Alle Transfers am „Deadline-Day“ – und eine brisante Personalie
Bayern Münchens Neuzugang Sacha Boey war mit 30 Millionen der teuerste Transfer des Winters. Foto: Sven Hoppe/dpa
Einmal 30 Millionen, einmal 23 - und dann lange nichts: Im aktuellen Transferfenster der Fußball-Bundesliga wurden diesmal überschaubare Summen bewegt.
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Düsseldorf. Der Winterschlussverkauf ist nicht mehr, was er mal war - das gilt offenbar auch für die Fußball-Bundesliga. Bis zum sogenannten Deadline Day warteten Transfer-Junkies vergeblich auf den großen Star-Einkauf oder Mega-Transfer.
Zwar setzte kurz vor Schluss mancherorts doch noch das hektische Treiben und Prüfen von Optionen ein. Wirklich Geld in die Hand nahmen aber nur der FC Bayern München mit kolportierten 30 Millionen Euro für Sacha Boey von Galatasaray Istanbul und RB Leipzig mit angeblich 23 Millionen für Eljif Elmas von der SSC Neapel. Während der Franzose Boey die Münchner Baustelle hinten rechts schließen soll, ist der Nordmazedonier Elmas als Nachfolger für die nach New York abgewanderte Club-Ikone Emil Forsberg vorgesehen.
Vorgezogener Wechsel von Zaragoza zum FC Bayern perfekt
Die Bayern sicherten sich noch den spanischen Offensivspieler Bryan Zaragoza vom FC Granada. Wie die Münchner am Donnerstag mitteilten, schließt sich der 22-Jährige zunächst auf Leihbasis bis zum Saisonende dem von Verletzungssorgen geplagten deutschen Fußball-Rekordmeister an. Danach greife die Vereinbarung mit Zaragoza aus dem Dezember vergangenen Jahres. Dieser Vertrag läuft dann bis zum 30. Juni 2029. Zaragoza kostet die Münchner rund 13 Millionen Euro.
Die restlichen Transfers sind in Bezug auf die Ablösesummen weit weg von zweistelligen Millionenbeträgen. Die halbwegs prominenten Zugänge, die es gab, wurden meist geliehen, zumindest im ersten Schritt. Und das überwiegend aus den aufgeblähten Kadern der Premier-League-Clubs. So kamen Eric Dier (Tottenham Hotspur) von den Bayern, Rückkehrer Jadon Sancho (Manchester United) und Ian Maatsen (FC Chelsea) von Borussia Dortmund oder auch Sasa Kalajdzic (Wolverhampton Wanderers) und Donny van de Beek (Manchester United) von Eintracht Frankfurt in die Bundesliga. Die Hessen holten zudem noch Stürmer Hugo Ekitike vom französischen Meister Paris Saint-Germain auf Leihbasis.
Boateng zu Medizincheck bei US Salernitana in Italien
Für mehr Schlagzeilen sorgte am letzten Transfertag der bevorstehende Wechsel des ehemaligen Fußball-Nationalspielers Jérôme Boateng zum italienischen Club US Salernitana. Der 35 Jahre alte frühere Weltmeister habe sich am Donnrstag den medizinischen Untersuchungen beim derzeitigen Tabellenletzten der Serie A in Salerno in Süditalien unterzogen, um den Transfer voranzutreiben, berichtete die Zeitung „Gazetta dello Sport“.

Will die Arbeitslosigkeit hinter sich lassen: Jérôme Boateng. Foto: Tom Weller/dpa
Boateng, der zuletzt in Frankreich bei Olympique Lyon gespielt hatte, landete bereits am Mittwoch in Italien. Auf Videos in den sozialen Medien war zu sehen, wie Boateng an einem Hotel ankam und von Fotografen empfangen wurde. In Salerno traf er sich mit Cheftrainer Pippo Inzaghi und den Spielern des Vereins. Der mögliche Transfer des Deutschen wird in Italien mit Spannung erwartet. „Ein Weltmeister für Salernitana“ titelte etwa die „Gazzetta“.
Wie die „Gazzetta“ weiter berichtete, soll Boateng einen Fünf-Monats-Vertrag bis zum Ende der Saison mit Aussicht auf Verlängerung erhalten. An den Verhandlungen sei sein ehemaliger Bayern-Mitspieler Franck Ribéry beteiligt gewesen. Mit Boatengs Vertragsunterschrift wird demnach am Freitag gerechnet. Da er seit rund sechs Monaten vereinslos ist, gilt für ihn das sonst strenge Transferfenster bis Donnerstagabend nicht.
