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Landtagswahl

Althusmann tönt: Ich will Weil in Rente schicken

CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann (Mitte) mit Denis Ugurcu (links) und Claus Seebeck. Foto: Scheschonka

CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann (Mitte) mit Denis Ugurcu (links) und Claus Seebeck. Foto: Scheschonka

Am Tag nach dem TV-Duell ist Niedersachsens CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann im Cuxland unterwegs. Dabei verrät der 55-Jährige bei seinen Auftritten in Lunestedt und Nordholz: Einen Grund zum Feiern wird er am Wahlabend in jedem Fall haben.

Donnerstag, 29.09.2022, 06:00 Uhr

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Von Mark Schröder

Geht es nach Bernd Althusmann, dann wird seine Tochter ihren zwölften Geburtstag in guter Erinnerung behalten. Denn an jenem Abend, so hofft ihr Papa, könnte sie das Kind eines echten Ministerpräsidenten sein. Um auch sich zu beschenken, muss Niedersachsens CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 9. Oktober allerdings noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Am Mittwoch tat Althusmann genau das bei zwei Wahlkampfveranstaltungen im Cuxland.

Einen Tag nach dem Fernsehduell gegen Amtsinhaber Stephan Weil (SPD) wirkt Althusmann erholt und gut gelaunt, als er am frühen Nachmittag das kleine Festzelt in Lunestedt betritt. Dort will er nicht nur seine eigenen, sondern auch die Chancen von CDU-Landtagskandidat Denis Ugurcu verbessern. Das Zelt ist hörbar in CDU-Hand, eine echte Heimspiel-Atmosphäre will dennoch nicht recht aufkommen. Was wohl auch daran liegt, dass die CDU laut Umfragen konstant knapp hinter den Sozialdemokraten liegt, viel Zeit zum Aufholen bleibt nicht mehr. Wie für Althusmanns Tochter ist es auch für den Papa kurz vor zwölf.

Hoffnungen der CDU-Anhänger in Althusmann ist groß

Seit nunmehr drei Landtagswahlen warten die Christdemokraten in Niedersachsen darauf, dass einer ihrer Spitzenkandidaten das Amt des Ministerpräsidenten erringt. Der Letzte, dem das gelang, ist heute Alt-Bundespräsident – was den Wahlerfolg Christian Wulffs im Januar 2008 noch ein bisschen länger her erscheinen lässt als die knapp 15 Jahre, die es inzwischen sind. Entsprechend groß sind die Hoffnungen des CDU-Anhangs in ihren Kandidaten, diese Durststrecke im zweitgrößten Flächenland der Republik zu beenden.

Ugurcu, der im Wahlkreis Unterweser antritt, erinnert deshalb gern an die Zeit, in der der heutige Verkehrs- und Wirtschaftsminister Althusmann noch als Kultusminister für die Unterrichtsversorgung im Land zuständig war. Diese sei deutlich besser gewesen als derzeit, lobt der 42 Jahre alte Schulleiter, und attackiert den Ministerpräsidenten für seine Aussagen im TV-Duell: „Wenn Stephan Weil eine Unterrichtsversorgung von 98 Prozent lobt, dann hat er keine Ahnung“, so Ugurcu. „Man braucht 103 Prozent, damit die Versorgung gesichert ist.“

Wie auch später beim Besuch des im Wahlkreis Geestland antretenden CDU-Landtagskandidaten Claus Seebeck in Nordholz bezeichnet sich Althusmann zwar als Sieger des TV-Duells, darauf ausruhen will er sich aber nicht. Der 55-Jährige geht seinen bisherigen Chef offensiver an als noch am Abend zuvor. Der Ministerpräsident habe angekündigt, nach der nächsten Amtszeit in den Ruhestand gehen zu wollen, sagt Althusmann. „Das kannst du auch früher haben, lieber Stephan Weil“, ruft er unter dem Applaus seiner Zuhörer.

„Gießkannenprinzip und Gasumlage abschaffen“

Der gebürtige Oldenburger, Sohn eines evangelischen Pastors, bringt seine Argumente routiniert unters Wahlvolk. Die Umfragen seien lediglich „Augenblicksmomente“ und das Gießkannenprinzip zum Abmildern der steigenden Energiepreise ein großer Mist. Althusmann setzt sich stattdessen wiederholt für die Deckelung der Kosten für Strom und Gas ein, fordert die sofortige Abschaffung der Gasumlage, schärfere Maßnahmen gegen den Wolf sowie den zeitlich begrenzten Weiterbetrieb der drei noch am Netz befindlichen Kernkraftwerke in Deutschland.

Trotz aller Angriffslust kann Althusmann das Staatsmännische nie ganz abschütteln. Er ist kein Bierzelt-Redner, der die Massen mit populistischen Parolen mitreißt - das merkt man auch in Lunestedt und Nordholz. Der CDU-Kandidat genießt es sichtlich, seine Gedanken nicht innerhalb der im TV-Duell vorgegebenen 90 Sekunden ausrollen zu müssen.

Und so geht er auch auf zwei Punkte ein, für die am Abend zuvor keine Zeit gewesen sei: „Wenn wir die Wahl gewinnen, wird unser erstes Gesetz dafür sorgen, die Förderschulen zu erhalten“, sagt Althusmann und spricht von einem „ideologischen Irrweg“ bei der Inklusion. Außerdem sichert er die Einführung eines Landespflegegeldes zu, das ein „menschenwürdiges Altern“ ermöglichen solle. „Kaum jemand kann doch mit seiner Rente die 3000 bis 5000 Euro für eine stationäre Vollpflege bezahlen“, begründet er sein Vorhaben.

Claus Seebeck hingegen will sich im Falle seines Einzugs in den Landtag dafür einsetzen, „dass der ländliche Raum nicht hinten runterfällt“. Der Gastronom aus Flögeln betont, dass er als Mittelständler genau wisse, „wo uns der Schuh drückt“. Er werde in Hannover mit aller Kraft dafür arbeiten, gute Programme zu entwickeln, um den Mittelstand im ländlichen Raum zu stärken, so Seebeck.

Den beiden lokalen Kandidaten gibt der CDU-Landeschef am Ende noch eine Aufgabe mit auf den Weg: „Am 9. Oktober ruft ihr mich gegen 19 Uhr an, um mir zu sagen, dass ihr euren Wahlkreis gewonnen habt.“ Althusmann selbst will dann ebenfalls feiern. Nicht nur einen Kindergeburtstag.

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