HSV in Düsseldorf furios – aber: brutale Prügelei im Fan-Zug

Jean-Luc Dompé brachte den HSV per Traumtor früh in Führung Foto: Roland Weihrauch/dpa
Der HSV setzt bei Fortuna Düsseldorf sportlich ein dickes Ausrufezeichen. Für Störgeräusche sorgt indes ein Großeinsatz am Bahnhof.
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Düsseldorf/Bremen. Ein Blick auf die Statistik des Spiels Fortuna Düsseldorf gegen den Hamburger SV zeigt, warum der HSV das Topspiel der 2. Fußball-Bundesliga beim Tabellenführer gewann. 22 Torschüsse hatten die Gastgeber abgegeben, die Hamburger zogen 18 Mal ab. Am Ende stand in der Rubrik Tore jedoch: Düsseldorf 0, HSV 3. Effizienz entscheidet.
„Das Ergebnis hat nichts mit der Leistung beider Mannschaften zu tun“, sagte Hamburgs Trainer Steffen Baumgart im TV-Sender Sky. „So deutlich war es zu 100 Prozent nicht. Aber ich habe ein geiles Zweitliga-Spiel gesehen mit einem guten Ende für uns.“
HSV gewinnt Topspiel - Erste Pleite für Düsseldorf
Zu dem guten Ende trug vor allem die bessere Effizienz vor dem Tor bei. Ein Traumtor von Jean-Luc Dompé (8.) hatte lange den Unterschied gemacht. In der zweiten Halbzeit traf Torgarant Robert Glatzel (83.) erst bei Handelfmeter. Der Düsseldorfer Verursacher Giovanni Haag sah wegen des absichtlichen Handspiels die Rote Karte. Kurz vor dem Ende besorgte Glatzel (90.) mit seinem siebten Saisontor den Endstand.
Damit brachten die Hamburger den Düsseldorfern die erste Punktspiel-Niederlage nach 21 Partien bei. Durch den Erfolg rückten sie als Tabellenfünfter an die Spitzengruppe heran und sind nach acht Spieltagen nur zwei Punkte von der Fortuna entfernt.
Im ersten von vier Freispielen in dieser Saison, die die Fortuna über ihr durch Sponsoren finanziertes Modell „Fortuna für alle“ vermarktet, bot sich den 51.500 Zuschauern in der vollen Arena eine verkehrte Welt. Die Fortuna machte das Spiel, hatte lange deutlich mehr Ballbesitz und erspielte sich etliche Großchancen, erstmals überhaupt in der zweiten Liga gewann der HSV aber in Düsseldorf.
Torwart Raab fehlerfrei
„Zuletzt haben wir in Düsseldorf nicht gut ausgesehen, umso glücklicher sind wir heute über den Sieg“, meinte Baumgart in der Pressekonferenz. „In den 20 starken Fortuna-Minuten nach der Pause hatten wir Glück und einen sehr guten Keeper“, fügte er ein Extralob für Matheo Raab hinzu.
Der Torwart musste erneut den verletzten Daniel Heuer Fernandes ersetzen. In der vergangenen Woche hatte Raab beim 2:2 gegen den SC Paderborn einmal schwer gepatzt. In Düsseldorf blieb er fehlerfrei.
Doch auch seine Vorderleute hielten der Düsseldorfer Angriffswucht stand. „Wir haben uns in jeden Ball reingehauen, dazu hat Matheo überragend gehalten“, sagte Glatzel. „Natürlich war das Glück auch auf unserer Seite, aber das haben wir uns erarbeitet. Die frühe Führung hat uns total in die Karten gespielt, am Ende haben wir eiskalt zugeschlagen.“ .
Zug mit 370 HSV-Fans nach Streit und Prügelei gestoppt
Ein Teil der HSV-Fans hat von dem furiosen Auftritt in Düsseldorf indes nichts mitbekommen. Am Morgen kam es zu schweren Ausschreitungen in einem Zug voll mit HSV-Fans kurz nach der Abfahrt aus dem Hauptbahnhof in Bremen. Wie die Bundespolizei berichtet, sei es nach ersten Ermittlungen im Zug zu einem Streit zwischen den Hamburger Fans und anderen Reisenden gekommen. Der Streit eskalierte.
Eine 23 Jahre alte Frau habe eine stark blutende Platzwunde am Kopf sowie diverse Prellungen erlitten, ihr 25 Jahre alter Begleiter sei an der Augenbraue verletzt worden. Sie kamen ins Krankenhaus.
Der Mann soll zur Verteidigung zudem mit einem Feuerlöscher im Zug gesprüht haben. Andere Reisende betätigten den Angebn zufolge die Notöffnung eines Fensters gegen den Sprühschaum. Die weiteren Hintergründe zu möglichen Provokationen blieben ebenso unklar, wie die Frage, wer den Streit begonnen habe.
HSV-Fans reisen zurück nach Hamburg
Der Regionalexpress wurde wegen der Beschädigungen von der Deutschen Bahn am Bahnhof Kirchweyhe ausgesetzt, die Strecke wurde zeitweise gesperrt.
In dem Zug waren circa 370 HSV-Fans. Für die weiteren Einsatzmaßnahmen wurden Polizeikräfte der Bundespolizei, der Polizei aus Niedersachsen und Bremen in Kirchweyhe zusammengezogen. Es seien sämtliche Personalien der Anwesenden im betroffenen Reisewagen aufgenommen worden. Insgesamt dauerte der Einsatz am Bahnhof Kirchweyhe drei Stunden. Die HSV-Fans entschieden zurück Rückreise - Düsseldorf hätten sie ohnehin nicht mehr rechtzeitg vor Anpfiff erreicht.
Die Fanhilfe Nordtribüne kritisierte die Maßnahmen und schrieb bei X (vormals Twitter) von einem „überzogenen Polizeieinsatz“. Dieser habe zur Einstellung des Zugverkehrs geführt. Nicht nur die von der Maßnahme betroffenen Fans hätten deshalb das Spiel in Düsseldorf verpasst, „sondern voraussichtlich auch viele weitere HSV-Fans, die mit anderen Bahnen anreisen wollten“. (dpa/tip)

Beide Teams standen sich auf Augenhöhe gegenüber Foto: Roland Weihrauch/dpa

Daniel Thioune betreute die Fortuna als Trainer zum 100. Mal. Foto: Roland Weihrauch/dpa