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Interview

Von TKKG bis Notruf Hafenkante: So geht es Fabian Harloff heute

Fabian Harloff spielt seit 15 Jahren bei der Vorabendserie „Notruf Hafenkante“ mit. Foto: privat

Fabian Harloff spielt seit 15 Jahren bei der Vorabendserie „Notruf Hafenkante“ mit. Foto: privat

Es ist wie ein Heimspiel: Praktisch um die Ecke vom fiktiven „Elbkrankenhaus“ in der TV-Serie „Notruf Hafenkante“ am Hafenrand trifft Darsteller Fabian Harloff im Hotel „Madison“ TAGEBLATT-Mitarbeiter Manfred Ertel zum Gespräch.

Von Manfred Ertel Sonntag, 24.09.2023, 12:00 Uhr

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Sind Sie tief in Ihrem Herzen eigentlich heimlich ein Rocker?

Eigentlich bin ich Rocker aus tiefster Seele, und das mehr denn je. Damit meine ich nicht, dass ich im Moment vor allem Rock-Musik mache. Rock’n’Roll ist für mich einfach ein Lebensgefühl, das mich mein Leben lang begleitet hat und auch weiter begleiten wird.

Wären Sie statt erfolgreicher Schauspieler gern ein Rock- oder Schlagerstar geworden?

Ich arbeite immer noch daran (lacht). Im Ernst: Ich habe ja durchaus Erfolge als Musiker oder auch als Songschreiber. Grad letztes Jahr habe ich einen Song für das neue Album von Truck Stop mit geschrieben oder mit Andreas Cisek, dem Sänger und Frontmann von Truck Stop, das Album „Weihnachtshelden“ rausgebracht. Ich liebe Musik, ich brauche Musik. Auch wenn ich mit Musik vielleicht nicht so erfolgreich bin wie mit der Schauspielerei. Ich habe ja auch in Musicals gespielt, im letzten Jahr zum Beispiel den Jules Verne im Fantasy-Musical „20.000 Meilen unter dem Meer“.

Die „schönste Rolle im Leben“ war die als Buddy Holly im gleichnamigen Musical, haben Sie mal gesagt. Warum?

Da konnte ich alles vereinen, ich bin zwar ein eher schlechter Gitarrist (lacht), aber ein leidenschaftlicher. Ich konnte in meiner Rolle Gitarre spielen, ich konnte singen, ich konnte mit einer Band zusammen sein, das hat mich schon sehr erfüllt. Mit der Band spiele ich teilweise noch immer zusammen, zum Beispiel im Musikkrimi „Mord am Mikro“. Ich bleibe dem Rock und der Musik also treu.

Als Teenager waren Sie mehrfach Titelfigur der Jugendzeitschrift „Bravo“...

Zweimal, meine ich, und es gab sehr viele Poster...

Was hat dieser Star-Kult mit Ihnen gemacht?

Ich war ja sehr jung und ging noch zur Schule, als mich das alles ein bisschen überfiel. Die vielen Fotos und Geschichten, das Schminken dafür. Es passierten auch viele komische Sachen. Als ich mit meiner Band den Schulchor begleitete, musste das Konzert abgebrochen werden, weil plötzlich die Bühne gestürmt wurde. Ich bin aber trotzdem relativ auf dem Boden geblieben und nicht ausgeflippt, denn ich kannte das alles von meinem Freund Patrick Bach, der damals schon berühmt war. Und natürlich von meinem Vater aus der Schauspiel-Branche. Ich wusste immer, dass hinter Erfolg harte Arbeit steht. Ich fand mich nie unglaublich toll.

Können Sie eigentlich noch hören, dass Sie einer prominenten Schauspielfamilie seit Generationen entstammen?

Warum nicht? Das hat ja was damit zu tun, wo ich heute stehe. Es lag einfach nahe, dass mein Bruder und ich zum Beispiel mitgemacht haben bei der „Sesamstraße“, wenn mein Vater neue Folgen gedreht hat. Dabei wollte er das eigentlich gar nicht unbedingt. Denn er kannte ja das unwägbare Leben eines normalen Schauspielers und wollte mich eigentlich davor bewahren, nur zu schauspielern. Als die ersten sechs Folgen von TKKG gedreht waren, war ich gerade 16, und er hat mir damals angeboten, dass ich mit meinem Kumpel vier Wochen lang per Interrail durch Europa reisen dürfte, wenn ich keine zweite Staffel drehen würde. Ich habe mich dann für Interrail entschieden.

