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Hamburg

Tim Mälzer rechtfertigt Schnitzel-Preis in seinem Restaurant

Tim Mälzer kann mit dem Genörgel an angeblich zu hohen Restaurant-Preisen nichts anfangen. Foto: Brandt/dpa

Tim Mälzer kann mit dem Genörgel an angeblich zu hohen Restaurant-Preisen nichts anfangen. Foto: Brandt/dpa

Obwohl die Inflation langsam sinkt, sind Lebensmittel im vergangenen Jahr um fast 15 Prozent teurer geworden. Steigende Preise spüren nicht nur die Einkäufer im Supermarkt, sondern auch die hungrigen Gäste im Restaurant.

Montag, 17.07.2023, 08:00 Uhr

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„Niemand kann dir ein Essen für unter zehn Euro hinstellen. Das ist Quatsch!“, kritisierte nun Tim Mälzer die Billigangebote der Konkurrenz. Gegenüber dem Magazin „Stern“ erklärte der Fernsehkoch, woran sich die Preise auf seiner Speisekarte orientieren.

Nachdem eine Sylt-Urlauberin ein Foto von ihrem 25-Euro-Schnitzel auf Facebook gepostet hatte, explodierte die Kommentarspalte förmlich. Mälzer bietet sein Schnitzel in der „Bullerei“, seinem Restaurant in Hamburg, immerhin auch für 24 Euro an. Nun erklärt er den Preis.

Nur rund 2,40 Euro Gewinn pro Portion

Zunächst müsse man die Kosten für Heizung, Beleuchtung und Kühlung von 4,80 Euro pro Gast berücksichtigen: „Die haben wir schon vorgestreckt, bevor du dich überhaupt hingesetzt hast“, so Mälzer. Knapp ein Drittel des Verkaufspreises, 7,20 Euro, würde für das Personal draufgehen. Der Fleischpreis liege bei etwa 4,50 Euro, wenn man von einem Kilopreis von rund 30 Euro für die Kalbsoberschale und 150 Gramm für ein Schnitzel ausgehe. Damit hat sich das Gericht noch lange nicht amortisiert. „Butterschmalz, Panade, Kartoffel-Gurken-Salat als Beilage“ kosten 7,20 Euro, sagt Mälzer. Nicht zu vergessen seien die versteckten Kosten - etwa zehn Prozent des Schnitzelpreises: Gema-Gebühren für Hintergrundmusik und Abwasserkosten. Dass am Ende nur rund 2,40 Euro Gewinn pro Portion übrig bleiben, empört Mälzer: „Das ist kein Geschäft, das ist Blödsinn!“

Aufregerthema auch in Österreich

Mälzer ist nicht der einzige Gastronom, der sich dieser Debatte stellen muss. Auch sein Kollege Nelson Müller, der auf der Nordseeinsel Norderney ein Currywurst-Menü mit Champagner für 34 Euro anbietet, wird im Internet angefeindet. Doch auch hier scheiden sich - wie so oft - die Geister: Während die einen in den sozialen Netzwerken das „sehr feine und hochwertige Essen“ loben, kritisieren andere die „überteuerten Gerichte“.

Das Aufregerthema „Schnitzel“ erhitzt auch in Österreich Gemüter: So verteidigt der Wiener Gastronom Sepp Schellhorn in der „Kronen-Zeitung“ die umstrittenen Preise. Bei einem Wareneinsatz von rund neun Euro für ein Schnitzel, plus 18 Euro allein für die Mitarbeiter, Bratfett, Beilagen, Mehl, Semmelbrösel und Kartoffeln als Beilage und zu guter Letzt zwei Eier für die Panade bliebe dem Wirt bei geschätzten 28 Euro, die der Gast zahlen muss, nur ein Euro Gewinn. (ts/bal)

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