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Landkreis Rotenburg

Eine Region unter Schock: Soldat G. zerstört Leben der schwangeren Ex

Beamte der Spurensicherung vor einem Einfamilienhaus in der Gemeinde Scheeßel.

Beamte der Spurensicherung vor einem Einfamilienhaus in der Gemeinde Scheeßel. Foto: Helen Hoffmann/dpa

Nach dem brutalen Tod von vier Menschen nahe Scheeßel steht die Region unter Schock. Im Beekeort herrscht gedrückte Stimmung. Noch immer unvorstellbar für alle, dass Soldat G. (32) hier ein Blutbad angerichtet haben soll.

Von dpa Sonntag, 03.03.2024, 12:25 Uhr

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Scheeßel/Bothel. Unter den Getöteten im Landkreis Rotenburg ist nach Polizeiangaben der mutmaßlich neue Freund der Noch-Ehefrau des Tatverdächtigen. Das sagte ein Polizeisprecher in Rotenburg (Wümme) am Sonntag. Der Getötete und die Noch-Ehefrau, welche noch am Leben ist, hatten demnach vor Kurzem Strafanzeige wegen Bedrohung gegen den 32 Jahre alten Bundeswehrsoldatn erstattet.

Ein Sarg wird aus einem Einfamilienhaus in Westervesede getragen. Nach der Tötung von drei Erwachsenen und einem dreijährigen Kind hat ein Ermittlungsrichter am Freitag Haftbefehl wegen Mordes gegen einen Bundeswehrsoldaten erlassen.

Ein Sarg wird aus einem Einfamilienhaus in Westervesede getragen. Nach der Tötung von drei Erwachsenen und einem dreijährigen Kind hat ein Ermittlungsrichter am Freitag Haftbefehl wegen Mordes gegen einen Bundeswehrsoldaten erlassen. Foto: Sina Schuldt

In Westervesede soll der Soldat der Fallschirmjäger-Kaserne Seedorf in der Nacht zu Freitag zunächst den neuen Freund (30) seiner Ex-Partnerin und dessen Mutter (55) erschossen haben. Das männliche Opfer war Mitglied im Ortsrat und ehrenamtlich engagiert. Dann fuhr er angeblich direkt nach Brockel und tötete dort die beste Freundin (33) seiner Ex und deren Tochter (3). Nur wenige Stunden später ließ er sich vor der Von-Düring-Kaserne in Rotenburg festnehmen. Von einer „Beziehungstat“ ist die Rede, die Polizei ermittelt.

Auslandseinsatz und Sturmgewehr

Nach Informationen der „Rotenburger Kreiszeitung“ war der dringend Tatverdächtige mehrfach im Auslandseinsatz, unter anderem in Afghanistan. Bei der Tat in der Nacht soll er ein Bundeswehr-Sturmgewehr „G36“ benutzt haben. Die Polizei spricht von „schrecklichen Bildern“ an den Tatorten, die sich den ersten Einsatzkräften geboten hätten. Ihnen sei psychologische Hilfe angeboten worden, heißt es weiter.

Neunjährige überlebt in Brockel

Im Haus in Brockel soll sich in der Tatnacht ein weiteres Kind der getöteten 33-Jährigen aufgehalten haben. Die Neunjährige überlebte das Blutbad, ebenso wie weitere Familienangehörige in Westervesede. Die Ex-Partnerin des Soldaten, wohl hochschwanger, lebt ebenfalls in Brockel. Angeblich wollte G. deren Leben auf diese brutale Weise zerstören. Der Soldat selbst soll dienstlich oft unterwegs und somit eher wenig zu Hause gewesen sein.

Kerzen stehen vor einem Haus in Westervesede in der Gemeinde Scheeßel, in dem am Vortag ein Mann zwei Personen erschossen haben soll.

Kerzen stehen vor einem Haus in Westervesede in der Gemeinde Scheeßel, in dem am Vortag ein Mann zwei Personen erschossen haben soll. Foto: Focke Strangmann

Die Leichen wurden abtransportiert, die Menschen legen Blumen nieder und stellen Kerzen auf.

Nachbarn trauern um die Opfer der Soldaten-Bluttat

Vor einem Haus in Scheeßel waren am Samstag ein Blumenstrauß und ein paar Kerzen abgestellt Ein Zettel mit der Aufschrift „Wir sind in Gedanken bei euch! Eure Nachbarn“ war ausgelegt. Ein Polizeistreifenwagen stand vor dem versiegelten Haus. Auch vor dem zweiten Tatort in der wenige Minuten entfernten Samtgemeinde Bothel standen Kerzen vor dem Haus.

Soldat bereits vor Tat wegen Bedrohung angezeigt

Vor der Tötung von vier Menschen im Landkreis Rotenburg haben die Noch-Ehefrau und ihr neuer Freund den Tatverdächtigen angezeigt. Die Strafanzeige sei vor Kurzem wegen einer möglichen Bedrohung erfolgt, sagte ein Sprecher der Polizei Rotenburg am Sonntag. Zuvor hatte der NDR berichtet.

Danach gab es eine sogenannte Gefährderansprache, so Polizeisprecher Heiner van der Werp. Dem 32 Jahre alten Bundeswehrsoldaten hätten also Polizisten die Situation erklärt und mögliche Konsequenzen geschildert. „Also eine deeskalierende Maßnahme“.

Die genauen Inhalte des Gesprächs kannte der Sprecher nicht. „Alles andere wird jetzt im Anschluss an die Taten natürlich überprüft“, sagte van der Werp. Weitere Anzeigen gegen den Verdächtigen seien ihm nicht bekannt, weshalb sie aber nicht auszuschließen seien.

Dreijähriges Kind unter den Opfern

Das Motiv sowie weitere Hintergründe blieben weiter unklar. Der Verdächtige soll am Freitag in Westervesede, einer Ortschaft der Gemeinde Scheeßel, und in dem zur Samtgemeinde Bothel gehörenden Bockel vier Menschen erschossen haben - darunter ein Kind. Über den Stand der Ermittlungen gab es am Sonntag seitens der Staatsanwaltschaft Verden und der Polizei keine Angaben, ebenso zu den Beziehungen des Verdächtigen zu den Opfern.

Der Tatverdächtige soll sich am Freitagmorgen an der Von-Düring-Kaserne in der Stadt Rotenburg (Wümme) gestellt haben und kam am Freitagnachmittag in Untersuchungshaft. Ob er sich zur Tat geäußert hat, war zunächst nicht bekannt. (mit dpa)

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