Zähl Pixel
Corona-Schutz

Wie Apotheker das Impfen lernen

Blick auf das Apothekenzeichen an einer Apotheke. Foto: picture alliance/dpa/Symbolbild

Blick auf das Apothekenzeichen an einer Apotheke. Foto: picture alliance/dpa/Symbolbild

In den ersten Apotheken wird ab dieser Woche gegen Corona geimpft. Für die Apotheker stehen vorher Theorie und Praxis auf dem Stundenplan.

Montag, 07.02.2022, 06:00 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Von Lars Laue

„Mit der blauen Kanüle die Flüssigkeit aufziehen und das Desinfektionsmittel erst kurz vorher auf den Arm sprühen.“ Dr. Thomas Menn, Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen, hat schon unzählige Impfungen vorgenommen. Der Mediziner aus Berlin weiß, wie das funktioniert. Und damit demnächst auch Apotheker gegen Corona impfen können, gibt er sein Wissen momentan in den Räumen der Apothekerkammer Niedersachsen in Hannover an diejenigen Apotheker weiter, die in die Impfkampagne einsteigen wollen.

Einer von ihnen ist Jan Weber. „Ich möchte meinen Beitrag dazu leisten, diese Pandemie zu beenden“, sagt der Inhaber der Petri-Apotheke in Salzgitter über seine Motivation, an der mehrstündigen Impf-Schulung teilzunehmen. Der 46-Jährige greift vorsichtig zur Spritze und zieht Kochsalzlösung auf. Die verabreicht er seiner Kollegin Hannah Köster, angestellte Apothekerin aus dem emsländischen Thuine, die sich ebenfalls fortbilden lässt, um bald gegen Corona impfen zu können. „Sieht gut aus“, kommentiert Dr. Menn die Probe-Impfung durch Weber.

Apotheken in Niedersachsen können mit Corona-Impfungen starten

Der sieht den Einstieg der Apotheker ins Impfen auch als Entlastung für die Ärzteschaft. Die wiederum hatte über die Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) zuletzt immer wieder medizinische Bedenken geäußert, die Impfnadeln aus der Hand zu geben. „Natürlich können wir das auch“, stellt Weber selbstbewusst fest. „Wir werden schließlich entsprechend geschult, durchlaufen auch einen Erste-Hilfe-Kurs und dürfen das Impfen übrigens auch nicht delegieren, sondern müssen die Spritze stets selbst setzen“, fügt Weber hinzu.

„Ich habe kaum etwas gespürt. Da habe ich schon andere Impfungen erlebt“, bescheinigt die Apothekerin Köster ihrem Kollegen „gute Arbeit“, nachdem dieser die Spritze vorsichtig wieder aus ihrem Arm gezogen und in einem eigens dafür vorgesehenen Behälter entsorgt hat. Jetzt noch ein Pflaster drauf und fertig.

Impfkampagne stockt – Neuer Schub durch Apotheken?

Mit dem Impfen offiziell beginnen können die Apotheker in Niedersachsen ab Dienstag, 8. Februar. Seit dem 1. Februar dürfen Apotheken Covid-19-Impfstoff beim pharmazeutischen Großhandel bestellen. Bislang haben laut Apothekerkammer Niedersachsen 188 Apotheker eine entsprechende Schulung erfolgreich absolviert und dürfen somit impfen. Es könnten aber noch deutlich mehr werden, da die Schulungen bei vielen noch liefen oder bevorstünden. In Niedersachsen gibt es laut Kammer rund 1800 öffentliche Apotheken, die Zahl der Apotheker wird mit 7800 angegeben. Die in Apotheken verabreichten Impfungen müssen jeden Abend an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet werden.

Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens hatte sich von Beginn an dafür eingesetzt, die Apotheken mit in die Impfkampagne einzubeziehen. Das sei für ein Flächenbundesland wie Niedersachsen sehr wichtig. Bedenken aus der Ärzteschaft hatte die SPD-Politikerin schon frühzeitig vermutet, aber zurückgewiesen und klargestellt: „Bei diesem Thema gibt es ohne Frage große Vorbehalte in der Ärzteschaft. Angesichts der derzeitigen Pandemielage darf es aber keine Denkverbote geben.“ Das Angebot der Apotheken sei als Ergänzung zu den Impfangeboten in Arztpraxen und Impfzentren sowie zu den mobilen Impfteams im Land gedacht.

Nur mit Schulung dürfen Apotheker auch Kinder impfen

Die Schulung der Apotheker in Theorie und Praxis erfolgt nach den Vorgaben der Bundesapothekerkammer, die in Zusammenarbeit mit der Bundesärztekammer entwickelt wurden und sechs Fortbildungsstunden Theorie und sechs Stunden Praxis beinhalten. Nach Abschluss der Fortbildung dürfen die Apotheker Personen ab zwölf Jahren impfen. Apotheker, die früher bereits nach entsprechender Schulung gegen Grippe geimpft haben, sind erst mal berechtigt, Erwachsene ab 18 Jahren zu impfen. Sie können sich laut Apothekerkammer aber nachschulen lassen und dann auch Personen ab zwölf Jahren impfen.

Apotheker Weber jedenfalls fühlt sich nach der Schulung gut auf seine neue Aufgabe vorbereitet. „Ich brauche vielleicht noch etwas Übung, aber die Routine kommt mit der Zeit.“ (axt)

Impfen unter Aufsicht, allerdings mit Kochsalzlösung: Dr. Thomas Menn (Mitte), Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen, schaut zu, wie die Apothekerin Hannah Köster ihrem Kollegen Jan Weber eine Probe-Impfung verabreicht. Foto: Laue

Impfen unter Aufsicht, allerdings mit Kochsalzlösung: Dr. Thomas Menn (Mitte), Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen, schaut zu, wie die Apothekerin Hannah Köster ihrem Kollegen Jan Weber eine Probe-Impfung verabreicht. Foto: Laue

Weitere Themen

Weitere Artikel

Regen in Niedersachsen und Bremen: Temperaturen bis 20 Grad

Das Wochenende startet am Samstag in Niedersachsen und Bremen mit herbstlichem Wetter. Tagsüber erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD) viele Wolken und anhaltender Regen. Im Süden von Niedersachsen kommt zeitweise in Regenpausen die Sonne raus. Für die Küstenregionen (...).

Zahl gesprengter Geldautomaten geht deutlich zurück

Noch immer werden in Niedersachsen regelmäßig Geldautomaten gesprengt - allerdings mit sinkender Tendenz im Vergleich zu früheren Jahren. Bei den Taten besteht wegen einer veränderten Vorgehensweise oftmals eine größere Gefahr.