Unternehmer in Sorge: Wirtschaft in der Region Stade tritt auf der Stelle

Ob Einzelhndel oder Handwerk - die Wirtschaft stagniert. „Die Seitwärtsbewegung dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen“, prognostiziert Gerken von der IHK. Foto: dpa (Symbolbild)
Die Wirtschaft im Elbe-Weser-Raum schätzt ihre Lage als zufriedenstellend ein. Doch sie tritt auf der Stelle, sagt die IHK Stade angesichts ihrer aktuellen Konjunkturumfrage für den Elbe-Weser-Raum für das zweite Quartal 2023.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Laut IHK fehlen der Wirtschaft verlässliche wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen. Gleichzeitig fürchten die Unternehmen neue bürokratische Belastungen, wie die aktuelle Konjunkturumfrage zeigt.
379 Unternehmen aus dem Elbe-Weser-Raum wurden befragt; 200 Unternehmen haben geantwortet. Während sich die Lageeinschätzung in der Industrie kaum verändert hat, hat sich die Stimmung im Baugewerbe deutlich verschlechtert. Positive Signale sendet hingegen der Dienstleistungssektor.
Branchenübergreifend verläuft die wirtschaftliche Entwicklung im Elbe-Weser-Raum im zweiten Quartal weiterhin seitwärts. „Im Großen und Ganzen sind die Unternehmen zufrieden,“ berichtet Henrik Gerken, Volkswirt der IHK. Etwas mehr als jeder zweite Betrieb spricht von einem saisonüblichen Quartalsverlauf.
Noch überwiegt in den Betrieben der Optimismus
Hinzu kommen 27 Prozent (zuvor: 24 Prozent), die ihre aktuelle Geschäftslage als gut bewerten. Rund jedes fünfte Unternehmen (zuvor: 16 Prozent) sieht sie als eher schlecht an.
Die Frühindikatoren deuten nicht darauf hin, dass sich der Zustand der Wirtschaft in den nächsten Wochen und Monaten ändern wird. „Die Seitwärtsbewegung dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen“, prognostiziert Gerken.

Entwicklung der Lage und Erwartung der Unternehmen im Elbe-Weser-Raum: Die Einschnitte durch Pandemie und Ukrainekrieg sind in der Entwicklung deutlich sichtbar. Grafik: IHK
Die Erwartungshaltung der regionalen Betriebe bleibt pessimistisch. Zwar steigt der Anteil der Unternehmen, die von einer eher günstigeren Entwicklung ausgehen, von acht auf zwölf Prozent. Allerdings nimmt der Anteil der Pessimisten zu. 47 Prozent (zuvor: 39 Prozent) rechnen mit einer eher schlechteren Wirtschaftsentwicklung.
Risiko Fachkräftemangel
Das größte Risiko ist aus Sicht der Betriebe der Fachkräftemangel (64 Prozent), gefolgt von den Energie- und Rohstoffpreisen (61 Prozent). Einige Unternehmen sehen aufgrund der politischen Rahmenbedingungen eine Verunsicherung der Bevölkerung, die sich in Konsumzurückhaltung ausdrückt.
Etwas mehr als jeder zweite Betrieb kritisiert die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. „Den Unternehmen fehlt eine verlässliche Basis für ihre Entscheidungen“, kritisiert IHK-Hauptgeschäftsführer Christoph von Speßhardt.
In der Gemengelage aus hohen Energiekosten, Arbeitskräfteengpässen, ausufernder Bürokratie sowie Transformation der Wirtschaft sehen manche Unternehmen den Standort Deutschland gefährdet.
Deutschlandgeschwindigkeit auch in Verwaltungen nötig
Darüber hinaus müsste die „Deutschlandgeschwindigkeit“ bei sämtlichen Verwaltungsverfahren angewendet sowie bürokratische Hemmnisse abgebaut werden. Im Frühjahr haben deshalb die IHK-Organisation und andere Verbände dem Bundesjustizministerium mehr als 400 Vorschläge unterbreitet.
„Wir setzen darauf, dass mit dem Bürokratieentlastungsgesetz (BEG IV) noch in diesem Jahr spürbare Entlastungen auf den Weg gebracht werden“, zeigt sich der IHK-Chef optimistisch. Noch schneller müsse aber eine spürbare Entlastung bei den Energiekosten erfolgen. Vorschläge hierzu lägen auf dem Tisch, so von Speßhardt.
- IHK wirbt für landesweiten Wettbewerb
Die IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum ruft Handelsunternehmen und Standortgemeinschaften aus den Landkreisen Cuxhaven, Osterholz, Rotenburg, Stade und Verden auf, sich beim landesweiten Wettbewerb „Gemeinsam aktiv - Handel(n) vor Ort“ zu bewerben. Noch bis zum 28. August werden unter dem Motto „Starker Handel - Starke Zentren“ die acht stärksten Projekte aus Niedersachsen gesucht, die zur Belebung von Innenstädten und Zentren, zur Sicherung der Nahversorgung oder, mit einer besonders ausgefallenen Idee, zur Attraktivitätssteigerung des eigenen Standortes beitragen.
Zu gewinnen gibt es jeweils 4000 Euro. Auch Vorschläge Dritter sind willkommen. Die Sieger werden in einer von der IHK ausgerichteten Veranstaltung am 19. Oktober im Forum der Niederachsenhalle in Verden von Wirtschaftsminister Olaf Lies prämiert. Informationen zur Bewerbung:
www.wettbewerb-gemeinsam-aktiv.de

Hofft auf das Bürokratie-Entlastungsgesetz: IHK-Hauptgeschäftsführer Christoph von Speßhardt.