omas gegen Rechts, sagte in ihrer Rede, Krieg sei ein Verbrechen an der Menschheit und die Welt sei voll von Kriegen. Familien erlitten entsetzliches Leid. Sie endete mit den Worten. „Ich habe Angst.“

Martin Lüdders machte in seiner Rede Mut. „Wir geben nicht auf, uns für Menschenrechte und Frieden einzusetzen.“ Er appellierte an die Zuhörer, das Gehörte mitzunehmen und die Welt zu verbessern, jeder kleine Schritt zähle.

Schüler der BBS Stade gingen bei Demo mit

An der Demo nahmen viele junge Ukrainer teil. Tetyana Lykhodid, Lehrerin an der BBS 3 in Stade, war ebenfalls da. „Es gibt knapp 40 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine bei uns. Sie sind alle nach Kriegsbeginn gekommen“, sagte sie. Die Hälfte von ihnen sei heute hier. Einige hätten mit ihren Müttern an der Demo teilgenommen. „Die Väter können leider nicht da sein“, fügte sie traurig hinzu. Sie selbst sei 2001 aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. Was ihre Schüler betrifft: Einige hätten beschlossen, in Deutschland zu bleiben, andere müssten sich neu finden.

Tausende Menschen gedenken der Opfer des russischen Angriffskriegs

In Hamburg haben Firmen, Vereine und Institutionen mit einer Gedenkminute und Kundgebungen ein Zeichen des Friedens gesetzt. Mehrere Tausend Menschen zogen am Freitag vom Hauptbahnhof durch die Innenstadt zum Gänsemarkt. Die Polizei vor Ort schätzte die Teilnehmerzahl auf mindestens 2500. Um Punkt 12 Uhr unterbrach die Hochbahn ihren Betrieb für eine Gedenkminute. „Gedenken an die Opfer des Ukraine-Kriegs - U-Bahnen und Busse stehen für eine Minute still“, hieß es auf Anzeigen.

„#hamburgstehtstill“ steht im U-Bahnhof Jungfernstieg auf einer Anzeigetafel. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

„#hamburgstehtstill“ steht im U-Bahnhof Jungfernstieg auf einer Anzeigetafel. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Nach Angaben der Organisatoren stoppten auch Badegäste das Schwimmen in Hallenbädern, in Supermärkten hätten Kunden still gestanden. Vor dem Polizeipräsidium versammelten sich Mitarbeiter zu der Gedenkminute. Auch der HSV twitterte, man habe sich an der Aktion beteiligt.

Auf der großen Demonstration zum Gänsemarkt trugen zwölf Frauen in traditioneller ukrainischer Tracht eine große blau-gelbe Landesflagge. Auf Schildern hieß es: „Stop Russian War Crimes!!“ und „Russland ist ein Terrorstaat“.

Große Solidarität zum Jahrestag des Krieges in der Ukraine

Auf einer 50 Kilometer langen Strecke zwischen Osnabrück und Münster demonstrierten in Niedersachsen Menschen für Frieden in der Ukraine und auf der Welt. Gegen 16 Uhr am Freitagnachmittag gelang bei Ladbergen (Kreis Steinfurt/NRW) bei regnerischem Wetter der Lückenschluss der Menschenkette auf halber Strecke zwischen den beiden Universitätsstädten.

Die Osnabrücker Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU), die Osnabrücker Landrätin Anna Kebschull (Grüne) und einer der Bürgermeister Münsters, Klaus Rosenau (Grüne), reichten sich die Hand. „Das ist ein ganz starkes Zeichen der Solidarität“, sagte Pötter.

Nach Angaben der Organisatoren hatten sich mehr als 20 000 Menschen zu der Friedenskette angemeldet. Gewerkschaften, kirchliche Gruppen, Schulen und viele weitere Bürgerinnen und Bürger bildeten die Kette. Um kurz nach 16 Uhr läuteten in vielen Kirchen entlang der Strecke die Glocken. Trotz vieler Teilnehmer gab es vor allem auf dem westfälischen Teil der Strecke einige Lücken.

Die Menschenkette auf dem Prinzipalmarkt in Münster. Foto: Christoph Reichwein/dpa

Die Menschenkette auf dem Prinzipalmarkt in Münster. Foto: Christoph Reichwein/dpa

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