Wie Frauen aus Wischhafen Glück verteilen

Die ehemaligen Häkel-Damen beim Kartenspiel vor der Corona-Pandemie: Ria Scholtissek, Anke Marx, Heidi Paasch, Annelie Zielke, Marion Dieckmann.
Sie sind klein, sie sind bunt und sie zaubern manchem oder mancher ein Lächeln ins Gesicht: gehäkelte Sorgenwürmchen. In Wischhafen wird wie wild gehäkelt. Und die kleinen Glücksbringer wurden umbenannt: in Glückswürmchen.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Anke Marx aus Wischhafen hat die Sorgenwürmchen im Internet entdeckt. Sie werden gehäkelt und mit einem Text versehen ausgesetzt, damit andere sie finden und sich daran freuen. „Gute Idee“, dachte Anke Marx, nahm eine Häkelnadel in die Hand und flugs war ihr erstes Würmchen fertig. Ihre Tochter Verena Marx-Dieckmann, Schulleiterin der örtlichen Grundschule, war so angetan, dass sie gleich 30 weitere für ihre Schüler in Auftrag gab.
Da dachte Anke Marx, dass die kleinen Würmchen doch wunderbar in die Wischhafener Weihnachtstanne vor das Servicebüro passen könnten. Allerdings waren ihr Text und Name zu traurig. Sie taufte die Glücksbringer in Glückswürmchen um und reimte einen kleinen Text dazu. So wurden die Würmchen, die eigentlich eher an die Raupe Nimmersatt erinnern, in die Tanne gehängt. Und kaum eins verweilte mehr als einen Tag dort.
Davon bekam auch Samtgemeindebürgermeisterin Erika Hatecke Wind, die in Oederquart und Wischhafen auch Gemeindedirektorin ist. Für die jeweiligen Senioren-Weihnachtsfeiern orderte sie gleich mehrere Glücksbringer.

So sehen die Glückswürmchen aus Wischhafen aus. Fotos: Marx
Spenden-Würmchen für die DKMS
Das war der Zeitpunkt, an dem Anke Marx erkannte, dass sie Hilfe benötigte: Also spannte sie ihre ehemalige Handarbeitsgruppe ein, und fünf Damen begannen, eifrig zu häkeln. Schließlich schlug eine Frau des Quintetts vor, mit den Glückswürmchen Spenden für die Aktion „Alle für Peer“ zu sammeln. Mit Erfolg: 500 Würmchen wurden gehäkelt und gegen eine Spende von mindestens 50 Cent abgegeben. Der Erlös geht an die DKMS, die für Peer Kohlmey aus Krummendeich einen Stammzellenspender gesucht und gefunden hat.
Eine märchenhafte Geschichte, fand Anke Marx und schrieb sie auf. Nicht nur, dass die fünf „Ladys“ Peer Kohlmey mit ihrer Häkelei helfen konnten, „diese Aktion hat auch uns Frauen wieder näher zusammengebracht. Durch Corona hatten wir uns kaum noch gesehen und ein wenig voneinander entfernt“.