Adventsbesuch von der Kirchengemeinde: Sie kommen vorbei und hören zu

Zwei aus der Gruppe: Heike Faby (links) und Traute von Schassen mit dem Geschenk für Senioren. Foto: Lankuttis
In Hollern-Twielenfleth haben 176 Senioren im Advent Besuch von ihrer Kirchengemeinde bekommen. Ehrenamtliche waren eifrig unterwegs. Hinsetzen, zuhören und selbst gebackene Kekse probieren waren ihre Aufgaben. Was sie dabei erlebt haben.
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Hollern-Twielenfleth. Jedes Jahr besuchen Ehrenamtliche des Diakoniekreises in Hollern-Twielenfleth alle Kirchenmitglieder, die 80 Jahre und älter sind. Sie überreichen einen Weihnachtsgruß von Pastor Uwe Junge und schenken einen kleinen Kalender. Die Freude ist auf beiden Seiten. „Wir machen es alle gerne“, sagt Heike Faby. Sie leitet den Diakoniekreis mit 18 Frauen seit 2017.
Der Einsatz braucht Zeit. Die nimmt sich Traute von Schassen, auch wenn sie auf dem Obsthof, den ihre Tochter betreibt, noch voll eingespannt ist. Drei Stunden habe sie bei einer Frau gesessen und zugehört, was sie alles erlebt hat, sagt Traute von Schassen: „Oft erzählen sie sehr intensiv aus ihrem Leben, das verbindet. Die Familienangehörigen wollen die Geschichten nicht mehr hören, ich aber habe es genossen.“ Mancher brauche auch keine Aufmerksamkeit, dann reiche eine halbe Stunde, sagt die Twielenfletherin.
„Viele sind einsam, mehr als man denkt“
Die meisten jedoch freuen sich sehr und über die Jahre sind vertrauensvolle Beziehungen entstanden, oft in der Nachbarschaft. Denn die Freiwilligen besuchen schon seit mindestens 20 Jahren Senioren zum Geburtstag und zu Weihnachten, immer dieselben. Traute von Schassen ist von Anfang an dabei. Damals wie heute werden die Senioren, die Geburtstag haben, zu einem gemeinsamen Kaffeetrinken im Gemeindehaus eingeladen. „Viele sind einsam, mehr als man denkt“, sagt die ehemalige Kirchenvorsteherin, „deshalb wollten wir sie zusätzlich auch noch besuchen.“
Gerade war sie bei einem neu zugezogenen Ehepaar. Sie hätten sich gefreut, Kontakt zur Gemeinde zu bekommen. Und Tipps, wo die Frau zum Turnen gehen kann, gab es dazu. „Anderen eine Freude zu machen und helfen zu können, ist ein schönes Gefühl“, sagt Heike Faby. „Wir bekommen ganz viel zurück.“ Ihr ist es wichtig, zu sehen, ob sie irgendwie unterstützen kann. Sie hat auch schon mal ein „nicht so angenehmes Gespräch“ mit einem Vermieter geführt oder während der Pandemie Einkäufe übernommen.
Drei 97-Jährige sind die Ältesten
Die Anzahl der alten Menschen hat stark zugenommen. Im nächsten Jahr feiern 16 Menschen ihren 80. Geburtstag. Drei 97-Jährige und eine 95-Jährige sind die Ältesten. Die Ehrenamtlichen können sich aussuchen, wen und wie viele sie besuchen wollen. „Manche haben nur drei, manche 16“, sagt Faby. Manche sind berufstätig, andere gehören selbst schon zu den Besuchten. Heike Faby lädt regelmäßig zu Treffen mit Pastor Uwe Junge ein. „Wir tauschen Erfahrungen aus und besprechen Probleme“, sagt die engagierte Frau. Außerdem verteilt sie die neuen Geburtstagskinder und fertigt Listen für alle an. „Das klappt ganz toll“, sagt sie begeistert über den Kreis. Auch Pastor Uwe Junge freut sich über das Engagement: „Das zeigt, wie lebendig die Gemeinde ist, in der die Menschen einander wahrnehmen.“ (kal)