Stalking-Prozess: Eltern von Maddie berichten über Stress

Die Eltern des vermissten englischen Mädchens Madeleine McCann haben in einem Stalking-Prozess gegen eine Frau ausgesagt, die behauptet, ihre Tochter zu sein. (Archivbild) Foto: Sang Tan/AP/dpa
Die Eltern der 2007 verschwundenen Madeleine McCann mussten schon viel Leid durchmachen. Auch eine mutmaßliche Stalkerin, die sich als Maddie ausgibt, machte den beiden zu schaffen.
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Leicester. Die Eltern der seit 2007 vermissten Madeleine McCann haben in einem Stalking-Prozess über unzählige Versuche der Kontaktaufnahme durch eine junge Frau berichtet, die sich als Maddie ausgibt.
Sowohl Vater Gerry als auch Mutter Kate berichteten von Dutzenden Telefonanrufen durch die 24-jährige Polin Julia W., die behauptet, ihre Tochter zu sein. Zusammen mit einer 61-jährigen Mitangeklagten soll sie auch unangekündigt bei deren Haus aufgetaucht sein und einen Brief an Kate McCann geschrieben haben, der mit dem Namen von deren Tochter unterzeichnet war. Beide Frauen sind wegen Stalkings angeklagt.
Julia W. wollte Kontakt zu Maddies Schwester aufnehmen
Dabei hatten die McCanns ihr mehrfach klargemacht, dass sie nicht ihre Tochter sein könne, und sie nicht mehr von ihr kontaktiert werden wollen. Als Julia W. dann versuchte, mit Maddies Schwester Kontakt aufzunehmen, verständigten die McCanns die Polizei, die sie und ihre Unterstützerin Karen S. festnahm.
„Wenn Menschen behaupten, deine vermisste Tochter zu sein, die du so lange nicht gesehen hast, geht dir das nahe. Aber es schadet auch der Suche nach Madeleine“, sagte Gerry McCann der BBC zufolge.
Julia W. ist nach Ansicht der McCanns auf keinen Fall Maddie
Madeleine McCann verschwand im Jahr 2007 als Dreijährige bei einem Portugal-Urlaub spurlos aus der Ferienwohnung ihrer Eltern. Trotz jahrelanger Ermittlungen und großer Aufmerksamkeit durch die Medien ist ihr Schicksal ungeklärt.
Julia W. soll der Anklage zufolge die McCanns immer wieder um einen DNA-Test gebeten haben. Diese lehnten das ab. Sie sind sich sicher, dass es sich bei Julia W. nicht um ihre Tochter handeln kann. „Ich kann nicht sagen, wie Madeleine jetzt aussieht, aber wenn ich ein Foto von ihr sähe, würde ich sie erkennen“, sagte Kate McCann laut der Nachrichtenagentur PA vor Gericht. Gerry McCann sagte demnach, es ergebe keinen Sinn, dass Madeleine angeblich in Polen aufgewachsen sein soll. Die Polizei habe zudem signalisiert, dass sie nicht davon ausgehe, dass es sich bei Julia W. um Madeleine handle.
Scotland Yard behandelt den Fall Maddie noch immer als Vermisstenfall. Die Eltern wollen die Hoffnung nicht aufgeben, dass ihre Tochter womöglich noch am Leben sein könnte. Die Staatsanwaltschaft in Braunschweig verdächtigt hingegen den verurteilten deutschen Sexualstraftäter Christian B., Madeleine getötet zu haben. Zu einer Anklage kam es bisher aber nicht. Es gilt die Unschuldsvermutung. Christian B. ist nach Absitzen einer Haftstrafe wegen Vergewaltigung inzwischen auf freiem Fuß.