Zähl Pixel
Hunderte Verträge nichtig

Verwirrspiel beendet: Deutsche Glasfaser gibt in Horneburg auf

Die Deutsche Glasfaser verlegt keine Kabel in Horneburg und Agathenburg, aber in Dollern.

Die Deutsche Glasfaser verlegt keine Kabel in Horneburg und Agathenburg, aber in Dollern. Foto: Vasel

Was seit Wochen gemunkelt wurde, ist jetzt Realität: In zwei Orten der Samtgemeinde wird die Deutsche Glasfaser nicht ausbauen, in einem anderen Ort dagegen schon.

author
Von Björn Vasel
Donnerstag, 16.11.2023, 18:45 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Horneburg. Die Deutsche Glasfaser gibt Horneburg und Agathenburg auf. Der Grund: Das Unternehmen will nur als Monopolist buddeln. Doch in Horneburg hat die Glasfaser Nordwest von Telekom, EWE bereits die Nase vorn.

Vertreter der Firma „Deutsche Glasfaser Wholesale“ - kurz Deutsche Glasfaser - haben der Verwaltung der Samtgemeinde Horneburg in einem Abstimmungsgespräch am 14. November mündlich mitgeteilt, dass es in Mitgliedsgemeinden, in denen Wettbewerber bereits eine Breitbandversorgung herstellen, „keinen Ausbau seitens der Deutschen Glasfaser geben wird“.

Das bedeutet, dass im Flecken Horneburg und in der Gemeinde Agathenburg, wo bereits der Mitbewerber Glasfaser Nordwest zugange ist, kein Ausbau durch die Deutsche Glasfaser erfolgen wird, so Myriam Kappelhoff aus dem Rathaus.

Zu Beginn der Abfrage der Deutschen Glasfaser hatte Samtgemeindebürgermeister Knut Willenbockel noch per Wurfzettel an alle Haushalte geworben, einen Vertrag abzuschließen. Nach Ende der Akquisefrist tauchte dann auch plötzlich die Glasfaser Nordwest auf - wieder wohlwollend beworben aus dem Rathaus. Eine Kooperation beider Anbieter war trotz Vermittlung der Verwaltung gescheitert.

Kein Glasfaserausbau mehr: Was das für Kunden bedeutet

Kunden, die einen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser abgeschlossen haben, sollen laut laut dem Unternehmen benachrichtigt werden. Dieses hatte sich bereits im August aus der Gemeinde Jork zurückgezogen. Auch in Horneburg gab es Gerüchte, weil sechs Monate nach Erreichen der Quote von 33 Prozent der Haushalte nichts passierte. Im Oktober hatte die Deutsche Glasfaser auf TAGEBLATT-Anfrage noch behauptet, in den Startlöchern zu stehen. Lediglich die verkehrsbehördliche Anordnung fehlte angeblich.

Immerhin: In Dollern soll es für die Deutsche Glasfaser nächste Woche losgehen. Dort wäre dann das Unternehmen vor der Glasfaser Nordwest dran. Vom Konkurrenten war zuletzt zu vernehmen, man halte sein Ausbauversprechen für alle sieben Ausbaugebiete in der Samtgemeinde aufrecht.

Bundesweit Streit um Glasfaser-Doppelausbau

Der umstrittene Doppelausbau sorgt auch bundesweit für erhitzte Gemüter in Deutschlands Telekommunikationsbranche. In einem Brief an das Bundesdigitalministerium fordern die Verbände Breko, Anga und VATM, welche die Interessen von Konkurrenten der Deutschen Telekom vertreten, Maßnahmen zu ergreifen. Der strategische Doppelausbau - auch „Überbau“ genannt - sei „ein großes Problem.

Laut einer Breko-Marktanalyse vom August kann schon jeder dritte Haushalt in Deutschland an Glasfaser-Internet angeschlossen werden. Vor allem die Telekom investiert stark. Dass der Bonner Konzern mancherorts Ausbauvorhaben verkündet, obwohl dort schon ein kleineres Unternehmen Pläne bekanntgegeben oder umgesetzt hat, führt zu Kopfschütteln in der Branche. Denn wenn ein marktbeherrschendes Unternehmen seine Muskeln spielen lässt, kommen die Kleinen unter Druck, ohne dass dem Internetausbau insgesamt damit gedient sei, so die Kritik.

Die Telekom argumentiert hingegen, dass der Infrastrukturwettbewerb gut sei für die Verbraucherinnen und Verbraucher, die dadurch eine Wahlmöglichkeit haben. Deutschlandchef Srini Gopalan warnt davor, mit dem Prinzip des freien Marktes zu brechen und Investitionen der Telekom in bestimmten Gebieten blockieren zu wollen. Das würde Wettbewerb verhindern. „Und im Klartext heißt das, Deutschland bekäme ganz viele, lokal begrenzte Glasfasermonopole“, sagt der Manager. „Das ist Kleinstaaterei und kann nicht der digitale Weg sein, den eine der führenden Wirtschaftsnationen einschlägt.“

Weitere Themen

Weitere Artikel