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Urteil

Behörde darf Beseitigung anordnen: Droht Schottergärten der Rückbau?

Sind Schottergärten schön anzusehen oder nicht? Darüber scheiden sich die Geister. Weil sie aber nicht zur Biodiversität beitragen, verbieten einige Bauordnungen sie. Foto: Thomas Frey/dpa/dpa-tmn

Sind Schottergärten schön anzusehen oder nicht? Darüber scheiden sich die Geister. Weil sie aber nicht zur Biodiversität beitragen, verbieten einige Bauordnungen sie. Foto: Thomas Frey/dpa/dpa-tmn

Sie sind pflegeleicht, aber nicht nur Umweltschützern ein Dorn im Auge: Schottergärten. Auch einige Bauordnungen wollen die Versteinerung in Vorgärten verhindern. Das kann in Niedersachsen sogar zum Rückbau führen.

Montag, 30.01.2023, 17:00 Uhr

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Handelt es sich bei Schottergärten um Grünflächen im Sinne der Bauordnung, wenn darin einzelne Pflanzen eingesetzt sind? Nein, urteilte bereits das Verwaltungsgericht Hannover (Az.: 4 A 1791/21).

Das niedersächsische Oberverwaltungsgericht lehnte zudem den Antrag auf Berufung ab. Demnach können Bauaufsichtsbehörden die Beseitigung verlangen, wenn Schottergärten aus bauordnungsrechtlicher Sicht unzulässig sind.

Damit folgten die Gerichte der Argumentation der Kläger nicht. Sie hatten die Position vertreten, dass es sich bei den Beeten um Grünflächen handle aufgrund der Anzahl und der Höhe der eingesetzten Pflanzen.

Das sahen die Richter anders. Entscheidend sei, ob Grünflächen von mit Pflanzen bewachsenen Flächen geprägt seien - ob naturbelassen oder angelegt. Steinelemente seien zwar nicht per se ausgeschlossen. Sie müssten im Gesamtbild aber untergeordnete Bedeutung haben.

Bepflanzung nur punktuell

Statt um Grünflächen mit nicht übermäßig ins Gewicht fallendem Kies handele es sich in dem konkreten Fall vielmehr um Kiesbeete, in die punktuell Koniferen und Sträucher sowie Bodendecker eingepflanzt seien. Das widerspreche der Intention des Gesetzgebers, die "Versteinerung der Stadt" auf das notwendige Ausmaß zu beschränken.

Nach Vorschrift der Niedersächsischen Bauordnung müssen die nicht überbauten Flächen der Baugrundstücke Grünflächen sein, soweit sie nicht für eine andere zulässige Nutzung erforderlich sind.

Schottergärten in Buxtehude verboten

Erst im August des vergangenen Jahres wurde in Buxtehude in einem Bebauungsplan für ein neues Baugebiet in Pippensen explizit festgesetzt, dass Schottergärten verboten sind. Rein rechtlich wäre das nicht notwendig: Laut Paragraf 9, Absatz 2, der Niedersächsischen Bauordnung sind Schottergärten grundsätzlich nicht erlaubt.

Steinwüste adé: Den Schottergarten einfach umwandeln

Schottergärten sind schlecht für die Umwelt. Wer überlegt, seinen Kiesgarten in eine ökologischere und trotzdem pflegeleichte Fläche umzuwandeln, kann das ohne viel Aufwand machen.

Schottergärten haben einen schlechten Ruf. Das Gute: Mit ein paar Handgriffen wird aus der Steinwüste eine Fläche voller wilder Blumen.

Und dafür muss nicht einmal der gesamte Schotter abgefahren werden, heißt es vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Denn viele der heimischen wildwachsenden Pflanzen lieben steinige, magere Böden. Haben sie ihren neuen Standort erstmal erobert, braucht das neue Beet dank Selbstaussaat nur wenig Pflege. Und so geht's:

Vlies oder Folie entfernen: Liegt ein Vlies oder eine Kunststofffolie unter dem Schotter, sollte diese zuerst entfernt werden. So wird der Boden wieder durchlässig für Luft und Wasser.

Mit Sand auffüllen: Die Lücken im Schotter mit ungewaschenem Sand oder Kiessand auffüllen, so können die Pflanzen Wurzeln schlagen. Der Nabu empfiehlt hier rund 50 Liter pro Quadratmeter.

Kompost einarbeiten: Hier reichen 20 Liter pro Quadratmeter. Am besten gütegesicherten Grünschnittkompost verwenden. Grobschotter, Sand und Kompost mit der Harke vermischen. Gegebenenfalls Kompost nachlegen, die oberste Schicht sollte am Ende feinkrümelig und gleichmäßig sein.

Nun ist der Boden bereit zum Aussäen. Empfohlen wird hier eine Wildblumensamenmischung für bunte und magere Wiesen. Die Samen aussäen, andrücken und drei Monate lang feucht halten. Zusätzlich können Wildstauden gepflanzt werden, die sich für Trockenstandorte eignen.

"Gärten des Grauens": Schottergärten auf Instagram

Der Instagram Account „gaerten_des_grauens“ zeigt Bilder der Steinwüsten in deutschen Schotter- und Kiesgärten.

(dpa/set/if)

 

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