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Tarifkonflikte

Nächste Streikaufrufe: Auswirkungen im Landkreis spürbar?

In Arztpraxen ist nicht absehbar, wie groß die Beteiligung der streikenden Arzthelferinnen wird.

In Arztpraxen ist nicht absehbar, wie groß die Beteiligung der streikenden Arzthelferinnen wird. Foto: Daniel Karmann/dpa

Zwei weitere Branchen sollen die Arbeit in der Region niederlegen und so den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. In Arztpraxen kommt es dabei zu einem noch nie dagewesenen Aufruf.

Von Redaktion Dienstag, 06.02.2024, 18:40 Uhr

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Hannover/Landkreis. Weil Arzthelferinnen und -helfer zum Warnstreik aufgerufen sind, können sich Arbeitsabläufe in Arztpraxen am Donnerstag verzögern. Erstmals in der Verbandsgeschichte seien die bundesweit 330.000 Medizinischen Fachangestellten in der ambulanten Patientenversorgung aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen, sagte eine Sprecherin des Verbands medizinischer Fachberufe (vmf).

In den laufenden Tarifverhandlungen wollen sie so den Druck auf die Arbeitgeber verstärken, um grundlegende Verbesserungen beim Gehalt zu erzielen. Zu mehreren für Donnerstag parallel geplanten Kundgebungen in Berlin, Dortmund, Hamburg, Marburg, Nürnberg und Stuttgart hatten sich bereits zu Wochenanfang mehr als 1000 Teilnehmer aus allen Bundesländern angemeldet.

Weil nur ein kleiner Teil der Angestellten gewerkschaftlich organisiert sei und es zudem für Mitarbeiter in kleinen Betrieben wie Arztpraxen oft schwierig sei, ihr Streikrecht durchzusetzen, sei nicht absehbar, wie groß die Beteiligung werde, sagte die Sprecherin. Zudem fehlten Erfahrungswerte.

Überall dort, wo Medizinische Fachangestellte nicht zur Arbeit kämen, sei aber ganztägig mit erheblichen Verzögerungen bei den Abläufen und längeren Wartezeiten zu rechnen. „Manche Behandlungen können dann auch gar nicht durchgeführt werden“, sagte die Sprecherin. Einige Arztpraxen sollen aus Solidarität am Donnerstag auch ganz geschlossen bleiben.

Auswirkungen werden unmittelbar zu spüren sein

Zu den Arbeitsbereichen gehören neben Anmeldung und Terminvergabe auch die Assistenz bei Untersuchungen, Behandlungen und chirurgischen Eingriffen. Die Medizinischen Fachangestellten (MFA) seien außerdem zuständig für Dokumentation, Hygienemaßnahmen, Praxismanagement und Abrechnungen. „Wenn MFA streiken, werden die Auswirkungen also unmittelbar zu spüren sein. Aber nur so gelingt es uns, die Arbeitsbedingungen für die Berufsangehörigen zu verbessern“, so vmf-Präsidentin Hannelore König laut Mitteilung. Patientinnen und Patienten werden um Verständnis gebeten.

Verdi kündigt Warnstreik in Speditionsbranche an

In den Tarifverhandlungen der niedersächsischen Speditions- und Logistikbranche hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zudem Warnstreiks angekündigt. Eine erste Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft und dem Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) sei am Dienstag ohne Ergebnis unterbrochen worden, teilte Verdi mit. Noch in dieser Woche sollen nun an verschiedenen Standorten Beschäftigte der Speditions- und Logistikbranche sowie einiger Paketdienste zu Warnstreiks aufgerufen werden. In der Branche gibt es in Niedersachsen rund 50.000 Beschäftigte.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert 15 Prozent mehr Lohn und eine Laufzeit von elf Monaten für die Branche, zu der auch das Paketgewerbe zählt, wie die Gewerkschaft mitteilte. Außerdem solle die Jahressonderzahlung um 750 Euro erhöht werden.

Die Arbeitgeberseite bot in der ersten Verhandlungsrunde nach Angaben der Gewerkschaft 3 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 13 Monaten an. Der Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN) war für eine Anfrage zunächst nicht erreichbar.

„Die Arbeitgeber haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Thomas Warner. „Wer sich darüber beklagt, nicht ausreichend Arbeitskräfte zu finden, kann sich auf der anderen Seite nicht verschließen, die Bezahlungsbedingungen im Rahmen der Inflation nach oben anzupassen, damit die Beschäftigten ihren Lebensunterhalt weiter finanzieren können.“

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