Elegante Schwarzmalerei auf Schloss Agathenburg

Schwarz gilt als Farbe der Trauer, der Tristesse, des Todes. Kuratorin Claudia Rasztar will nun zeigen, dass Schwarz auch in ganz anderem Licht erstrahlen kann. Dabei setzt sie auf optische Täuschungen - und Maschinenöl.
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Da hat jemand den Nachthimmel in Streifen geschnitten und im Schloss Agathenburg aufgehängt, könnte man meinen. Doch es sind meterlange Papierbahnen, getränkt in pechschwarzes Maschinenöl, die Künstlerin Janine Gerber von der Decke baumeln lässt.
Vom 15. Oktober bis 26. November können Besucher im Rahmen der Ausstellung „Night & Light“ die Farbe Schwarz in verschiedenen Facetten erkunden. Kuratorin Claudia Rasztar hat hierfür Werke der vier Künstlerinnen Linda Ebert, Janine Gerber, Farideh Jamshidi und Jana Schumacher sowie des Künstlers Peter Boué ausgesucht. „Wenn wir an Schwarz denken, verbinden wir damit schwere Themen wie Trauer oder Tod“, erklärt Rasztar. Doch sie wolle zeigen, dass Schwarz auch andere Töne anschlagen kann. „Für mich hat Schwarz etwas Elegantes und Ehrwürdiges, wenn man etwa an das ‚kleine Schwarze‘ oder die schwarzen Richterroben denkt“, sagt sie.
Besucher können in das Schwarz eintauchen
Die ausgewählten Werke hängen jedoch nicht einfach an den Schlosswänden. „Vielmehr wollen wir den Besuchern die Möglichkeit geben, in das Schwarz einzutauchen und sich auch mal täuschen zu lassen“, so die Kuratorin weiter. Hierfür verteilt etwa die gebürtige Staderin Linda Ebert schwarze Tapes über Raumecken, Decke und Boden und erschafft durch die Linien optische Täuschungen.
Die iranische Malerin Farideh Jamshidi hat ihr Papier tagelang in einer Badewanne tiefschwarz eingefärbt. Darauf zeichnet sie elegant geschwungene Gesichtskonturen in feinen weißen Linien. Jana Schumacher aus Hamburg stellt Wachsbilder auf handgeschöpftem Papier aus, in die sie filigrane Figuren und Wellenmuster eingearbeitet hat. Der Hamburger Künstler Peter Boué stellt hingegen ganze Mondlandschaften aus, die in ihrer Körnigkeit an schwarze Schlieren auf kopiertem Papier erinnern.
Lichtkunst in der Energiekrise - so kann das gelingen
Für die Ausstellung haben dazu drei Studierende der Hochschule für Bildende Kunst Hamburg den Außenbereich des Schlosses mit nachhaltiger Lichtkunst eingerichtet. „Bei Tag sind die feinen Linien im Schlosshof nicht zu sehen, aber im Dunkeln kommen sie strahlend zum Vorschein“, verrät die Kuratorin. Für die diesjährige Ausstellung setzt Claudia Rasztar auf leuchtende Kunst mit möglichst keinem bis geringem Stromverbrauch. „Die Energiekrise aus dem letzten Winter hat den Menschen schwer zugesetzt“, sagt sie. Daher wolle man auf nachhaltige Lichtkunst setzen. Insgesamt sollen Besucher das sonst negativ konnotierte Schwarz mit anderen Augen neu entdecken. Wer zur Eröffnung am Sonnabend erscheint, ist zudem eingeladen, schwarz oder schwarz-weiß gekleidet zu kommen. „So werden die Besucher selbst zum Teil der Ausstellung“, so Rasztar.
Über Workshop-Angebote sollen die Besucher selbst kreativ werden. Die Künstler Jana Schumacher und Drew Matott bieten am 15. Oktober im Workshop „Shades of Black“ an, gemeinsam mit den Teilnehmern aus schwarzer Kleidung sogenannte „FineArt Papierbögen“ per Hand zu schöpfen. Die Teilnehmer können hier alte Kleidung durch einen fahrradbetriebener Papierholländer in Fasermasse zur Papierherstellung umwandeln und nach zweitägigem Trocknen mit nach Hause nehmen.
NIGHT & LIGHT: Die Lichtkunst-Ausstellung im Schloss Agathenburg ist vom 18. Oktober bis 26. November geöffnet. Der Eintritt kostet regulär 6 Euro, ermäßigt 4 Euro. Minderjährige haben freien Eintritt. Informationen zu den Öffnungszeiten und zum Rahmenprogramm sie online zu finden: