Illegale Ferienwohnungen: Warum die Zimmervermieter stocksauer sind
Von wegen Idylle. Die Diskussion um nicht genehmigte Ferienwohnungen in Butjadingen spitzt sich mehr und mehr zu. Foto: dpa (Symbolfoto)
In Butjadingen brodelt es. Die Gemeinde geht gegen illegale Ferienwohnungen vor - vorerst mit sanften Methoden. Damit hat sie sich offenbar zwischen alle Stühle gesetzt. Den einen geht der Vorstoß nicht weit genug, andere fühlen sich schikaniert.
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Von Detlef Glückselig
„Wir Nachbar dulden hier keine Ferienwohnung/Ferienhaus“ steht auf einem Schild, das Anwohner der Weserstraße in Burhave vor einem zurzeit leer stehenden Haus aufgestellt haben. Die Anwohner sind genervt davon, dass es in ihrer Straße inzwischen fast mehr Ferienhäuser als von Einheimischen genutzte Wohnhäuser gibt. Von der Gemeinde wünschen sie sich ein konsequenteres als das aktuell geplante Vorgehen. Das ist jedoch nur die eine Seite der Medaille.
Die Gemeinde Butjadingen will beim Thema Ferienwohnungen jetzt durchgreifen. Die Verwaltung hat mit dem Segen des Gemeinderats ein Schreiben verfasst, in dem Vermieter darauf aufmerksam gemacht werden, dass es für den Betrieb einer Ferienwohnung einer Genehmigung bedarf.
Genehmigungen erteilt der Landkreis in Brake
Die Gemeinde geht davon aus, dass in vielen Fällen eine solche Genehmigung nicht vorliegt, die betreffende Ferienwohnung oder das Ferienhaus also illegal betrieben wird. Wie viele solcher nicht genehmigter Urlauberquartiere es tatsächlich gibt, ist im Rathaus nicht bekannt. Die Genehmigungen erteilt die in Brake ansässige Bauaufsichtsbehörde des Landkreises; ein Kataster gibt es nicht. Nun soll gleichwohl etwas passieren. Die Gemeinde übt Druck aus - vorerst noch sanften.
Den Anwohnern der Weserstraße sind jene Häuser ein Dorn im Auge, die früher von Einheimischen bewohnt wurden und jetzt ganzen Fußballmannschaften auf Urlaub ein Quartier bieten. Gleichzeitig betonen sie, dass sie nichts dagegen haben, wenn Privatleute ein oder zwei Zimmer in ihrem Haus an Gäste vermieten. Doch mit ihrer Initiative differenziert die Gemeinde nicht, und genau das scheint nun zum Problem zu werden.
„Wir fallen doch niemandem zur Last“
„Wir fühlen uns von der Gemeinde in die Pfanne gehauen“, sagt eine Butjadingerin, die anonym bleiben möchte. Sie vermietet seit Jahren zwei Zimmer an Urlauber. Genehmigen lassen hat sie sich das nie. Aber die Frau sieht darin auch kein Problem. „Wir fallen doch niemandem zur Last“, sagt sie, und der Landkreis habe nie etwas beanstandet.
So wie ihr gehe es auch vielen anderen Kleinvermietern in Butjadingen, ist die Frau überzeugt. „Das sind oftmals Rentner, die sich ein Zubrot verdienen und mit den Einnahmen aus der Vermietung ihr Haus in Schuss halten“, sagt sie. Die Gäste seien meist Stammkunden. „Die suchen den Kontakt zu uns Vermietern und würde nie in eine anonyme Ferienhaussiedlung gehen.“
Butjadingerin fühlt sich ungerecht behandelt
Was die Frau stocksauer macht: Die Gemeinde rollt in ihr Wahrnehmung auswärtigen Investoren den roten Teppich aus. Gleichzeitig wolle sie nun den kleinen Vermietern das Leben schwer machen - ausgerechnet jenen Leuten, die dem Tourismus in Butjadingen überhaupt erst auf die Beine geholfen und die ihr Klientel und damit auch ihre Berechtigung hätten.
Die Frau selbst hat ihre beiden Zimmer vorsorglich aus der Vermietung genommen, weil sie keinen Ärger haben will. Andere werden so schnell nicht kleinbeigeben, ist sie überzeugt. Sie rechne mit einer Klagewelle, sagt die Butjadingerin.
Dauermieter sind für die Frau keine Option
Die Gemeinde begründet ihren Vorstoß damit, dass durch die illegal betriebenen Ferienwohnungen und -häuser dem Markt Wohnraum entzogen werde. Dieser sei in Butjadingen aber ohnehin schon knapp und werde daher dringend gebraucht.
Die verärgerte Vermieterin will das nur teilweise akzeptieren. Für die vielen Ferienhäuser, die in Wohngebieten entstanden seien, möge das Argument gelte. Es gelte jedoch nicht für die ein oder zwei Zimmer, die beispielsweise ein Ehepaar vermietet, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Sie selbst würde nie auf die Idee kommen, ihre beiden Zimmer an Dauermieter zu vergeben, sagt die Frau. „Ich nehme gerne an hundert Tagen im Sommer das Geld mit. Aber dann bin auch froh, wenn die Leute wieder weg sind.“
Das sagt Bürgermeister Linneweber zu der Kritik
Bürgermeister Axel Linneweber sagt, dass die Gemeinde bei ihrer Initiative tatsächlich insbesondere die nicht genehmigten Ferienhäuser im Visier habe. Er räumt aber ein, dass in dem Schreiben nicht differenziert werde. Und das sei auch richtig so. Denn nicht nur die Betreiber von illegalen Ferienhäusern verstießen gegen geltendes Baurecht. Das gelte für die Zimmervermieter genau so, wenn sie keine Genehmigung vorweisen können, so der Bürgermeister.
Axel Linneweber spricht noch ein weiteres Thema an - nämlich den Sicherheitsaspekt. Er fragt sich, „was passiert, wenn etwas passiert“. Der Landkreis jedenfalls wird bei nachträglichen Genehmigungen nicht nur darauf gucken, ob in dem betreffenden Gebiet die Quote von 30 Prozent an zulässigen Ferienquartieren noch Spielraum lässt. Die Bauaufsichtsbehörde wird auch prüfen, ob alle Anforderungen beispielsweise des Brandschutzes erfüllt sind.