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Camper Friedhof

Wie Stade künftig der NS-Opfer gedenkt

Vorbildlich: die Gräber des Kriegsgefangenen Jerzy Kobylinski und des KZ-Häftlings Fernando Defaux auf dem Garnisonsfriedhof. Foto: Michael Quelle

Vorbildlich: die Gräber des Kriegsgefangenen Jerzy Kobylinski und des KZ-Häftlings Fernando Defaux auf dem Garnisonsfriedhof. Foto: Michael Quelle

47 unter den Nazi-Gräueltaten gestorbene Kinder sind auf dem Camper Friedhof begraben. Eine Info-Tafel soll bald an ihre traurige Geschichte erinnern.

Von Anping Richter Mittwoch, 09.11.2022, 08:00 Uhr

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Sie wurden aus ihrer Heimat verschleppt und in Deutschland zur Arbeit gezwungen. Doch 1943 wollten die Stader nicht, dass die verstorbenen Zwangsarbeiter, die unter ihnen gelebt hatten, auf dem regulären Camper Friedhof beigesetzt werden. Deshalb wurde ihr Begräbnisplatz außerhalb des Geländes eingerichtet. Inzwischen ist der Friedhof gewachsen und auch dieser Ort ein Teil davon geworden.

Es gibt auch einen Gedenkstein.

Doch der nennt nur 62 Opfer statt der tatsächlich dort begrabenen 47 Kinder und 24 Frauen und Männer. Vor dem Gedenkstein wurde 1995 eine Bodenplatte mit ihren Namen verlegt. Doch Informationen über die Menschen und die Geschichte des Begräbnisplatzes fehlen.

Das soll sich nun ändern: Der Kulturausschuss hat einstimmig einen Antrag der Stader Linken-Fraktion befürwortet, eine Geschichts- und Erinnerungstafel aufzustellen, die an die NS-Opfer erinnert. Sie soll mit Unterstützung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) erstellt werden.

Gut möglich ist es, dass sich auch eine Stader Schulklasse im Rahmen eines Geschichtsprojekts daran beteiligt - eine Anregung von Dr. Lars Hellwinkel, die der Ausschuss einhellig für gut befand.

Tafeln erinnern auf ehemaligem Garnisonsfriedhof an NS-Opfer

Ein Vorbild gibt es in Stade bereits: den ehemaligen Garnisonsfriedhof. Grabsteine waren dort mit falsch geschriebenen Namen beschriftet und standen nicht mehr dort, wo die Gräber lagen. Das Stadtarchiv fand in Zusammenarbeit mit zuständigen Stellen in den Heimatländern die korrekte Schreibweise der Namen heraus.

Zum Beispiel den des Franzosen Fernando Defaux, der zu einem nicht gekennzeichneten Transport von KZ-Gefangenen aus Sandbostel in einem Güterzug gehörte, der kurz vor Kriegsende, am 20. April 1945, von britischen Tieffliegern beschossen wurde. Defaux erlag diesen Verletzungen im Juni 1945 im Stader Militärhospital.

Heute erzählt eine Geschichts- und Erinnerungstafel von den Opfern des NS-Regimes. Auch gärtnerisch wurden die Grabstätten neu gestaltet.

Zentrale Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Stade

Einen Tag vor dem Volkstrauertag, am Sonnabend, 12. November, beginnt um 16 Uhr auf dem Garnisonsfriedhof die zentrale Gedenkfeier des VDK für den Kreis Stade. Schüler der Jobelmannschule sprechen das Totengedenken.

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