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72-Jährige schleudert an roter Ampel mit Mercedes durch die Luft

Der Mercedes der 72-Jährigen landete mit den Hinterreifen auf dem Dach eines Renaults.

Der Mercedes der 72-Jährigen landete mit den Hinterreifen auf dem Dach eines Renaults. Foto: JOTO

Drei Verletzte und fünf beschädigte Pkw - so lautet die Bilanz einer Schreckensfahrt einer Seniorin am Donnerstag nahe der B75 im Kreis Harburg. Der Unfall nährt die Debatte nach Fahrtauglichkeitsprüfungen bei Senioren.

Von Redaktion Donnerstag, 07.12.2023, 19:30 Uhr

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Tostedt/Landkreis. Update: Angaben der Polizei zur Unfallursache sowie zu Schadenshöhe

Eine Rentnerin hat am Donnerstagmittag in Tostedt im Landkreis Harburg einen Verkehrsunfall mit fünf Autos verursacht. Nach ersten Polizeiangaben war die 72-jährige Mercedes-Fahrerin zusammen mit ihrem 84-jährigen Ehemann gegen 12.40 Uhr in der Bahnhofstraße in Richtung Bundesstraße 75 unterwegs. Laut Polizei habe die Frau einen Schwächeanfall erlitten. Sie kam nach rechts von der Fahrbahn ab und schrammte an zwei geparkten Autos entlang.

Offenbar erschreckte sich die Frau so sehr, dass sie nach ersten Erkenntnissen der Polizei aufs Gaspedal trat. Die 72-Jährige fuhr mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Bundesstraße.

Dort warteten vier Pkws an einer roten Ampel. Der Mercedes prallte auf den hinten stehenden Skoda, wurde erst nach rechts gegen eine Laterne, dann gegen den Bordstein und entlang eines Fußgängerweges durch die Luft geschleudert.

Rentnerin verursacht Unfall mit fünf Autos und landet auf Pkw-Dach

Am Ende blieb der Mercedes mit den Hinterreifen auf einem Renault stehen, der ganz vorne an der Ampel stand.

Die beiden Rentner aus dem Mercedes wurden von Ersthelfern und dem Rettungsdienst aus dem Auto befreit. Sie wurden verletzt in Krankenhäuser gebracht. Auch die Skoda-Fahrerin erlitt leichte Verletzungen und kam in eine Klinik.

Die Polizei sicherte Spuren und befragte Zeugen. Durch einen glücklichen Umstand waren zum Unfallzeitpunkt keine Personen auf dem Gehweg und dem Eingangsbereich eines Supermarktes unterwegs. Außerdem hielt der Renault den Mercedes davon ab, über einen Fußgängerüberweg auf die vielbefahrene B75 zu rollen.

Für die Aufräumarbeiten blieb die Bahnhofstraße zwei Stunden voll gesperrt. Es entstand ein Sachschaden von rund 30.000 Euro.

EU will regelmäßige Arztchecks für Autofahrer

Beinahe zur selben Zeit hat sich der Verkehrsausschuss im EU-Parlament in Brüssel für regelmäßige medizinische Untersuchungen von Autofahrerinnen und Autofahrern ausgesprochen. Ziel des Vorhabens ist es, den Straßenverkehr sicherer zu machen. Sollte es umgesetzt werden, müssen Menschen unter Beweis stellen, dass sie körperlich und geistig in der Lage sind, sicher zu fahren. Wichtig: Der EU-Beschluss ist unabhängig vom Alter, nachdem zuvor über verpflichtende Fahrtauglichkeitsprüfungen ab einem Alter von 70 Jahren debattiert wurde.

Die Position des Ausschusses wird voraussichtlich noch im gesamten EU-Parlament abgestimmt, dabei können Änderungsanträge eingebracht werden. Im Anschluss wird das Vorhaben mit den EU-Staaten final ausgehandelt, auch hier sind Änderungen möglich.

Die EU-Länder hatten ihre Position bereits am Montag festgelegt und sich - anders als der Ausschuss - nicht für verpflichtende Untersuchungen ausgesprochen.

