Windräder in Naturschutzgebieten? Kritik an Tschentschers Vorstoß

Ein Windrad steht im Wald. Foto: Oliver Berg/dpa
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher kann sich mit Blick auf die Energiekrise durchaus vorstellen, dass Windräder auch in Naturschutzgebieten aufgestellt werden. Naturschützer der Hansestadt sehen das anders.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Der Umweltverband BUND Hamburg hat mit Kritik darauf reagiert, dass Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) angesichts des Klimawandels und explodierender Energiepreise Windräder auch in Naturschutzgebieten zulassen will. „Der BUND steht natürlich hinter dem Ziel, zwei Prozent der Landesflächen der Windkraft zur Verfügung zu stellen. Das heißt aber auch, dass Natur und Artenschutz aufgewertet werden müssen. Unsere Naturschutzgebiete sind explizite Vorrangflächen für die Natur“, sagte Paul Schmid, stellvertretender Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg, am Montag der Deutschen Presse-Agentur.
Tschentscher: Natur geht es schlecht
Der Natur gehe es ohnehin schon sehr schlecht und es gebe weltweit einen massiven Artenschwund. „Vor diesem Hintergrund ist der Bau von Windkraftanlagen in Naturschutzgebieten tabu.“ Es sei völlig klar, dass es keine absolut umweltfreundliche Energieerzeugung gebe. Es müsse deshalb auch viel Energie eingespart werden, betonte Schmid. „Wenn wir unseren Verbrauch nicht um mindestens 50 Prozent drosseln, werden wir die Energiewende nur unter massiver Schädigung von Umwelt und Natur erreichen.“ In Hamburg sind seit wenigen Tagen zehn Prozent der Landesfläche als Naturschutzgebiete ausgezeichnet.
Tschentscher hatte am Wochenende bei der „Langen Nacht der "Zeit"“ davon gesprochen, dass Windräder künftig auch in Naturschutzgebieten gebaut werden sollen. „Aus meiner Sicht geht es auch, ein Windrad in ein Gebiet zu stellen, in dem es ansonsten nur Natur gibt.“ Das sei ein Eingriff, „aber es ist in der Lage, in der wir sind, in der Interessen- und Zielabwägung vertretbar“, sagte Tschentscher. Ziel sei es, die Windenergie im Hamburger Hafen mindestens zu verdoppeln. (dpa)