Ausstellung über die miesen Maschen der Loverboys

Gleichstellungsbeauftragte Sinur Aziz richtet eine Info-Tafel für die Loverboy-Ausstellung im Zigarrenmacherhaus am Fleet in Jork aus. Foto: Vasel
Die Zuhälter machen das dicke Geld, ihre Opfer sind schwer traumatisiert. Auch im Landkreis drängen Loverboys junge Frauen in die Prostitution. Das will Gleichstellungsbeauftragte Sinur Aziz mit einer Aufklärungskampagne verhindern.
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Loverboys – das sind Männer, die Mädchen glauben machen, dass sie die große Liebe gefunden haben. Doch das ist eine Lüge. Sie haben nur ein Ziel: Ihr Opfer von sich psychisch abhängig zu machen, es in die Prostitution zu drängen und auszubeuten. Auch in der Gemeinde Jork ist eine Schülerin zum Opfer eines Loverboys geworden. Das berichtet die Gleichstellungsbeauftragte der Kommune, Sinur Aziz. Sie will junge Mädchen über die Loverboy-Masche aufklären – und sie stärken.
Opfer auch im Alten Land
Im Rahmen der kreisweiten Rotlicht-Aus-Kampagne hat Aziz mit der Unterstützung des Lions Clubs „Das Alte Land“, des Landfrauenvereins sowie „Terre des Femmes“ eine Ausstellung im Zigarrenmacherhaus am Fleet und Workshops an der Oberschule in Jork zu der Loverboy-Masche sowie Prostitution und Menschenhandel auf die Beine gestellt. Diese ist am Freitagabend von dem Jorker Bürgermeister Matthias Riel eröffnet worden. Aziz beleuchtet in der von ihr konzipierten und der Stader Designerin Barbara Wilms gestalteten Ausstellung die Loverboy-Masche auf 15 Tafeln in sämtlichen Facetten und liefert Informationen zu dem Vorgehen der Zuhälter.
Loverboys suchen gezielt junge Frauen, die über wenig Selbstwertgefühl verfügen, in einer Selbstfindungsphase, finanziellen Notlage oder Opfer von Mobbing sind. „Dabei spielen soziale Herkunft, Nationalität oder Einkommen der Eltern keine Rolle“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte. Es handelt sich überwiegend um junge Frauen, aber auch junge Männer seien betroffen.
Verstoß gegen Menschenwürde
Die Zuhälter verdienen viel Geld mit ihren Opfern. Aziz verweist auf ein Gerichtsverfahren im Hannover. Eine junge Frau verdiente in den Bordellen in Hamburg und in Hannover 1000 Euro am Tag. Die Minderjährige nahm Drogen, um die Sexkäufer zu „ertragen“. 68 Prozent der Opfer seien schwer traumatisiert. Bei der Festnahme stellten Ermittler 252 000 Euro in bar bei ihrem Zuhälter sicher.
In Deutschland sind laut Bundeskriminalamt ein Viertel der Opfer von Menschenhandels zur sexuellen Ausbeutung durch die Loverboy-Masche in die Prostitution gedrängt worden. Aziz: „Die Opfer werden immer jünger.“ Häufig erstatten die Opfer keine Anzeige. Bei der Stader Polizei ist lediglich ein Fall bekannt. Das Problem: Häufig behaupten die Täter, ihre Opfer hätten sich freiwillig für sie prostituiert. Aziz fordert deshalb, dass das Nordische Modell eingeführt wird – verbunden mit der Kriminalisierung der Kunden von Prostituierten durch das Sexkaufverbot und harten Strafen für Zuhälter. „Sexuelle Ausbeutung ist gleichbedeutend mit Sklaverei und Zwangsarbeit, Prostitution und Menschenhandel verstoßen gegen die Menschenwürde.“
Ausstellung im Zigarrenmacherhaus
Etwa 80 Schüler und Schülerinnen werden an den Workshops teilnehmen, ihnen werden Wege zum Selbstschutz aufgezeigt. Die Ausstellung ist auch Jugendlichen in Begleitung einer Vertrauensperson zu empfehlen. Aziz bietet Führungen für Gruppen an, Anmeldung; gleichstellung@jork.de oder 01 62/ 7 60 95 47. Die Ausstellung ist bis Mittwoch, 6. Juli, täglich von 15 Uhr bis 18 Uhr im Zigarrenmacherhaus geöffnet.