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Verkauf

Wischhafener Fährbetreiber ordnet Geschäfte neu

Die „HSC Tarifa Jet“ ist eine von fünf Katamaran-Schnellfähren der FRS Iberia. Foto: FRS

Die „HSC Tarifa Jet“ ist eine von fünf Katamaran-Schnellfähren der FRS Iberia. Foto: FRS

Die FRS-Gruppe gibt Fährfahrten auf und verkauft ein Tochterunternehmen nach Dänemark. Warum dieser Schritt künftig auch der Fähre zwischen Wischhafen und Glücksstadt helfen soll.

Montag, 02.10.2023, 10:31 Uhr

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Die Fähren-Gruppe FRS gibt ihre Tochtergesellschaft FRS Iberia mit den Fährlinien zwischen Spanien und Marokko in der Straße von Gibraltar an die dänische Reederei DFDS ab. FRS Iberia ist die einzige Fährgesellschaft, die alle Häfen in der Straße von Gibraltar anläuft. Im Einsatz sind fünf Hochgeschwindigkeitskatamarane, zwei klassische Autofähren und eine RoRo-Fähre. FRS will sich im Zuge der Wachstumsstrategie auf neue nationale und internationale Geschäftsfelder fokussieren, die bisher nicht genauer beschrieben sind.

Ursprünglich hatte die FRS-Gruppe vor, sich einen Partner zu suchen, um weiteres Wachstum abzusichern. Diesen fand man dann mit der dänischen Reederei DFDS aus Kopenhagen. Im Verlauf der Kooperationsgespräche kristallisierte sich dann heraus, dass es für beide Unternehmen der konsequentere Schritt ist, die FRS Iberia vollständig an DFDS zu veräußern.

FRS verkauft Tochterunternehmen FRS Iberia

Das Iberia-Geschäft entwickelte sich im Laufe der zwei Jahrzehnte trotz starken Wettbewerbs außerordentlich erfolgreich. In Folge des marokkanischen Wirtschaftswachstums wurde das jährlich beförderte Volumen stetig gesteigert. Für 2023 werden mehr als 1.9 Millionen Passagiere und 370.000 Fahrzeuge erwartet. Damit ist das Unternehmen heute einer der Marktführer im Fährverkehr zwischen Spanien und Marokko, mit starker Expertise im Betrieb von Schnellfähren und Güterverkehr.

Zu den Frachtkunden zählen sowohl regionale als auch paneuropäische Spediteure. Die wichtigsten Exportsektoren Marokkos sind die Automobil- und die Textilindustrie sowie Obst und Gemüse.

FRS-Reedereigruppe will expandieren

Für den CEO der FRS, Götz Becker (55), ist der Verkauf des Iberia-Geschäfts ein wichtiger Schritt für die Expansion in neue Märkte und eine modernisierte, emissionsarme Entwicklung der Reedereigruppe. Becker: "Wir sind verstärkt auf Wachstumskurs und werden uns auch weiterhin im nationalen und internationalen Umfeld auf bestehende, insbesondere aber auf neue Geschäftsfelder fokussieren.”

Götz Becker (CEO der FRS) vor dem HSC „Levante Jet“. Foto: FRS

Götz Becker (CEO der FRS) vor dem HSC „Levante Jet“. Foto: FRS

National hatte die FRS zuletzt die familiengeführte Elbfähre zwischen Wischhafen und Glückstadt übernommen. Seit Jahren macht der Geschäftsführer der FRS-Elbfähre, Tim Kunstmann, Druck, die Verbindung auszubau und zukunftsfähig zu machen. Die Elbfähre ist veraltet. „Was da in Betrieb ist, wird an der Uni nicht mehr gelehrt. Das sind Museumsfähren“, hatte Kunstmann jüngst im TAGEBLATT gesagt.

Hinzu kommen große Probleme mit dem Schlick. Die Wartezeiten sind lang. Tim Kunstmann will daher die Fähre für die Zukunft neu aufstellen: nachhaltig, CO2-frei, ohne Wartezeiten, bei einer Steigerung der Kapazität auf 600 Prozent. 14 Minuten soll dann die Überfahrt nur noch dauern.

Elbfähre Wischhafen: Drei Schritte zur schnellen Überfahrt

Die Umsetzung soll in drei Schritten erfolgen. Der erste Schritt ist am umfangreichsten, soll aber schon zu einer Steigerung der Gesamtkapazität auf 300 Prozent führen: Neubau von vier emissionsfreien Elektrofähren mit größerer Kapazität, Verlegung hin zur Fahrrinne und Neubau des Anlegers in Wischhafen als Doppelanleger durch das Land Niedersachsen und Nutzung von grüner Energie aus Photovoltaikanlagen.

Im zweiten Schritt wird der Anleger in Glückstadt optimiert und vom Land Schleswig-Holstein ebenfalls zu einem Doppelanleger umgebaut. Damit steigert sich die Gesamtkapazität auf 400 Prozent. Im dritten und letzten Schritt könnten zwei weitere emissionsfreie Fähren gebaut werden. Ergebnis: Steigerung auf 600 Prozent. Die Investitionen liegen bei 20 Millionen Euro pro Fähre, bei einer möglichen Förderung von 40 Prozent aus Bundesmitteln. Der Anleger Wischhafen werde zwischen 15 und 20 Millionen Euro kosten, der in Glückstadt zwischen 10 und 15 Millionen Euro.

Über FRS: FRS, mit Sitz in Flensburg, ist eine international tätige Reedereigruppe. In den letzten Jahrzehnten hat sich FRS von einer regionalen Passagierfährgesellschaft zu einem führenden Spezialisten der Fährschifffahrt mit über 70 Schiffen und mehr als 1500 Mitarbeitern aus über 40 Ländern entwickelt. FRS befördert jährlich 7,4 Millionen Passagiere und 1,7 Millionen Fahrzeuge auf seinen zahlreichen nationalen und internationalen Schifffahrtslinien. Heute besteht die FRS aus 21 Tochtergesellschaften.

In Norddeutschland ist FRS unter anderem durch die FRS Syltfähre bekannt, der ganzjährigen Inselversorgung im Güterverkehr sowie der maritimen Anreise für die Urlauber und Insulaner nach Sylt. Erst im November 2019 wurde der Verkehr durch eine zweite Fähre erweitert. Auch in Niedersachsen und Hamburg ist FRS mit dem touristischen Ausflugs- und Linienverkehr von FRS Helgoline fest verwurzelt. Der Katamaran „Halunder Jet“ fährt täglich ab Hamburg über Cuxhaven zur Hochseeinsel Helgoland. Seit 2020 gehört die FRS Elbfähre zwischen Glückstadt und Wischhafen mit zur Unternehmensgruppe. (ce/bal)

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