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Naturschutz

Amphibien-Tunnel für Feuersalamander: So läuft das Projekt in Harsefeld

Der Weg durch den Braken wurde mit Amphibien-Tunneln ausgestattet.

Der Weg durch den Braken wurde mit Amphibien-Tunneln ausgestattet. Foto: Böttger/NFL-Pils/ÖNSOR

Es ist ein ungewöhnliches Projekt: Um seltene Feuersalamander im Harsefelder Waldstück Braken zu schützen, gibt es für die Tiere einen Tunnel. Funktioniert das?

Von Susanne Laudien Mittwoch, 05.11.2025, 16:50 Uhr

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Harsefeld. Seit Jahren unterstützen ehrenamtliche Amphibienfreunde den Schutz des seltenen Feuersalamanders im Braken bei Harsefeld vor dem Verkehrstod. „Seit dem Jahr 2019 meldeten uns aufmerksame Spaziergänger vermehrt tote Feuersalamander, die sie auf den Wegen gefunden haben“, erklärte Dr. Uwe Andreas, Leiter des Naturschutzamtes beim Landkreis Stade. Seitdem wird in jedem Frühjahr ein mobiler Amphibienschutzzaun aufgestellt.

Der Feuersalamander ist vom Aussterben bedroht.

Der Feuersalamander ist vom Aussterben bedroht. Foto: Sarina Pils/ÖNSOR

„Wir freuen uns sehr, dass die ÖNSOR (Ökologische NABU-Station Oste-Region, Anm. d. Red.) so viele ehrenamtliche Helfer mobilisieren konnte, die den Zaun mit auf- und abbauen und über Wochen täglich betreuen“, lobte Uwe Andreas das hohe Engagement der Helfer, ohne deren Unterstützung so ein Projekt nicht umsetzbar gewesen wäre.

„Im Rahmen der Untersuchungen kam heraus, dass die Salamander den Hauptweg während ihrer gesamten Aktivitätsphase nutzen“, sagte Arne Riedel, Leiter des Forstamtes Harsefeld. „Das stellte uns vor weiteren Herausforderungen, da ein ganzjähriges Stellen des mobilen Zaunes oder ein Sperren oder Verlegen des Weges nicht möglich sind.“ Nach vielen Recherchen, Gesprächen und Diskussionen sei daher der Bau einer stationären Amphibienschutzeinrichtung mit Tunneln geplant worden.

Finanzielle Unterstützung

Dank finanzieller Unterstützung des Landkreises Stade, der Deutschen Postcode-Lotterie, des Nabu-Bundesverbandes, der Beatrice-Nolte-Stiftung und des Forstamtes Harsefeld konnte eine erste Teilstrecke bestückt werden.

Um zu dokumentieren, dass die Tunnel von den Salamandern auch angenommen werden, wurde in einem Tunnel eine Lichtschranke in Kombination mit einer Spiegelreflexkamera installiert. Das Ergebnis: In einem Zeitraum von zwei Monaten wurde der Tunnel über 100-mal von Feuersalamandern und zusätzlich von Grasfröschen, Bergmolchen, Erdkröten sowie von Mäusen, Igeln und Eichhörnchen bis hin zum Baummarder passiert.

Eröffnung der Amphibien-Tunnel im Braken (von links): Arne Riedel, Forstamtsleiter NFA Harsefeld, Sarina Pils, Leitung ÖNSOR, und Mitarbeiter Julian Mattis sowie Dr. Uwe Andreas, Leiter der Naturschutzbehörde.

Eröffnung der Amphibien-Tunnel im Braken (von links): Arne Riedel, Forstamtsleiter NFA Harsefeld, Sarina Pils, Leitung ÖNSOR, und Mitarbeiter Julian Mattis sowie Dr. Uwe Andreas, Leiter der Naturschutzbehörde. Foto: Böttger/NFL-Pils/ÖNSOR

Wie berichtet wird seit April 2024 von der ÖNSOR in Zusammenarbeit mit dem Forstamt Harsefeld und dem Kreis-Naturschutzamt der Bau einer stationären Amphibien-Leiteinrichtung umgesetzt, um den Feuersalamander im Braken effektiv zu schützen. Auslöser des Projektes: Das Naherholungsgebiet in Harsefeld ist Ziel für Radfahrer, Spaziergänger und Naturliebhaber. Beim Queren der Wege sollen Feuersalamander versehentlich plattgefahren oder totgetreten worden sein.

Sinnvoll oder überzogen?

Zu den regelmäßigen Spaziergängern und Radfahrern im Braken zählen auch Klaus-Dieter Hagen und dessen Ehefrau aus Harsefeld. Sie fragten Anfang des Jahres nach Sinn und Kosten des Projektes, da sie keine totgefahrenen Feuersalamander gesehen haben. Dazu erklärte Arne Riedel: Das Naturschutzgebiet Braken beherberge eines der wenigen Vorkommen des Feuersalamanders im Norden.

Auch andere Waldtiere wie Igel und hier ein Eichhörnchen nutzen den neuen Amphibien-Tunnel.

Auch andere Waldtiere wie Igel und hier ein Eichhörnchen nutzen den neuen Amphibien-Tunnel. Foto: Böttger/NFL-Pils/ÖNSOR

Darüber hinaus seien auch andere Amphibien wie der Kammmolch gefährdet. Immer wieder habe Riedel von Radfahrern totgefahrene Feuersalamander gefunden. Häufig handelte es sich um junge Salamander, die nur wenige Zentimeter groß und deren Haut schwarz und ohne gelbe Flecken seien. Dadurch sind die Tiere bei Dämmerung schwer zu erkennen. Zu den Kosten für das Projekt äußerte ÖNSOR-Leiterin Sarina Pils, dass diese im sechsstelligen Bereich liegen.

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