Elektronische Krankschreibung: Viel Kritik aus den Unternehmen

Der telefonischen Krankschreibung folgt die elektronische Krankmeldung. Foto: Hannes P. Albert/dpa
Die Politik hatte die elektronische Krankschreibung als Bürokratie-Entlastung geplant. Die IHK Stade hat für den Elbe-Weser-Raum ein Stimmungsbild bei Mitgliedsunternehmen eingeholt. Ist die Maßnahme wirklich eine Hilfe?
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Landkreis. An der Umfrage der IHK haben sich 67 Unternehmen beteiligt. Davon begrüßten gut 36 Prozent den Digitalisierungsschritt generell, auch wenn es anfänglich noch Umsetzungsprobleme gab und weiterhin gibt. Das Meinungsbild fiel recht unterschiedlich aus: So gaben 16 Prozent an, dass sie mit der Umsetzung des Meldeverfahrens sehr zufrieden seien. Allerdings bewerteten wiederum 52 Prozent der Unternehmen die digitale Abfrage als unbefriedigend.
Für 57 Prozent ist der Aufwand gestiegen
Auch bei der Frage, ob sich die Unternehmen vom neuen Verfahren im Vergleich zum früheren Vorgehen entlastet fühlen, zeigt sich ein klares Bild. Beinahe 57 Prozent gaben an, dass der Aufwand gestiegen sei. 21 Prozent berichteten von einem gleichgebliebenen Aufwand, 9 Prozent sagten, dass sie sich entlastet fühlten.
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Die Unternehmen berichteten, dass es in der praktischen Umsetzung noch zu viele Schwierigkeiten und Ungenauigkeiten gebe. So gebe es Probleme, wenn Teilzeitkräfte für ganze Wochen krankgeschrieben seien. Ebenso wurde beklagt, dass es nur eine verzögerte Einsicht in die Arbeitsunfähigkeit gebe und eine Prüfung von Abwesenheitszeiträumen über sechs Wochen schwierig sei. Insgesamt wurde bemängelt, dass zu viele Institutionen an dem Vorgang beteiligt seien und dadurch die Fehleranfälligkeit steige.
Beteiligte müssen Probleme beseitigen
„Wir freuen uns über jeden Schritt der Digitalisierung, der die Unternehmen entlastet“, sagt Stefan Grienitz, Gesundheitsexperte der IHK. „Wie wir aber sehen, liegt hier noch einiges an Arbeit vor den umsetzenden Stellen.“ Eine schnelle und zuverlässige Übermittlung der Daten sei für die Betriebe äußerst wichtig und müsse gewährleistet sein.
Grienitz fordert alle Beteiligten auf, jetzt, nach einem Jahr der Praxiserfahrung, die Kinderkrankheiten zu beseitigen. So könne aus der guten Idee ein erfolgreiches Projekt werden, sagt er.
Verbesserungsvorschläge aus den Unternehmen
Vorschläge aus der Wirtschaft, wie das Verfahren noch effizienter gemacht werden kann, gibt es bereits. Beinahe 87 Prozent der Unternehmen wünschten sich, dass alle eingehenden Krankschreibungen automatisch an die jeweiligen Betriebe kommuniziert werden. 82 Prozent wünschten sich dies auch bei den Folgebescheinigungen.
54 Prozent wünschten sich bei der Abfrage eine Berücksichtigung der Kinderkrankentage, die Hälfte der Teilnehmenden würde sich über eine zeitnahe Rückmeldung der Krankenkassen freuen. Hier könnten auch die Beschäftigten aktiv werden: Denn aufgrund des zeitlichen Verzuges besteht bei einigen Betrieben auch der Wunsch, dass die Arbeitnehmer ihre Krankmeldung per App oder Papier zusätzlich direkt an den Arbeitgeber mitteilen.
Die Krankmeldung in Papierform hat sich bei gesetzlich Krankenversicherten vor einem Jahr in eine digitale Krankmeldung umgewandelt. Arztpraxen melden die Krankmeldung direkt an die gesetzlichen Krankenkassen, die dort von den Arbeitgebern abgerufen werden. (st)