Brennpunkt Hamburger Hauptbahnhof ab Sonntag Waffenverbotszone

Die Sicherheit am Hamburger Hauptbahnhof soll durch mehr Präsenz der Behörden verbessert werden. Foto: Bockwoldt/dpa
Die Diskussionen um Deutschlands laut Statistik gefährlichsten Hauptbahnhof reißen nicht ab. Jetzt kommen weitere Sicherheitsstufen dazu - vor allem abends.
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Die gemeinsamen „Quattro-Streifen” von vier Sicherheitsbehörden am Hamburger Hauptbahnhof sind ausgeweitet worden. Die Präsenz sei von 48 Stunden auf 90 Stunden pro Woche erhöht worden, teilte die Innenbehörde am Donnerstag mit. Zuvor hatte der NDR berichtet. „Damit haben wir sowohl früh morgens wie auch abends sowie am Wochenende die Präsenz der Kräfte spürbar erhöht.”
Im Frühjahr hatten die Polizei Hamburg, die Bundespolizei, die Deutsche Bahn und die Hamburger Hochbahn die „Allianz sicherer Hauptbahnhof” vorgestellt. Im Zentrum der Vereinbarung standen gemeinsame Streifen aller vier Partner im Hauptbahnhof.
4er-Streife für mehr Sicherheit am Hauptbahnhof ausgeweitet
Eine 4er-Streife erzeuge eine andere Wirkung als eine 2er-Streife und sei auch wirksamer, hatte Innensenator Andy Grote (SPD) damals erklärt. So habe die Deutsche Bahn zwar das Hausrecht am Hauptbahnhof, aber nur die Polizei könne das Hausrecht auch durchsetzen.

Zwei Rentnerinnen aus Glinde warten vor dem ZOB, um abgeholt zu werden. Foto: Wendt/dpa
Seit Beginn der Maßnahmen wurden mit Stand 19. September im Rahmen der gemeinsamen Streifen fast 5300 Menschen überprüft und mehr als 430 Strafanzeigen gefertigt, wie die Innenbehörde weiter mitteilte.
Waffenverbotszone am Hamburger Hauptbahnhof tritt in Kraft
„Die verstärkte Präsenz und enge Zusammenarbeit der vier Sicherheitspartner zeigt Wirkung”, sagte Grote nun. „Es wird niedrigschwellig eingeschritten, die Kräfte sind jederzeit sichtbar und ansprechbar.” Der Senat setze rund um den Hauptbahnhof ein umfangreiches Maßnahmenprogramm um. „Hierzu gehört, dass wir jetzt das Gebiet um den Hauptbahnhof zu einer Waffenverbotszone erklären, ab dem Frühjahr soll zudem ein Alkoholkonsumverbot gelten. Zudem wird die Videoüberwachung rund um den Bahnhof ausgebaut.”
Am Hamburger Hauptbahnbahnhof sind vom 1. Oktober an Waffen verboten. Im Bereich Reeperbahn und am Hansaplatz sind bereits seit Jahren Waffenverbotszonen eingerichtet. „Wir wünschen uns bundesweit einheitliche Regelungen zu Waffenverboten in Zügen und Bahnhöfen, aber wir wollen darauf jetzt auch nicht warten. Deswegen setzen wir die Waffenverbotszone jetzt in Kraft“, sagte Grote.

Innensenator Andy Grote (SPD; 2.v.l.) am Freitag in Hamburg. Foto: dpa
Das Waffenverbot gilt zukünftig im Hauptbahnhof inklusive aller öffentlichen Bahnanlagen, den unterirdischen Verbindungen, sowie auf dem Heidi-Kabel-Platz, dem Hachmannplatz, am ZOB und am August-Bebel-Park. Das Waffenverbot umfasst neben Schusswaffen auch Messer mit einer Klingenlänge über vier Zentimetern sowie Schlagringe oder sogenannte Totschläger. Die entsprechenden Hinweisschilder wurden in dieser Woche bereits aufgestellt.
Was bei Verstößen gegen das Waffenverbot am Hauptbahnhof droht
Bei Verstößen gegen das Waffenverbot droht ein Bußgeld von mindestens 200 Euro. Ausgenommen sind Sicherheitskräfte, aber auch Handwerker und Mitarbeiter im Geld- und Werttransport. Auch für gastronomische Betriebe, Pfadfindergruppen und Anwohner, die Messer in verschlossenen Behältnissen mit sich führen, gelten Ausnahmen.
„Wir stellen fest, dass sich die Situation durch die Maßnahmen positiv verändert hat“, sagte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. So habe sich die Zahl der Obdachlosen, die sich am Hauptbahnhof aufhalten, reduziert. Durch die Kontrollen sei die Zahl der sogenannten Kontrolldelikte - wie zum Beispiel Aufenthaltsverbote - gestiegen. Dagegen gebe es erste Tendenzen, dass andere Straftaten wie zum Beispiel Raub und Körperverletzungen, rückläufig sind.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dennis Thering bemängelte, dass bei der Waffenverbotszone der Steindamm ausgelassen wurde, „obwohl auch hier ein dringender Handlungsbedarf besteht“.
Der Hamburger Hauptbahnhof gilt mit mehr als einer halben Million Menschen täglich als der zweitmeistfrequentierte Bahnhof Europas - und als Brennpunkt der Kriminalität. Laut Bundespolizei wurden dort allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres 145 Körperverletzungen, 31 gefährliche Körperverletzungen und 18 gefährliche Körperverletzungen mit gefährlichen Gegenständen gezählt. (dpa)