Windenergie: So wird Forschung für Kinder begreifbar

Wie bringt der Wind die Eisenbahn zum Fahren? Leo, Julius, Erik und Hendrik (von links) lassen es sich von Oliver Boguhn erklären.
Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) baut nicht nur einen Forschungswindpark, sondern will künftig auch ein School Lab in Krummendeich anbieten. Was Kinder von Forschern lernen können, war jetzt schon in der Kinder-Uni zu erleben.
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Als Jakob Klassen vom DLR die Projektleitung vom Forschungspark Windenergie in Krummendeich übernahm, hörte er das erste Mal von der Kinder-Uni, die der Historische Kornspeicher seit einigen Jahren anbietet. „Das schrie nach unseren Angeboten“, erinnert sich Klassen.
Er setzte sich mit Jörg Petersen, Leiter der Kinder-Uni und Kornspeicher-Vorsitzender, in Verbindung und schnell war man sich einig. Das Problem: Die School Labs sind feste Einrichtungen an den großen Forschungsstandorten des DLR.
„Ich musste schauen, ob es ein mobiles Angebot gibt“, so Klassen. So kam nicht nur das School Lab Braunschweig, sondern auch der Windkanal vom School Lab Göttingen für einen Tag nach Freiburg an die Elbe..
Kinder lassen sich im Windkanal durchpusten
Er weht ganz schön, der Windkanal. Julius, Leo, Hendrik und Erik lassen sich der Reihe nach ordentlich durchpusten. Oliver Boguhn, promovierter Physiker und Leiter des School Lab Göttingen, sorgt mit einer Schaumstoff-Platte für erhebliche Turbulenzen, die die Kinder hin- und herschütteln. Da bekommen die vier Jungs eine Ahnung davon, was Wind-Kraft bedeutet.
Windenergie kennen die Kinder-Uni-Studenten, sind sie doch alle norddeutsche Jungs. Auch Kohlekraftwerke, Gaskraftwerke, Biogasanlagen, Solaranlagen fallen ihnen beim Thema Energie ein. Wasserkraft ergänzt Erik. Dann war da noch die Atomkraft, fällt Julius ein. Sie wissen, welche erneuerbare Energien sind und welche nicht.

Julius, Leo, Hendrik und Erik bauen unter Anleitung von Nele Bross und Maximilian Bremer Modellflieger.
Beim School Lab des DLR in Freiburg geht es um die Windenergie. Oliver Boguhn macht auf die besondere Form der Rotorblätter aufmerksam, die sich nach außen verjüngen. „Die sind ähnlich wie beim Flugzeug“, sagt Hendrik.
Was Windkraft und Luftfahrt gemein haben
Überhaupt scheint bei der Windkraftforschung sehr viel mit der Luftfahrtforschung zu tun zu haben. Die Forschung hat herausgefunden, dass für unsere Windgeschwindigkeiten drei Rotorblätter am besten funktionieren. Und dass es effektiver ist, wenn die Blätter sich nach außen verschlanken. Denn außen drehen sich die Blätter schneller.
„Habt ihr schon einmal darauf geachtet, wie die Rotorblätter stehen, wenn die Windenergieanlage still steht?“, fragt Oliver Boguhn. „Das Blatt wird verdreht“, antwortet Leo. „Damit sie nicht abbrechen“, ergänzt Erik. Also alles schon perfekt?
„Warum müssen wir dann noch forschen“, fragt Laura, die als studentische Hilfskraft dabei ist. „Um die Windräder noch besser zu machen“, antwortet Leo.
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Und hier kommt wieder der Forschungspark Wind in Krummendeich ins Gespräch. Denn dort werden zwei Windenergieanlagen hintereinander gebaut. Für eine kommerzielle Nutzung ist das ein Unding, „weil das hintere Windrad im Windschatten des vorderen steht“, weiß Erik.
Mit jedem Flügelschlag entstehen dann Turbulenzen. Für die Forschung sei diese Versuchsanordnung wichtig, so der Physiker Boguhn. Denn so kann untersucht werden, wie Windenergieanlagen so verbessert werden können, dass sie solchen Turbulenzen standhalten.
Als Versuch am lebenden Objekt stellen sich die vier Jungs nacheinander in den Strom des Windkanals und Boguhn hält die Schaumstoffplatte in den Wind. Danach geht es zum Modellfliegerbau in den Kornspeicher.
Kinder für die Physik begeistern
Jakob Klassen beobachtet zufrieden das Treiben. „Wir wollen Kinder für Physik begeistern“, sagt er, „möglicherweise steht hier ein künftiger Wissenschaftler.“ Er möchte das Bildungsangebot des DLR auch in Nordkehdingen etablieren. So kann er sich vorstellen, ein kleines School Lab im Leitwerk des Forschungswindparkes einzurichten.
„In Sichtweite unserer Anlagen bekommen die Kinder dann einen ganz anderen Bezug zur Forschung“, so Klassen. Er würde gerne Schulklassen aus der Region nach Krummendeich einladen. Auch im kommenden Jahr wird das DLR sich wieder an der Kinder-Uni beteiligen; möglicherweise schon auf dem Forschungsgelände.