Boateng war bei der WM 2014 in Brasilien mit Deutschland Weltmeister geworden. Mit dem FC Bayern gewann er zweimal die Champions League. Zwischenzeitlich hatte es auch Gespräche über eine Rückkehr zu den Bayern gegeben. Sein Halbbruder Kevin-Prince Boateng hatte bereits in Italien gespielt, unter anderem beim AC Mailand und in Florenz.
Zurückhaltung in Bundesliga: Viele Leihen, wenig Stars
Auch Tabellenführer Bayer Leverkusen tätigte nur einen Transfer, ebenfalls auf Leihbasis. Und Stürmer Borja Iglesias von Betis Sevilla wurde auch nur deshalb geholt, weil Victor Boniface bis April ausfällt.
Kurz vor dem Transferende sorgten zumindest auch noch drei Transfers von Kurzzeit-Nationalspielern für Aufsehen. Vor allem der von Mo Dahoud zum VfB Stuttgart. Auch der Ex-Dortmunder wurde zunächst aus der Premier League von Brighton & Hove Albion geliehen. In diesem Fall mit Kaufoption. Die beiden anderen liefen Bundesliga-intern ab. Nadiem Amiri, der für Leverkusen am Wochenende gegen Borussia Mönchengladbach noch in der Startelf gestanden hatte, ging zum Abstiegskandidaten FSV Mainz 05. Der seit Ende August auf ein Pflichtspiel-Tor wartende Stürmer Kevin Behrens wechselte wie Max Kruse vor zwei Jahren im Winter von Union Berlin zum VfL Wolfsburg.
Der in den Keller abgerutschte Champions-League-Teilnehmer Union hatte mit acht Abgängen und drei Zugängen die höchste Fluktuation. Bei den drei noch hinter den Berlinern platzierten Clubs war das Kommen und Gehen nicht ganz so rege. Die Mainzer holten neben Amiri in Jessic Ngankam aus Frankfurt noch einen weiteren Offensivspieler, Schlusslicht Darmstadt lieh Julian Justvan aus Hoffenheim, den Bundesliga-erfahrenen Ex-Bochumer Gerrit Holtmann und Torjäger Sebastian Polter aus Schalke.
Kölner geben sich gelassen
Der 1. FC Köln durfte wegen der FIFA-Transfersperre gar keine Spieler verpflichten, gab im Gegenzug aber sogar noch drei ab. Die Aktivitäten der Konkurrenz flößen den Kölnern nach eigener Auskunft aber keinen großen Schrecken ein. „Da schmerzt nichts, wir nehmen die Situation an, wie sie ist“, sagte Lizenspiel-Leiter Thomas Kessler: „Natürlich verfolgen wir, was die Konkurrenz macht. Aber gerade im Winter ist es eh nicht so einfach, sich zu verstärken. Daher bin ich gespannt, wie es bei den Konkurrenten funktioniert.“
Mehr schmerzen wird die Kölner das Verbot im Sommer, wenn die Konkurrenten wohl wieder fleißig und mit einigem Finanz-Volumen versuchen, ihre Kader umzubauen.
