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Pestel-Institut

Studie: Für wen Tausende Wohnungen im Kreis Stade fehlen

Ein Krankenfahrstuhl und ein Rollator stehen vor einem Wohnhaus.

Das Pestel-Institut warnt vor einem massiven Mangel an altersgerechten Wohnungen im Kreis Stade (Symbolbild). Foto: Friso Gentsch/dpa

Wohnungen sind Mangelware - auch im Landkreis Stade. Wenn die Babyboomer in Rente gehen, könnte sich die Situation vor allem für eine Gruppe verschärfen.

Von Redaktion Mittwoch, 12.03.2025, 11:15 Uhr

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Landkreis. Wohnen im Alter? Darauf ist der Kreis Stade nicht vorbereitet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen des Pestel-Instituts im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB).

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Wenn die Babyboomer bis 2035 in Rente gehen, werden der Studie zufolge im Landkreis rund 9600 Menschen mehr im Ruhestand sein als heute – insgesamt rund 53.300.

Die Wissenschaftler warnen: „Der Wohnungsmarkt im Kreis Stade ist mit der neuen Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge komplett überfordert. Es fehlen Seniorenwohnungen“, sagt Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts.

Der Kreis Stade rast mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu.

Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts

Schon jetzt gebe es einen massiven Mangel an altersgerechten Wohnungen. In den nächsten Jahren werde sich die Situation „enorm verschlimmern“, heißt es in einer Mitteilung. „Der Kreis Stade rast mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu“, so Günther.

Studie: Bis 2045 benötigt der Kreis Stade 11.200 Seniorenwohnungen

Günther nennt dazu konkrete Zahlen: So gebe es aktuell rund 96.700 Haushalte im Landkreis Stade; in 34 Prozent davon lebten Senioren. „Bereits heute braucht der Kreis Stade rund 7500 Wohnungen für die älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Doch diese Seniorenwohnungen gibt der Wohnungsmarkt im Kreis Stade bei weitem nicht her.“

Für 2045 ermittelt die Untersuchung bei den benötigten Seniorenwohnungen einen deutlichen Anstieg: Demnach werde der Landkreis Stade in 20 Jahren rund 11.200 altersgerechte Wohnungen brauchen.

Pestel-Institut und Bundesverband üben harsche Kritik am Bund

Neben dem Neubau sei vor allem eine Sanierungsoffensive notwendig, um für mehr seniorengerechte Wohnungen im Kreis Stade zu sorgen. „Doch die ist bislang nicht in Sicht: Das Fatale ist, dass wir dazu politisch nur eine Vogel-Strauß-Taktik erleben. Statt mit einem effektiven Programm fürs Senioren-Wohnen das Problem anzupacken, hat vor allem der Bund den Kopf in den Sand gesteckt und die graue Wohnungsnot seit Jahren ignoriert“, sagt Günther.

Katharina Metzger, Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), appelliert im Zuge dessen an die Bundestagsabgeordneten von CDU und SPD aus Niedersachsen: „Das Wohnen muss bei den Koalitionsverhandlungen ein absoluter Schwerpunkt sein. Der Wohnungsbau braucht einen gewaltigen Schub.“ Es sei wichtig, dass CDU und SPD im Kreis Stade dieses „SOS-Notsignal fürs Wohnen“ deutlich nach Berlin funken.

Der Bund habe den Neubau von Wohnungen zu wenig und falsch gefördert: Statt wenige Gebäude mit übertriebener Klimaschutztechnik zu fördern, müsse der Bund künftig deutlich mehr Geld für mehr Wohnungen in die Hand nehmen, die dann auch barrierearm sein müssen. „Was er bislang in das Senioren-Wohnen investiert hat, ist nicht mehr als der Tropfen auf dem heißen Stein“, so Metzger. (pm/vdb)

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