War Ihre Liebe zur Musik auch ein Stück Emanzipation von der Familientradition?

Nein, in meiner Familie wurde härteste Klassik gehört, Wagner zum Beispiel. Als Kind hatte ich zwar Angst vor dem „Fliegenden Holländer“, aber die Melodien fand ich schon toll. Und zu Weihnachten war es selbstverständlich, dass wir uns „Hänsel und Gretel“ von Humperdinck in der Oper anhörten. Das fand ich alles super. Ich liebe bis heute klassische Musik, Tschaikowski zum Beispiel, und hatte auch klassischen Klavierunterricht.

Und sind doch bei Rock und Pop gelandet?

Irgendwann sah ich dann einen Film mit Elvis Presley. Der hatte eine Gitarre in der Hand und um sich herum ganz viele Mädchen und Frauen, die ihn anhimmelten. Das hat was mit mir gemacht. Ich fing an, mir selber Gitarre beizubringen und wollte Musik wie Elvis machen. Es ist zwar Buddy Holly geworden, hat ja aber geklappt, auch bei den Mädchen. Das war, wenn ich ehrlich bin, auch ein Grund.

Seit mehr als 15 Jahren sind Sie fester Bestandteil der Vorabendserie „Notruf Hafenkante“ und als Notarzt Phillip Haase nicht wegzudenken. Wissen Sie eigentlich, in wie vielen Folgen inzwischen?

Da müsste ich nachgucken (lacht), Moment (scrollt in seinem Handy). Laut meinen Mails sind wir gerade im Drehbuch-Block für die Folgen 464 bis 468.

Wird so eine Rolle nicht irgendwann mal langweilig?

Im Gegenteil: Sie wird immer besser und interessanter, weil ich inzwischen verstehe, was ich da als Notarzt spiele. Ich muss ja oft in unheimlich kurzer Zeit unheimlich viele Informationen loswerden, wenn ich Patienten verarzte und ins Krankenhaus einliefere. Da habe ich mich am Anfang schwergetan. Inzwischen weiß ich das sehr genau, auch weil wir einen medizinischen Mitarbeiter haben. Aber ich bin immer noch Hypochonder, daran hat sich nichts geändert.

Also ein Sechser im Lotto?

Vielleicht kein Sechser, eher ein Vierer, denn es ist ja keine Hauptrolle. Aber ich liebe diese Rolle und bin sehr glücklich, einen festen Anker zu haben. Und es ist für mich zusätzlich ein großes Glück, dass ich in Hamburg drehen darf, wo meine Kinder noch so klein sind.

Sie würden gern größere Herausforderungen haben, haben Sie mal gesagt - was für welche zum Beispiel?

Ich habe ja früher viele Filme als Hauptrolle getragen, natürlich wünscht man sich so etwas wieder. Durch „Notruf Hafenkante“ bin ich aber oft festgelegt und es ist schwer, andere Dinge wahrzunehmen. Dann musste ich auch schon mal für eine Rolle Tennis lernen oder Boxen, mich also intensivst vorbereiten. Ganz neue Welten zu entdecken - das würde ich auch sehr gern mal wieder.

Nimmt man Ihre Film-Vita zum Maßstab, scheinen Sie ein spezieller Typ für Serien zu sein. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Man sucht sich die Sachen so ja nicht unbedingt aus. Bei meinem Bruder Marek ist es ganz anders gelaufen. Der hat zwei oder drei Mal den Bösen gespielt und ist jetzt darauf ein bisschen festgelegt. Ich habe früher öfters mal den netten Sohn oder Lieblingsschwiegersohn gespielt, da sind dann wohl die Weichen für mich gestellt worden. Ich finde das aber auch nicht schlimm, denn ich bin damit sehr gut gelaufen. Außerdem hat man mit Serien ja auch ein stetigeres Einkommen, als wenn man hier und da mal einen Film macht. Aber den einen oder anderen Film würde ich gerne noch drehen.

„Ich liebte das Großstadtleben“, singen Sie auf Ihrem letzten Album, aber die Stadt habe sie „lahm und leer gelebt“ - wie autobiografisch ist der Text?

