EU sichert sich Rohstoffe und Marktzugang in Indonesien

Die EU und Indonesien haben mehr als neun Jahre lang verhandelt - jetzt steht das Freihandelsabkommen. (Archivfoto) Foto: Tatan Syuflana/AP/dpa
Mit einem neuen Handelsdeal sichert sich die EU Zugang zu wichtigen Rohstoffen in Indonesien - nach langen Verhandlungen. Es geht auch um Autos und Agrarprodukte. Was sich durch das Abkommen ändert.
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Brüssel/Denpasar. Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem weltgrößten Inselstaat Indonesien sind nach mehr als neun Jahren abgeschlossen. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic und der indonesische Wirtschaftsminister Airlangga Hartarto unterzeichneten auf Bali ein Wirtschaftsabkommen und ein Investitionsschutzabkommen zwischen der Staatengemeinschaft und der südostasiatischen Wirtschaftsmacht.
Damit sollen Zölle auf EU-Waren bei der Einfuhr nach Indonesien beinahe vollständig abgeschafft werden. Gelten soll dies unter anderem für Autos und landwirtschaftliche Produkte. „Wir erleben eine Zeit der Umbrüche, der Unsicherheit und des raschen Wandels“, sagte Sefcovic. „Doch mit dem heutigen Abschluss dieses Abkommens senden die EU und Indonesien der Welt ein starkes Signal: Wir stehen vereint für einen offenen, regelbasierten und für beide Seiten vorteilhaften internationalen Handel.“
Er sei überzeugt, dass der Deal helfen werde, „enormes ungenutztes Potenzial zu erschließen“. Durch die Abschaffung von über 98 Prozent der Zölle bringe er für beide Seiten zahlreiche Vorteile mit sich. Minister Airlangga Hartarto sprach von einem „wichtigen Meilenstein“.
Europa bekommt Zugang zu kritischen Rohstoffen
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte vor der Unterzeichnung gesagt, die geplante Vereinbarung verschaffe der EU einen stabilen und verlässlichen Zugang zu kritischen Rohstoffen, die für Europas saubere Technologien und die Stahlindustrie unverzichtbar seien. Gleichzeitig eröffne sie neue Chancen für Unternehmen und Landwirte in einer großen und wachsenden Volkswirtschaft.
Schon im Juli hatten sich von der Leyen und Indonesiens Präsident Prabowo Subianto auf den Abschluss der seit 2016 andauernden Verhandlungen verständigt. Als wichtige EU-Anliegen galten die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsstandards und Investitionserleichterungen.
EU will sich breiter aufstellen
Auch vor dem Hintergrund geopolitischer Entwicklungen strebt die EU an, ihre Handelsbeziehungen stärker zu diversifizieren. Der Handelskonflikt mit den USA, die Rohstoffabhängigkeit von Russland und anfällige Lieferketten verstärken den Druck. So erzielte Brüssel zuletzt nach 25-jährigen Verhandlungen mit den Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) eine Einigung über eine große Freihandelszone, modernisierte das Freihandelsabkommen mit Mexiko und sucht auch mit Großbritannien neue Wege in den Handelsbeziehungen.
Bevor das Abkommen mit Indonesien in Kraft treten kann, müssen noch der Rat der Mitgliedstaaten und das Europaparlament zustimmen.
Mit mehr als 280 Millionen Einwohnern ist der G20-Staat Indonesien die drittgrößte Demokratie und das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt. Seit 1976 hat die südostasiatische Staatengemeinschaft Asean ihren ständigen Sitz in der Hauptstadt Jakarta. Das Inselreich gilt als mächtigster Akteur in ganz Südostasien und eines der wichtigsten Länder im gesamten Indopazifik.