Vor diesen Aufgaben steht Kehdingens neue Kulturmanagerin

Karen Hertlein will die Kulturangebote in Kehdingen besser miteinander vernetzen . Foto: Helfferich
Die Gemeinde Drochtersen und die Samtgemeinde Nordkehdingen haben gemeinsam eine Kulturmanagerin engagiert. Karen Hertlein hat zu Jahresbeginn ihre Stelle angetreten. Vor welchen Aufgaben sie steht und worauf sie sich am meisten freut.
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„Bisher hatten wir so einen Ansprechpartner nicht“, sagt Erika Hatecke, Samtgemeindebürgermeisterin in Nordkehdingen. Lange Zeit war das auch nicht notwendig. Doch mit dem Kornspeicher in Freiburg und der Kulturscheune in Drochtersen sind zwei Veranstaltungsorte mit vielfältigen Möglichkeiten hinzugekommen. Damit diese nicht mit traditionell verwurzelten Angeboten kollidieren, soll nun ein Netzwerk geschaffen werden, das sich auch nach außen besser vermarkten lässt. Gemeinsam mit Drochtersen hat sich Nordkehdingen um das Förderprogramm „Zukunftsräume Niedersachsen“ beworben und den Zuschlag erhalten. Die Stelle der Kulturmanagerin wurde im vergangenen Jahr ausgeschrieben. Sechs Bewerbungen seien eingegangen, so Drochtersens Bürgermeister Mike Eckhoff. Karen Hertlein bekam den Zuschlag.
Es ist der erste feste Job der 25-Jährigen. Aufgewachsen in Nordrhein-Westfalen, hat sie Kulturmanagement in Lüneburg und in Bremen studiert. „Ich habe immer parallel zum Studium als studentische Hilfskraft oder freie Mitarbeiterin gearbeitet“, erzählt sie, bei Festivals, in der Kinder- und Jugendarbeit oder bei den Nordischen Filmtagen. „Es ist schwer, sich auf ein Medium festzulegen“, sagt Hertlein. Daher hat sie sich auf die Stelle in Kehdingen beworben: „Sie ist vielseitig und ich kann in vielen Bereichen reinschnuppern.“
Kulturschaffende sollen sich nicht als Konkurrenz erleben
Mit der Kulturscheune, dem Historischen Kornspeicher und dem Natureum in Balje sind drei recht große Player in Kehdingen dabei. Hinzu kommen die kleineren Vereine, wie der Heimathof Hüll oder die Plattdeutschen Theater, und die traditionell verankerten Feste, wie das Blütenfest in Drochtersen oder die Weihnachtsmärkte.
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Ziel ist, die kulturellen Akteure in Drochtersen und Nordkehdingen zusammenzuführen. Sie sollen sich nicht als Konkurrenz erleben, sondern sich ergänzen und kooperieren. „Wenn der Kornspeicher in Freiburg im Sommer die Kinderuni anbietet, warum bietet dann nicht die Kulturscheune in Drochtersen auch Kurse an?“, nennt sie ein Beispiel. Ein wesentliches Instrument soll ein gemeinsamer Veranstaltungskalender sein. Der sei nicht nur für die Kehdinger wichtig, sondern auch für den Tourismus, damit die Gäste finden, was wo stattfindet. Als eine weitere Aufgabe sieht sie, Förderprogramme zu durchforsten, um Gelder einzuwerben. Damit seien Ehrenamtliche oft überfordert.
Mit dem Fahrrad in Kehdingen unterwegs
Derzeit lernt Hertlein die Akteure vor Ort kennen, was aufgrund der Pandemielage nicht ganz einfach ist. Vieles läuft über Video. „Ich taste mich so langsam durch das Kehdinger Land.“ So tariere sie aus, „welche Ressourcen Kehdingen hat, wo können wir kooperieren, wo kann ich Hilfestellung geben und wie können wir das Ehrenamt nachhaltig unterstützen. Dafür müssen wir Strukturen schaffen.“ „Das war uns gleich aufgefallen, ihre Wertschätzung des Ehrenamtes“, erzählt Erika Hatecke, Samtgemeindebürgermeisterin in Nordkehdingen.
Karen Hertlein ist gespannt auf das Leben auf dem Land. Das Plattdeutschbuch liegt bereits auf dem Tisch und aufs Boßeln freut sie sich. „Das Land hat mich schon immer gereizt“, sagt sie. Dabei stellt sie sich im weitläufigen Kehdingen einer besonderen Herausforderung: Die meisten Wege erledigt sie mit dem Fahrrad, manchmal auch mit dem Bus, denn einen Führerschein hat sie nicht. Immerhin kann sie auf das Lasten-E-Bike der Gemeinde Drochtersen zurückgreifen.
Das sind die Zukunftsräume Niedersachsen
Das Förderprogramm „Zukunftsräume Niedersachsen“ fördert Kommunen mit mindestens 10.000 Einwohnern. Ziel ist, Kooperationen innerhalb der Kommunen zu initiieren und Projekte mit Ankerfunktion im ländlichen Raum zu stärken. Das nun geförderte Pilotprojekt der Gemeinde Drochtersen und der Samtgemeinde Nordkehdingen läuft über drei Jahre und heißt Koordination Kulturnetz Kehdingen (KKK). Es kostet insgesamt 244.500 Euro inklusive Personalkosten, Sachkosten und Honorare. Bezuschusst wird es vom Land zu 60 Prozent mit 146.700 Euro. Vom Eigenanteil von 97.800 Euro übernimmt die Gemeinde Drochtersen zwei Drittel und die Samtgemeinde Nordkehdingen ein Drittel.