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Naturschutzgebiet

Die Goldbeck plätschert wieder im Estetal

Die Goldbeck - der Goldbach - plätschert wieder als kleiner Heidefluss durch die Wiesen. Foto: Landkreis Harburg

Die Goldbeck - der Goldbach - plätschert wieder als kleiner Heidefluss durch die Wiesen. Foto: Landkreis Harburg

Mit umfangreichen Renaturierungsarbeiten hat der Landkreis Harburg die Goldbeck naturnah gestaltet. Davon profitieren Kiebitz und Bekassine, Amphibien und Insekten.

Mittwoch, 16.11.2022, 08:30 Uhr

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Hier kann die Bekassine wieder kräftig meckern: Die Goldbeck - der Goldbach - wird zum Paradies für die „Himmelsziege“. An dem kleinen Bach im Naturschutzgebiet Estetal kann sich der vom Aussterben bedrohte Vogel wohlfühlen, und auch ansonsten werden die Flächen zum Refugium für Flora und Fauna.

Statt schnurgerade und fast kanalartig plätschert der Bach nun wieder als kleiner Heidefluss durch die Wiesen - dank aufwendiger Renaturierungsarbeiten des Landkreises Harburg hat die Natur dort Vorrang. Der Kompensationspool hat die Goldbeck entlang der landkreiseigenen Flächen auf rund 600 Metern restrukturiert. Das nützt auch der angrenzenden Aue, die reaktiviert werden kann.

Wie das Naturschutzgebiet Estetal geschützt wird

Die Goldbeck verlief bisher geradlinig in einem tiefen Trapezprofil, strukturarm und überdimensioniert zwischen Grünlandflächen und einem Auwald im Naturschutzgebiet Estetal. Die Gewässersohle war überwiegend sandig und wenig abwechslungsreich. Das änderte sich nun: Um neue Impulse und möglichst attraktive, abwechslungsreiche Strukturen zu schaffen, wurden die Ufer wechselseitig abgeflacht, seitlich versetzte Buhnen und diverse Strömungslenker aus Kies, Lesesteinen und Holz eingebaut und die Sohle angehoben. Wo möglich, werden leichte Schlingen in die Aue hinein vorgegeben oder auch mal eine Steilwand stehengelassen.

Zusätzlich sind auf der angrenzenden Aue insgesamt vier unterschiedlich gestaltete Senken angelegt, teilweise mit Anschluss an die Goldbeck. Sie bieten nun mit unterschiedlichen Wasserständen und Feuchtestufen zahlreichen spezialisierten Tier- und Pflanzenarten neue Lebensstätten. Insbesondere profitieren beispielsweise Vögel wie Kiebitz, Storch oder Bekassine sowie Insekten und Amphibien.

Die Bekassine fühlt sich wohl im Naturschutzgebiet Estetal. Foto: dpa

Die Bekassine fühlt sich wohl im Naturschutzgebiet Estetal. Foto: dpa

Ökologische Ausgleichsfläche für Baumaßnahmen

Der restrukturierte Abschnitt befindet sich direkt an der Grenze zum Landkreis Stade. Die Arbeiten hat der Landkreis Harburg daher eng mit dem Nachbarkreis und den angrenzenden Grundstückseigentümern abgestimmt. Die Vorplanung erfolgte gemeinsam zwischen Gitta Baeuerle von der Naturschutzbehörde, Silke Hiller, die für den Kompensationspool des Landkreises Harburg verantwortlich ist, sowie Matthias Nickel vom Kreisverband der Wasser- und Bodenverbände des Landkreises Harburg, der später auch die Umsetzung übernahm. Die hydrologische Berechnung lieferte das Ingenieurbüro Heuer-Jungemann.

Hintergrund: Wenn durch ein Bauvorhaben in die Natur eingegriffen wird, muss eine Kompensationsmaßnahme als ökologischer Ausgleich geschaffen werden. Als Service für Kommunen sowie gewerbliche und private Investoren bietet der Landkreis Harburg seit 2009 einen eigenen Kompensationspool an. So kann der Landkreis sinnvoll und zusammenhängend die Natur auf eigenen Flächen in allen drei Naturräumen des Landkreises - Geest, Marsch und Moor - entwickeln. Der Kompensationspool verfügt inzwischen über gut 200 Hektar. Die Projekte sind aufgrund ihrer hohen naturschutzfachlichen Qualität auch über den Landkreis hinaus bekannt.

Entwicklung der Este und ihrer Aue

Eine der ersten Maßnahmen war die Entwicklung der Este und ihrer Aue zwischen Podendorf und Emmen auf etwa 16 Hektar. Mit rund 58 Hektar stellen die Waldentwicklungsflächen zwischen dem Naturschutzgebiet Brunsberg und der Sprötzer Heide die größten zusammenhängenden Naturwaldflächen des Landkreises dar.

An der Goldbeck hat der Landkreis Harburg für den Kompensationspool Mitte 2018 knapp 3 Hektar umfassende Flächen erworben. Sie sind dem Naturschutzgebiet Estetal zugeordnet und grenzen an weitere rund 6 Hektar große Flächen der Naturschutzabteilung im Schutzgebiet zwischen Goldbeck und Este an.

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