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Autobahn-Anschluss

A26-Ost: Nächste schlechte Nachricht für Hamburg-Pendler

Über den Bau der A26-Ost entscheidet final der Bund. Foto: dpa

Über den Bau der A26-Ost entscheidet final der Bund. Foto: dpa

Seit Jahren wird geplant und viel Geld dafür ausgegeben. Die Opposition in Hamburg hält die stockenden Planungen für ein „Desaster“. Sogar über das Aus des Autobahnausbaus wird diskutiert.

Donnerstag, 13.04.2023, 14:00 Uhr

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Die seit mehr als sechs Jahren andauernden Planungen für eine neue Köhlbrand-Querung haben nach Angaben des Hamburger Senats bereits 56 Millionen Euro gekostet. Die Hafenbehörde HPA habe das Geld für vorbereitende und begleitende Studien, Baugrunderkundungen, Kampfmittelsondierungen und -räumungen sowie die eigentlichen Planungen für den Neubau und den Abriss der maroden Köhlbrandbrücke aufgewendet, hieß es in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion.

Bereits am Mittwoch hatte die Wirtschaftsbehörde mitgeteilt, dass die umfassenden Untersuchungen noch "einige Monate" in Anspruch nehmen werden. Die marode Köhlbrandbrücke soll eigentlich in einigen Jahren durch einen Tunnel ersetzt werden. Jetzt steht das Vorhaben anscheinend wieder in Frage. Möglich sei auch eine neue höhere Brücke, hatten mehrere Medien in dieser Woche berichtet. 

Planung für neue Köhlbrand-Querung kostete bereits 56 Millionen Euro

Ein Sprecher der Wirtschaftsbehörde sagte, es gelte insbesondere, die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Umsetzungsvarianten abzuwägen, da hier mehrere – auch angepasste – Tunnelvarianten denkbar sind. „Bei einem Projekt dieser Größenordnung werden diese umfassenden Untersuchungen einige Monate in Anspruch nehmen. Erst danach kann ein belastbarer und seriöser Zeit- und Kostenplan aufgestellt werden.“ Eigentlich war der Bau eines Tunnels zur Verbindung von östlichem und westlichem Hafenteil beschlossene Sache. Er sollte die Köhlbrandbrücke 2036 ersetzen, deren Lebensdauer abläuft. 

Autos fahren über die Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen. Sie wird aus baulichen Gründen durch einen Tunnel ersetzt. Foto: Scholz/dpa

Autos fahren über die Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen. Sie wird aus baulichen Gründen durch einen Tunnel ersetzt. Foto: Scholz/dpa

In seiner Antwort bekennt sich der Senat nur indirekt zum Bau eines Bohrtunnels, indem er auf den Doppelhaushalt 2023/24 verweist. In dem im Dezember 2022 von der Bürgerschaft beschlossenen Dokument heißt es: "Die Variante einer Brücke wird nicht weiter verfolgt." Medien hatten kürzlich berichtet, der Senat halte jetzt doch eine neue Brücke für möglich.

A26-Ost: Baubeginn verzögert sich

Aus der Senatsantwort geht weiter hervor, dass sich auch der Baubeginn für die A26-Ost, die die A7 mit der A1 als Hafenpassage verbinden soll, verzögern könnte. Im Januar hatte die Bundesprojektgesellschaft Deges mitgeteilt, der Planfeststellungsbeschluss für den ersten Abschnitt 6a bei Hamburg-Moorburg werde voraussichtlich "Mitte 2023" kommen. Nun rechnet die Deges mit einem Beschluss "bereits im Jahr 2023".

"Die Planungen für Hamburgs dringend notwendige Infrastrukturmaßnahmen der A26-Ost sowie der neuen Köhlbrand-Querung sind ein Desaster, das Hamburg bereits Millionen an Steuergeldern gekostet hat", kritisierte der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Götz Wiese. SPD und Grüne verfügten über keinen verlässlichen Zeit- und Kostenplan. "Mit der immer weiter zunehmenden Verzögerung nimmt der Senat in Kauf, dass die Köhlbrandbrücke vor dem Neubau abgängig wird und somit eine nicht ersetzbare Lücke in der Haupthafenroute entsteht", erklärte der Oppositionspolitiker.

Die A26-Ost soll die A7 vom Kreuz Hamburg-Hafen, das bereits für den Anschluss der A26-West im Bau ist, mit der A1 nahe der Raststätte Stillhorn verbinden. Zur 9,7 Kilometer langen Hafenpassage gehört eine neue große Brücke über die Süderelbe und ein 1,5 Kilometer langer Lärmschutztunnel im Stadtteil Wilhelmsburg. Das Projekt wird seit 2008 geplant. 2031 soll die Hafenpassage eigentlich fertig sein. Die Kosten werden von der Bundesprojektgesellschaft Deges mit 1,85 Milliarden Euro veranschlagt.

Nabu: A26-Ost spielt nur noch in der 2. Liga

In der anhaltenden Diskussion um die beiden Mega-Infrastrukturprojekte im Hamburger Hafen, der neuen Köhlbrandquerung und der A26-Ost, nehme der Senat nach Einschätzung des Nabu nun offenbar eine symbolische Priorisierung vor. Bemerkenswert sei, dass der Ersatzneubau für die Köhlbrandbrücke als Bundesstraßenprojekt in der Antwort des Senats als „Jahrhundertprojekt“ beschrieben wird, das „einen leistungsfähigen Anschluss“ unter anderem an „transeuropäische Netze“ sicherstellen soll. Dagegen werde die geplante Autobahn A26 Ost vom Senat lediglich als „überregionale Verbindung“ eingestuft.

Malte Siegert, Vorsitzender des Nabu Hamburg, kritisierte: „Die A26 Ost spielt offenbar auch bei der SPD nur noch in der zweiten Liga. Deswegen sollte die SPD nach den Grünen dem Projekt endlich die rote Karte zeigen. Die unterschiedliche Priorisierung beider Projekte ist vollkommen richtig." Der Hamburger Senat müsse sich aktiv um eine verbindliche Finanzierungszusage des Bundes für die neue Köhlbrandquerung kümmern.

„Ein Projekt, auf das die Stadt so lange warten kann, braucht sie gar nicht erst beginnen. Wäre die A26 Ost ein wirklich dringliches Vorhaben, so würde es zügiger umgesetzt werden. Weil es das nicht ist, muss darauf verzichtet werden“, so Siegert. (dpa/tip)

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