Faszinierende Urzeit-Schätze sind in Harsefeld zu sehen

Alexander Benn an einer Vitrine mit Originalen und Repliken von berühmten Funden, darunter ein Urvogel und ein Fischsaurier. Fotos: Lepél
Riesige Zähne, funkelnde Kristalle und uralte Fossilien können Besucher ab sofort in Harsefeld bestaunen. Geowissenschaftler Alexander Benn zeigt die spektakulären Funde, die viele Millionen Jahre alt sind.
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Die Fundstücke und Repliken stellen eine Auswahl der umfangreichen Sammlung von Alexander Benn dar. Der studierte Geowissenschaftler ist im Landkreis Stade als Museumspädagoge und Betreiber des Projekts „Museum Pangaea“ in den historischen Mauern der Festung Grauerort in Abbenfleth bekannt. Die dortige Ausstellung umfasst mehrere 10 000 Fundstücke aus 600 Millionen Jahren Erdgeschichte, darunter Fossilien, Knochenfunde und faszinierende Fundstücke aus der Dinosaurier-Zeit.
Auch in Harsefeld möchte Benn nun einen Einblick in Norddeutschlands bewegte Urgeschichte geben, die nach Ansicht des erfahrenen Geologen „einzigartig“ ist. Die norddeutschen Landschaften wurden von Wasser, Eis und Salz geprägt. Diese Naturgewalten hinterließen deutliche Spuren in der Region. Gesteine, Fossilien und Mineralien sind stille Zeugen dieser Ereignisse und können tiefe Einblicke in die Geschichte der Erde geben. „Mein Ziel ist es, den Menschen die faszinierende Geschichte der Erde und ihre Rolle darin näher zu bringen – unabhängig von ihrem Bildungs- oder Kontostand“, sagt Benn. „Auch möchte ich ihnen zeigen, welche Naturschätze direkt vor ihrer Haustür auf sie warten und versuchen, sie dafür zu begeistern.“ Denn im Landkreis Stade können tolle Funde an den Elbstränden, in den Kiesgruben oder im nächstgelegenen Steinhaufen gemacht werden, wie die Ausstellung in Harsefeld zeigt, wo unter anderem Bernsteine vom Elbstrand und Fossilien des Erdaltertums aus der Region zu sehen sind. Und auch Harsefeld biete eine Besonderheit: Im Untergrund befinden sich riesige Salzmassen, weiß der Geowissenschaftler. „Ihr im Vergleich zu anderen Gesteinen geringes Gewicht sorgt dafür, dass uralte Ablagerungen, die sonst in mehreren Kilometern Tiefe liegen, an die Oberfläche gedrückt werden.“
Erdgeschichte selbst erkunden
Die Ausstellung „Schätze unter unseren Füßen – Norddeutschlands Urgeschichte“ solle auch ein Anreiz sein, die faszinierende Erdgeschichte selbst zu erkunden, urzeitliche Schätze zu finden und die atemberaubende Geschichte des Lebens auf der Erde mit den eigenen Händen zu begreifen, so Benn. Am Strand oder im Steinhaufen am Feldrand gehe dies relativ einfach. Für den Anfang reichten ein wenig Fachkenntnis oder ein Bestimmungsbuch sowie ein Hammer und ein guter Blick für Details. „Für den Besuch von Steinbrüchen und Kieswerken ist es aber unbedingt erforderlich, sich vorher eine Genehmigung der Betreiberfirma zu besorgen und Schutzausrüstung mitzunehmen“, rät der Profi.
Geduld ist bei solchen Ausgrabungen ebenfalls gefragt, weiß Benn. „Aber die Region ist ein Paradies für die Liebhaber von Versteinerungen und Mineralien. Aus allen Epochen des Erdaltertums, Erdmittelalters und der Erdneuzeit können wir Überreste vergangenen Lebens finden.“ Knochen riesiger Reptilien gehören zu den Funden ebenso wie bizarre urzeitliche Meereskreaturen oder der als Replik ausgestellte Schädel eines fleischfressenden Riesenmolchs und der Backenzahn eines Mammuts. Aus diesen Funden ließen sich nicht nur Rückschlüsse über die Erdgeschichte ziehen, sondern auch für die Gegenwart, sagt Benn: „Was Kometen und Vulkane in vielen Millionen Jahren nicht geschafft haben, könnte der Mensch in 200 Jahren fertig bringen: Das Ende des vielfältigen Lebens auf der Erde, wie wir es heute kennen.“

Bison-Hornzapfen (links) und Mammut-Backenzahn von der Weser.
Das Museum und die Ausstellungen
Das Harsefelder Museum wird vom Verein für Kloster- und Heimatgeschichte betrieben und befindet sich Am Amtshof 3. Es ist dienstags bis sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet, an Sonn- und Feiertagen zusätzlich von 10 bis 12 Uhr. Der Eintritt ist frei. Parken ist auf den Parkplätzen an der Kirchenstraße oder Am Amtshof möglich. Schulklassen, die sich für eine Führung durch die aktuelle Sonderausstellung interessieren, können sich im Museum unter 0 41 64/69 10 anmelden. Eventuell kann sogar eine Führung mit Alexander Benn organisiert werden. Die aktuelle Ausstellung läuft im Erdgeschoss des Museums im Klosterpark. Außerdem sind die Dauerausstellungen „Burg, Stift, Kloster Harsefeld“ und „5000 Jahre Leben an der Aue“ zu sehen. Das „Friedrich-Huth-Zimmer“ erinnert zudem mit besonderen Exponaten an das Leben und die Schenkungen des großen Mäzens, der seine Kindheit in Harsefeld verbrachte.