Unfallforscher widerspricht Wissing bei Aussage zu Senioren am Steuer

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) unterschätzt nach Ansicht eines Unfallforschers die Gefahr durch Senioren am Steuer. Zwar seien ältere Menschen mit Blick auf die absoluten Zahlen im Schnitt nicht öfter an Unfällen beteiligt, dies liege aber daran, dass sie deutlich weniger unterwegs seien, sagte der Leiter der Unfallforschung der Versicherer, Siegfried Brockmann. Gemessen an der Fahrleistung sterben Brockmann zufolge bei Unfällen, an denen Menschen über 75 Jahren beteiligt sind, genauso viele Menschen wie bei Unfällen, an denen die Hochrisikogruppe der 18- bis 21-Jährigen beteiligt ist.

Wissing hatte jüngst erklärt: „Wir haben bei den älteren Autofahrern keine signifikanten Unfallzahlen und damit keinen Grund für einen Generalverdacht.“ Am Montag in Brüssel sprach er sich nun gegen verpflichtende Selbstauskünfte zur eigenen Gesundheit aus, die künftig bei der Verlängerung von Führerscheinen fällig werden könnten.

Brockmann schlägt als Maßnahme für mehr Verkehrssicherheit verpflichtende Fahrten für ältere Menschen mit Profis aus. Diese könnten dann eine Rückmeldung zu deren Fahrverhalten geben, ohne aber die Möglichkeit zu haben, Menschen den Führerschein wegzunehmen.

Wie aus Zahlen des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden von Montag hervorgeht, haben ältere Autofahrer häufiger die Hauptschuld als jüngere, wenn sie an Unfällen mit Personenschaden beteiligt sind. Der Statistik zufolge waren Menschen ab 65 vergangenes Jahr in mehr als zwei Dritteln dieser Fälle (69 Prozent) die Hauptverursacher. (JOTO/dpa)

H
Harry Foese
09.12.202318:02 Uhr

Es sind Einzelfälle, selbst wenn man nur die deutsche Statistik nimmt, ist es auf die Gesamtzahl der zugelassenen PKw's bzw. der verunfallten Fahrzeuge relativ gering. Die Statistik ist leider unzureichend, denn sie wird von der Polizei geführt und nicht von Gerichten, da gibt es schon eine Diskrepanz. Die grüne Abgeordnete im EU-Parlament zuständig für die neuen Regelungen, wertet das statistische Ergebnis sehr tendenziös.

A
Alexander Schöcke
08.12.202313:58 Uhr

Regelmäßige Fahrtauglichkeitsprüfungen sofort. Eine 2-Tonnen-Maschine ist kein Spielzeug.

C
Carl-Heinz Thor Straten Wolf
08.12.202308:53 Uhr

Ich höre immer nur "ältere Fahrer/innen". Was ist mit notorischen Rasern und Alkohol und Drogen am Steuer, die verursachen meines Erachtens mehr Unfälle, dort sollte man mal ansetzen als immer die Kompetenz älteren Fahrer in Frage zu stellen. Wie schon oben erwähnt fahren ältere Leute weniger aber auf dem Land ist ein Auto halt notwendig um zum nächsten Arzt etc. zu kommen. Der andere Teil braucht nur zu behaupten Er brauche den Führerschein um Seiner Arbeit nachgehen zu können, schon darf ER in den meisten Fällen weiterfahren weiterfahren, gerecht nenne ich was anderes.

M
Michael Paege
07.12.202317:17 Uhr

Die Fotounterschrift schreibt, dass der Hinterreifen des Mercedes auf dem Dach eines Skoda liegt.
Es ist aber ein Renault. Im Text ist es dann richtig.

T
Tim Parge antwortete am
07.12.202317:23 Uhr

Vielen Dank für den Hinweis. Wir haben den Fehler korrigiert. TAGEBLATT online

I
Ilse Berdien
07.12.202317:06 Uhr

Entweder alle Fahrer alle paar Jahre zum Test und sonst keiner.
Es wäre stark Diskriminierend den älteren Personen gegenüber !

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