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Wegen Stargast

Bremer Schaffermahlzeit mit Protestgetöse und Klebe-Aktivisten

Proteste bei der Schaffermahlzeit: Der Unmut der Umweltverbände richtete sich gegen Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP, Mitte). Foto: Arnd Hartmann

Proteste bei der Schaffermahlzeit: Der Unmut der Umweltverbände richtete sich gegen Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP, Mitte). Foto: Arnd Hartmann

Der Shanty-Chor, der die Gäste der Schaffermahlzeit am Bremer Rathaus begrüßt, hatte keine Chance. Der Gesang ging unter im Protest der Umweltaktivisten. Deren Wut richtete sich gegen den Verkehrsminister. Und so ging der mit dem Geschrei um.

Samstag, 11.02.2023, 04:00 Uhr

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Von Klaus Mündelein

Volker Wissing (FDP) war der Ehrengast der 479. Schaffermahlzeit. Das traditionsreiche Festmahl erlebt derzeit ohnehin Veränderungen, weil sich die ehemals reine Männerrunde auf den Weg gemacht hat, weiblicher zu werden. Am Freitag kam eine weitere Neuerung hinzu.

Alle 300 Teilnehmer mussten eine Umleitung gehen und quasi durch den Hintereingang ins Rathaus gehen. Denn junge Protestler hatten den Zugang für Wissing und Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) versperrt, und am Haupteingang des Rathauses hatte sich tatsächlich noch ein Aktivist am Boden festgeklebt.

Protest gegen die Autobahnpläne

Es ist Wissings Plan, das Autobahnnetz weiter auszubauen und den Ausbau auch noch zu beschleunigen, der die Umweltverbände auf die Palme bringt. „Warum es nicht weitergeht? Weil der Wissing auf der Bremse steht“, skandierten die Demonstranten. Der Minister stellte sich ihnen. Begleitet von Trillerpfeifen und Sambatrommeln führte er ein Gespräch mit BUND-Vorsitzendem Dieter Mazur.

Ein Klimaaktivist klebte sich vor dem Rathauseingang auf dem Pflaster fest. Foto: Arnd Hartmann

Ein Klimaaktivist klebte sich vor dem Rathauseingang auf dem Pflaster fest. Foto: Arnd Hartmann

Die Meinungen prallten aufeinander, und am Ende stellte man fest, dass man unterschiedliche Ansichten ertragen muss. „Danke, dass Sie uns angehört haben“, sagte Mazur. Die Bremer werden jedenfalls froh sein, wenn Wissing zumindest die Ringautobahn A281 noch fertigstellt, wie Bovenschulte betonte.

„Ich will, das wir uns am Ende gut entwickeln als Gesellschaft, und das heißt für mich, klimaneutral werden und gleichzeitig auch, unseren Wirtschaftsstandort nicht schwächen“, sagte Wissing dann im Rathaus.

Die Schaffermahlzeit beginnt: Die Schaffer und Gäste ziehen in den oberen Rathaussaal ein und nehmen an den Tafeln Platz. Foto: Arnd Hartmann

Die Schaffermahlzeit beginnt: Die Schaffer und Gäste ziehen in den oberen Rathaussaal ein und nehmen an den Tafeln Platz. Foto: Arnd Hartmann

Alle, die gehofft hatten, dass der Minister die Genehmigung seines Hauses für den Weltraumbahnhof auf der Nordsee zur Schaffermahlzeit mitgebracht hat, wurden enttäuscht. „Darüber haben wir nicht gesprochen“, sagte er. Dabei ist es ein Bremer Konsortium, dass Deutschlands direkten Zugang ins Weltall ermöglichen will. Von Bremerhaven aus sollen Raketen auf die Nordsee gebracht werden, wo sie dann mit ihrer Satellitenfracht in den Orbit starten. Alle stehen in den Startlöchern, nur die Genehmigung von Wissing fehlt noch.

Freude auf erstes Fest nach der Corona-Pause

Die kaufmännischen Mitglieder von Haus Seefahrt, deren Gäste und die Kapitäne nahmen den Trubel rund ums Rathaus gelassen. Sie freuten sich, dass es nach zwei Jahren Corona-Pause wieder eine Schaffermahlzeit gibt, mit Frack und Abendkleid, mit Stockfisch und Braunkohl. 

„Eine Hafenstadt weiß, wie wichtig eine gute Hinterlandanbindung ist“, betonte Wissing, bevor er sich in den Festsaal begab. Die Demonstranten rollten derweil ihre Plakate wieder ein. Jens und Anja Siemering vom BUND gehen nicht davon aus, dass Wissing jetzt nach Hause fährt und alles ändern will. „Aber steter Tropfen höhlt den Stein“, sagten sie und hoffen, dass irgendwann wenigstens ein Tempolimit auf Autobahnen möglich sein wird.

Norbert Röttgen, CDU-Bundestagsabgeordneter, war als Gast geladen. „Ich fürchte, Putin will den Krieg gegen die Ukraine lange fortsetzen“, sagte er. Foto: Arnd Hartmann

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