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Naturgefahren

Dorf Brienz droht nach zweiter Evakuierung endgültiges Ende

Nur noch 30 von 90 Einwohnern halten an ihrem Dorf Brienz fest. (Archivbild)

Nur noch 30 von 90 Einwohnern halten an ihrem Dorf Brienz fest. (Archivbild) Foto: Til Buergy/KEYSTONE/dpa

Fast niemand bleibt: Warum so viele Einwohner des Schweizer Dörfchens Brienz aufgeben und umsiedeln wollen.

Von dpa Freitag, 24.10.2025, 04:05 Uhr

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Genf. Das von einem Erdrutsch bedrohte Dörfchen Brienz im Schweizer Kanton Graubünden droht auszusterben. Es dürften dort bald weniger als 30 Einwohner gemeldet sein; vor einem Jahr waren es noch 90, berichtet der Sprecher der Gemeinde Albula, zu der Brienz gehört.

Das Dörfchen war im November 2024 zum zweiten Mal geräumt worden, nachdem die Einwohner nach einer ersten Evakuierung im Mai 2023 noch zurückkehren konnten. 2023 hatte sich die Rutschung am Hang erstmals so beschleunigt, dass im Mai alle das Dorf verlassen mussten. Mitte Juni stürzten rund 1,2 Millionen Kubikmeter Felsmassen in der Nacht abwärts. Wie durch ein Wunder verfehlte der Schuttstrom das Dorf nur knapp und blieb teils meterhoch dahinter liegen. Die Menschen konnten im Juli 2023 zurückkehren, aber im November 2024 war die Lage erneut so ernst, dass wieder eine Räumung angeordnet wurde. 

Kosten werden zu 90 Prozent übernommen

Nach Angaben des Gemeindesprechers seien zwei Einwohner seitdem verstorben, 28 hätten sich nach einem definitiven Umzug bereits abgemeldet. Andere harrten zunächst in Übergangswohnungen überwiegend in der Nachbarschaft aus. Auf das Angebot einer „präventiven Umsiedlung“ seien nun aber 35 weitere Einwohner eingegangen, so der Sprecher. Auch viele Zweitwohnungs- und Ferienhausbesitzer hätten sich dafür angemeldet. Die Behörden übernähmen nach Angaben des Sprechers 90 Prozent der Kosten, etwa für einen Neubau. 

Ganz anders ist die Lage im Dorf Blatten im Lötschental im Kanton Wallis. Die Heimat von rund 300 Personen war Ende Mai durch einen gewaltigen Felssturz und Gletscherabbruch fast vollständig verschüttet worden. Die meisten Einwohner leben in der Nähe in temporären Unterkünften und wollen ihr Dorf gemeinsam wieder aufbauen. Im September versammelten sich nahe des zerstörten Gemeindehauses viele für einen symbolischen Spatenstich, der den Aufbau eines neuen Dorfes einläutete.

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