Die Winter-Transfers der Fußball-Bundesligisten
- Bayer Leverkusen:
Zugänge: Borja Iglesias (Betis Sevilla/ausgeliehen)
Abgänge: Nadiem Amiri (FSV Mainz 05/1)
- Bayern München:
Zugänge: Sacha Boey (Galatasaray Istanbul/30), Eric Dier (Tottenham Hotspur/ausgeliehen), Bryan Zaragoza (FC Granada/ausgeliehen)
Abgänge: -
- VfB Stuttgart:
Zugänge: Mahmoud Dahoud (Brighton & Hove Albion/ausgeliehen)
Abgänge: Mateo Klimowicz (Atlético San Luis/0,7), Thomas Kastanaras (SSV Ulm/verliehen)
- Borussia Dortmund:
Zugänge: Jadon Sancho (Manchester United/ausgeliehen), Ian Maatsen (FC Chelsea/ausgeliehen)
Abgänge: Giovanni Reyna (Nottingham Forest/verliehen)
- RB Leipzig:
Zugänge: Eljif Elmas (SSC Neapel/23)
Abgänge: Fabio Carvalho (FC Liverpool/Leihende), Emil Forsberg (New York Red Bulls), Timo Werner (Tottenham Hotspur/verliehen), Ilaix Moriba (FC Getafe/verliehen), Caden Clark (Minnesota United), Angeliño (AS Rom/verliehen), Hugo Novoa (FC Villarreal/verliehen)
- Eintracht Frankfurt:
Zugänge: Hugo Ekitike (Paris St. Germain), Sasa Kalajdzic (Wolverhampton Wanderers), Donny van de Beek (Manchester United)
Abgänge: Jens Petter Hauge (Bodo Glimt/verliehen), Jessic Ngankam (Mainz 05/verliehen)
- SC Freiburg:
Zugänge: Attila Szalai (TSG 1899 Hoffenheim/ausgeliehen), Florent Muslija (SC Paderborn)
Abgänge: -
- TSG Hoffenheim:
Zugänge: David Jurasek (Benfica Lissabon/ausgeliehen)
Abgänge: Kevin Vogt (1. FC Union Berlin/1), Attila Szalai (SC Freiburg/verliehen), Julian Justvan (SV Darmstadt 98/verliehen), Joshua Quarshie (Fortuna Düsseldorf/verliehen), Diadié Samassékou (FC Cadiz/verliehen)
- Werder Bremen:
Zugänge: Julián Malatini (Defensa y Justicia/2), Skelly Alvero (Olympique Lyon/ausgeliehen), Isak Hansen-Aaröen (Manchester United)
Abgänge: Nicolai Rapp (Karlsruher SC)
- 1. FC Heidenheim:
Zugänge: -
Abgänge: -
- VfL Wolfsburg:
Zugänge: Kevin Behrens (1. FC Union Berlin/4)
Abgänge: Felix Lange (SV Rödinghausen/verliehen), Philipp Schulze (Hallescher FC/verliehen)
- Borussia Mönchengladbach:
Zugänge: -
Abgänge: Hannes Wolf (New York City FC), Yvandro Borges Sanches (NEC Nijmegen, verliehen)
- FC Augsburg:
Zugänge: Kristijan Jakic (Eintracht Frankfurt/ausgeliehen)
Abgänge: Aaron Zehnter (SC Paderborn), Masaya Okugawa (Hamburger SV/verliehen), Irvin Cardona und Nathanaël Mbuku (beide AS St. Etienne/verliehen), David Colina (Velje BK/verliehen), Frederik Winther (Estoril Praia/verliehen), Japhet Tanganga (Tottenham Hotspur/war ausgeliehen)
- VfL Bochum:
Zugänge: Andreas Luthe (1. FC Kaiserslautern), Agon Elezi (NK Varaždin)
Abgänge: Mats Pannewig (SC Wiedenbrück, verliehen),Jordi Osei-Tutu (PAS Giannina), Lys Mousset (ohne Verein)
- 1. FC Union Berlin:
Zugänge: Chris Bedia (Servette Genf/2), Yorbe Vertessen (PSV Eindhoven/4,5), Kevin Vogt (TSG Hoffenheim/1)
Abgänge: Sheraldo Becker (Real Sociedad/3), Kevin Behrens (VfL Wolfsburg/4) Leonardo Bonucci (Fenerbahce Istanbul), Laurenz Dehl (SK Austria Klagenfurt), Keita Endo (FC Tokio/verliehen), David Fofana (FC Chelsea/Leihende), Aljoscha Kemlein (FC St. Pauli/verliehen), Yannic Stein (VfB Lübeck/verliehen)
- 1. FC Köln:
Zugänge: -
Abgänge: Mathias Olesen (Yverdon Sport FC/verliehen), Dimitrios Limnios (Panathinaikos Athen), Noah Katterbach (Hamburger SV)
- FSV Mainz 05:
Zugänge: Nadiem Amiri (Bayer Leverkusen/1), Jessic Ngankam (Eintracht Frankfurt/ausgeliehen)
Abgänge: -
- SV Darmstadt 98:
Zugänge: Gerrit Holtmann (VfL Bochum/ausgeliehen), Julian Justvan (SG 1889 Hoffenheim/ausgeliehen), Sebastian Polter (Schalke 04/ausgeliehen)
Abgänge: -