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Warnstreik: Gähnende Leere am Hamburger Flughafen

Menschenleer ist die Sicherheitskontrolle im Flughafen Hamburg. Am Flughafen Hamburg hat der Streik am Sonntag, 12. März, um 22:00 Uhr begonnen. Foto: Christian Charisius/dpa

Menschenleer ist die Sicherheitskontrolle im Flughafen Hamburg. Am Flughafen Hamburg hat der Streik am Sonntag, 12. März, um 22:00 Uhr begonnen. Foto: Christian Charisius/dpa

Fast alle geplanten 123 Abflüge vom Hamburger Flughafen sind am Montag ausgefallen oder ohne Passagiere gestartet. Einige wenige wurden an andere Flughäfen verlegt. Auch Landungen gab es kaum.

Montag, 13.03.2023, 08:15 Uhr

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Mit einem großen Warnstreik mitten in den Hamburger Winterferien ist am Montag der Flughafen der Hansestadt fast lahmgelegt worden. Von der Instandhaltung über die IT, die Parkraumbewirtschaftung und die Beschäftigten in Sicherheitsdiensten bis zu Kolleginnen und Kollegen der Passagierabfertigung - viele der rund 2000 aufgerufenen Mitarbeiter seien dem Aufruf gefolgt, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi. "Mit Ausnahme derjenigen, die die Koffer bewegen, sind alle Bereiche aufgerufen gewesen." Bei der Kundgebung zum Warnstreik am Mittag seien rund 300 Menschen gezählt worden.

Der Warnstreik begann am Sonntag um 22 Uhr und sollte 24 Stunden dauern. Fast alle 123 geplanten Abflüge wurden gestrichen, oder die Maschinen gingen ohne Fluggäste an Bord in die Luft. Fluggäste, die am Montagabend bereits für ihren Flug am Dienstag einchecken wollten, konnten dies nicht tun. Condor und Eurowings verlegten insgesamt zehn Abflüge nach Rostock, Münster und Dortmund. Die Passagiere wurden den Angaben zufolge mit Bussen dorthin gebracht.

Mehr als 30000 Passagiere betroffen

Von den 121 geplanten Ankünften wurden einer Flughafensprecherin zufolge 55 gestrichen. Für den Dienstag sind keine weiteren Streikaktionen geplant.

Der Warnstreik mitten in den Hamburger Frühjahrsferien treffe viele Familien mit Kindern und werde damit auf dem Rücken von Passagieren ausgetragen, die teilweise lange für den Urlaub gespart hätten, sagte eine Flughafensprecherin. Mit den ursprünglich 244 Flügen sollten mehr als 30 000 Passagiere starten und landen. Die Passagiere seien in der Regel von ihrer Fluggesellschaft rechtzeitig informiert worden. Die Fluggäste waren deshalb gar nicht erst zum Flughafen gekommen. Entsprechend leer waren die Terminals.

Flughafen rechnet mit zahlreichen Umbuchungen auf Dienstag

Der Flughafen rechnet mit zahlreichen Umbuchungen auf den Dienstag und die folgenden Tage. Diese Flüge dürften dementsprechend stark ausgelastet sein. Für Dienstag sind in Hamburg 122 Starts und 122 Landungen geplant.

Fluggästen riet der Airport, sich über ihren Flugstatus auf dem Laufenden zu halten und gegebenenfalls Kontakt zur Airline oder dem Reiseveranstalter aufzunehmen. Wegen des Warnstreiks ist am Montagabend zudem kein Vorabend-Check-In für Flüge am Dienstag möglich. Von Streichungen betroffene Passagierinnen und Passagiere bat der Flughafen, nicht zum Flughafen zu kommen.

Die Gewerkschaft Verdi hat nicht nur die Beschäftigten vom Flughafen sowie mehrerer Flughafentöchter (Instandhaltung, IT, Parkraumbewirtschaftung) zum Streik aufgerufen, sondern auch Mitarbeitende in Sicherheitsdiensten und der Passagierabfertigung. "Alle diese Unternehmen eint, dass der Flugverkehr längst wieder boomt und sie sehr gut verdienen", sagte Gewerkschaftssekretär Lars Stubbe im Vorfeld.