Ich liebte und lebte das Großstadtleben, das ist ganz wichtig. Und das ist autobiografisch. Ich wohnte lange in Uni-Nähe unmittelbar neben den Kammerspielen, ich hatte es zu Fuß nicht weit zur Alster oder zum Kiez, und das habe ich lange ausgenutzt. Meine Sturm- und Drangzeit war bestimmt zehn Jahre länger als normal. Irgendwann fühlte ich mich aber unbefriedigt in der Stadt. Ich glaube, ich war wohl zu laut für die Stadt und die war zu laut für mich.

Das Album heißt „Auf dem Land“ und manches klingt wie eine Hommage an das Landleben - fühlen Sie das wirklich so?

Das ist total ernst gemeint. Ich bin vor sieben Jahren aufs Land gezogen, wir haben einen kleinen Bauernhof, zwei Pferde, Hund und Katze. In unserem Dorf ist nix, nur 30 Pferde. Ich liebe es, wenn man im Herbst den Morgen riechen kann, wie es im Text eines meiner Lieder heißt. Ich mag es, wenn man weit gucken kann. Ich liebe die Freiheit und die Natur. Ich habe 30 Jahre in der Stadt gelebt, das reicht.

Hand aufs Herz, vermissen Sie oder die Familie die Stadt mit der Vielfalt von Schulen, Sport, Restaurants oder Kultur nicht auch manchmal?

Ich habe noch keinen einzigen Tag die Stadt vermisst. Das Einzige, was ich vermisse, sind gute Pizza- oder Lieferdienste. Deswegen habe ich mir einen Pizza-Ofen gekauft. So ist das eben auf dem Land, da macht man vieles selber. Ich habe die Großstadt, wenn ich drehe oder auf Tournee bin. Das reicht mir.

Ein Lied widmen Sie dem „besten Freund“, Ihrem Hund Alwin. Ist Ihr Zuhause zu frauenlastig?

Definitiv (lacht)! Aber wir haben Gott sei Dank auch einen Kater und zwei männliche Pferde. Es ist schon manchmal eine Herausforderung mit drei Frauen im Haushalt, aber ich nehme das mit Humor. Trotzdem müssen Alwin und ich zusammenhalten.

Bitte ergänzen Sie...

Wenn ich zurzeit Musik höre, dann... am liebsten Modern-Country, meistens im Radio auf einem speziellen Country-Sender.

Live-Konzerte großer Bands finde ich... inzwischen viel zu überteuert.

Landleben ist besser als sein Ruf, weil ... Landleben überhaupt keinen schlechten Ruf hat und man da einfach frei ist.

Wenn ich in Hamburg erkannt und als „Hase“ angesprochen werde, ... sage ich immer: Doktor Haase, bitte.

Als Musical-Thema würde mich reizen, ... was nicht zu musicalmäßig ist, sondern immer auch in Richtung Rock geht. Jules Verne fand ich schon ziemlich geil.

Zur Person

Schon mit vier Jahren stand Fabian Harloff (53) das erste Mal vor der Kamera - für die „Sesamstraße“ unter der Regie seines Vaters Jan. Als 15-Jähriger übernahm er für sechs Folgen eine der Hauptfiguren in der Serie „TKKG“ und wurde über Nacht zum Teenie-Star. Harloff ist in Hamburg geboren und in Großhansdorf (Kreis Stormarn) aufgewachsen. Sein Großvater war Synchron-Regisseur, sein Vater führte unter anderem für die „Sesamstraße“ viele Jahre lang Regie. Seine Mutter war Regieassistentin, sein Bruder Marek ist Schauspieler. 1987 spielte er für den Film „Gin, Tonic und Bananensaft“ an der Seite seines Freundes Patrick Bach auch die Musik ein - und brachte es auf die Titelseite der „Bravo“. Harloff veröffentlichte mehrere CDs und schrieb mit an Hits wie „Du musst ein Schwein sein“ (Die Prinzen). Ab 1998 spielte er vier Jahre lang die Hauptrolle im Musical „Buddy Holly“. Nach zahlreichen Film- und TV-Rollen spielt er seit 2007 in der ZDF-Vorabendserie „Notruf Hafenkante“ den Notarzt Phillip Haase. Harloff lebt mit seiner Frau und den beiden kleinen Töchtern vor den Toren Hamburgs auf dem Land. Dort hat er gerade ein Album mit deutschem Country-Pop fertiggestellt: „Angekommen“.

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