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Neues Buch

Stadtgeschichte dank Deichbau an Elbe, Oste und Weser

Die Autoren des neuen Buches (von links): Norbert Fischer, Michael Schirmer, Bernd Kappelhoff, Michael Ehrhardt, Hans-Eckhard Dannenberg und Beate Fiedler. Foto: Strüning

Die Autoren des neuen Buches (von links): Norbert Fischer, Michael Schirmer, Bernd Kappelhoff, Michael Ehrhardt, Hans-Eckhard Dannenberg und Beate Fiedler. Foto: Strüning

Ohne sie geht zwischen Elbe und Weser kaum etwas. Deiche sind und waren Grundlagen für die Besiedlung der Marschen. Ein neues Buch des Landschaftsverbandes Stade stellt Deichforschung und Deichgeschichte in den Mittelpunkt – mit vielen interessanten Aspekten.

Von Lars Strüning Freitag, 17.09.2021, 08:30 Uhr

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Beate Fiedler freute sich nach langer Lockdown-Phase sehr, zur Buchvorstellung endlich mal wieder Gäste in ihrem Haus begrüßen zu dürfen. Unter ihnen eine ganze Reihe von Experten in Sachen Deichbau. Sie hatten an der Neuerscheinung „Zwischen Wattenmeer und Marschenland“ mitgearbeitet. Der Untertitel lautet: „Deiche und Deichforschung an der Nordseeküste“. Es ist der 57. Band aus der Schriftenreihe des Landschaftsverbandes.

Das klingt etwas trocken, doch die acht Beiträge lassen sich sehr lebendig lesen und erzählen von den Bemühungen und Entbehrungen der Menschen hinterm Deich. Angesichts der jüngsten Flutkatastrophen im Westen und Südwesten der Republik, sagte Beate Fiedler: „Die Geschichte hat uns überholt, das Thema ist total up to date.“

Ex-Landrat wirbt für das Buch

Dr. Hans-Eckhard Dannenberg, Geschäftsführer des Landschaftsverbandes, sprach von einem Schlusspunkt einer 20 Jahre währenden Beschäftigung mit dem Thema, dem Deichbau an Elbe, Oste und Weser. Zusammengekommen sind acht Bände mit über 4500 Seiten – und eben das frisch erschienene Buch. „Ein gutes Buch, nicht zu dick und es kostet nur 19,80 Euro“, sagte ein gut aufgelegter Gunter Armonat, Ex-Landrat in Stade und Ehrenoberdeichgraf.

„Als nicht sehr besiedlungsfreundlich“ bezeichnete Dr. Bernd Kappelhoff die Region, besondere Anstrengungen seien nötig gewesen, um die Marschen zu besiedeln. Michael Ehrhardt, ein weiterer Autor, stellte die entscheidenden Fragen: „Wie alt sind die Deiche, wer hat sie gebaut? Das wollen doch viele wissen.“ Das Buch gibt darauf Antworten.

Sorge vor dem Klimawandel

Früher, im Mittelalter, habe es viele Ringdeiche um einzelne Höfe gegeben. Dann kam die einheitliche Deichlinie für einen verbesserten Schutz. Ehrhardt: „Jeder Bauer hatte seinen Deich.“ Das hieß: Jeder Anlieger war für ein Teil des Schutzwalls zuständig. Erst später kam die Idee von Genossenschaften und der Deichverbände auf, sodass die Bewohner Geld zahlen mussten und die Verbände dafür die Arbeit verrichteten.

Michael Schirmer wagte den Blick in die Zukunft. Seine bittere, aber auch klare Situationsbeschreibung: Alle Prognosen zum Klimawandel und zur Meeresspiegelerhöhung seien eingetreten, das Gleiche gelte für steigende Temperaturen und heftige Niederschläge. Klar sei auch, dass der Klimawandel menschengemacht sei. Der Meeresspiegel könne in den nächsten 80 Jahren um bis zu zwei Meter steigen, ein Meter sei aber gesetzt.

Trennung von Marsch und Wasser

Michael Schirmer ist gerade mit der Deicherhöhung in Bremen beschäftigt. Dort, an der Weser, würde der Deich um einen Meter erhöht – mit der Option auf zwei Meter in der Zukunft. Das Problem: Woher die gute Klei nehmen, die feste Erde für den Deichbau?

Herausgeber des Buches ist der Historiker Norbert Fischer aus Hamburg. Er blickte zurück. Mit dem Deichbau wurde quasi das Wattenmeer erfunden durch die Trennung von Marsch und Wasser. Er geht auch der Frage nach: Was bedeutet der Deichbau für die Menschen, die jetzt hinterm Deich wohnen, für die Landwirte, für die Fischer, für die Schiffer?

 „Jahrhundertaufgabe“ Deichbau

Gunter Armonat sprach für die Deichverbände und von einer ungeheuren Arbeit, die den Bänden und dem Buch vorausgegangen seien: „Sie haben sich für das Deichwesen verdient gemacht.“ Armonat führte den Gästen die Dimension des heutigen Deichbaus vor Augen: Für einen Kilometer Deich, der um 1,50 Meter erhöht wird, werden zwei Millionen Euro fällig. „Eine Jahrhundertaufgabe“, sagte Armonat.

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