Bremen: Streikende Beschäftigte laufen mit Plakaten durch das Terminal vom Flughafen Bremen. Zehntausende Flugreisende müssen sich erneut auf Verspätungen und Ausfälle an mehreren Flughäfen in Deutschland einstellen. Foto: Sina Schuldt/dpa

Bremen: Streikende Beschäftigte laufen mit Plakaten durch das Terminal vom Flughafen Bremen. Zehntausende Flugreisende müssen sich erneut auf Verspätungen und Ausfälle an mehreren Flughäfen in Deutschland einstellen. Foto: Sina Schuldt/dpa

Warnstreik: Gewerkschaft fordert 10,5 Prozent mehr Lohn

Die Gewerkschaft Verdi fordert für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeber bieten fünf Prozent mehr in zwei Schritten und Einmalzahlungen von 2500 Euro. Die dritte Verhandlungsrunde soll Ende März stattfinden.

 

Streik auch an anderen Flughäfen und in anderen Branchen

An den Airports in Hannover und am Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg BER begannen in der Nacht ganztägige Warnstreiks. Das bestätigten Sprecher der Gewerkschaft Verdi der Deutschen Presse-Agentur. Aufgerufen waren auch die Beschäftigten des Bremer Airports auf, ihre Arbeit niederzulegen.

"Die Beteiligung ist hoch, die Leute sind motiviert", sagte Gewerkschaftssekretär Lars Kalkbrenner der Deutschen Presse-Agentur in der Nacht zum Montag. Die Beschäftigen der Bodenverkehrsdienste hatten ihre Arbeit bereits am Sonntagabend um 21.00 Uhr niedergelegt. Der Warnstreik des Luftsicherheitspersonals begann um Mitternacht und soll genau 24 Stunden dauern. Die Gewerkschaft Verdi hatte auch die Beschäftigten der Airports in Bremen, Hamburg und Berlin zu dem eintägigen Ausstand aufgerufen.

Ursprünglich waren 35 Abflüge und 34 Ankünfte in Hannover geplant. Verdi hatte angekündigt, dass voraussichtlich keiner der Flüge durchgeführt werden könnte. In Hannover sollen laut dem Flughafenbetreiber zumindest Notfall- und Rettungsflüge möglich sein.

Streiks im Bahnverkehr könnten folgen

Die Warnstreiks an den Flughäfen könnten nur der Auftakt für weitere Arbeitsniederlegungen auch in anderen Bereichen des Verkehrssektors sein. So befindet sich die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG derzeit in Verhandlungen mit der Deutschen Bahn und 50 weiteren Bahnunternehmen über neue Tarifverträge.

Bis zum 23. März wird sie mindestens einmal mit jedem dieser Unternehmen zusammengekommen sein. Dann werde Bilanz gezogen und über weitere Maßnahmen entschieden, hatte ein EVG-Sprecher am Wochenende gesagt. Die „Bild am Sonntag” hatte zuvor berichtet, dass die EVG und Verdi für den 27. März bereits einen gemeinsamen Warnstreik planten, bei dem der Verkehrssektor lahmgelegt werden solle. (dpa)

Ein Gewerkschaftsvertreter klebt ein Plakat mit der Aufschrift "Warnstreik!" und einen Flyer an die Anzeigetafel im leeren Terminal 2. Am Hamburger Flughafen hat am Sonntagabend ein Warnstreik von Beschäftigten begonnen. Foto: Jonas Walzberg/dpa

Ein Gewerkschaftsvertreter klebt ein Plakat mit der Aufschrift "Warnstreik!" und einen Flyer an die Anzeigetafel im leeren Terminal 2. Am Hamburger Flughafen hat am Sonntagabend ein Warnstreik von Beschäftigten begonnen. Foto: Jonas Walzberg/dpa

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