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Wohnen im Alter

Freiburger suchen Gleichgesinnte für Wohnprojekt

Birte Riel und Frank Maier wollen in ihrem „Haus der Horizonte“ ein Senioren-Wohnprojekt realisieren. Foto: Helfferich

Birte Riel und Frank Maier wollen in ihrem „Haus der Horizonte“ ein Senioren-Wohnprojekt realisieren. Foto: Helfferich

Ein Projekt für gemeinsames und selbstbestimmtes Wohnen im Alter will das Ehepaar Birte Riel und Frank Maier in Freiburg umsetzen. Statt wechselnder Feriengäste wünschen sie sich gleichgesinnte Wegbegleiter.

Von Susanne Helfferich Freitag, 22.10.2021, 14:00 Uhr

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„Haus der Horizonte“ heißt die alte Druckerei in Freiburg seit acht Jahren. Dass sich der eigene Horizont verschieben kann, wenn sich die Lebensumstände ändern, haben die Eigentümer Birte Riel und Frank Maier schon öfter erlebt. Die Diplom-Betriebswirtin und Heilpraktikerin war in ihrem ersten Beruf in leitender Funktion in der IT-Branche unterwegs. Nach einem Bruch in der Vita machte sie eine Ausbildung zur Heilpraktikerin und später zur Yogalehrerin, zog mit ihrem neuen Partner nach Freiburg und richtete in der alten Druckerei ein Yoga-Zentrum ein, in dem sie die vergangenen drei Jahre selbst Yoga-Lehrerinnen ausbildete. Frank Maier stammt aus Süddeutschland, ist promovierter Biologe und unterrichtet an der Elbmarschenschule.

Ursprünglich plante das Paar, in dem neuen Zuhause drei Ferienwohnungen auszubauen. Sie wollten „Auszeitwochen“ mit Gesundheitsangeboten im Haus, Natur im Außendeich und Kultur im benachbarten Kornspeicher anbieten. Zwischenzeitlich wollten sie im Nachbargebäude zudem ein integratives „Gästehaus am Hafen“ einrichten. Doch die potenziellen Partner sprangen ab.

Dann kam Corona und mit der Pandemie die Verletzlichkeit der eigenen Lebensidee. Yogakurse konnten lange nicht besucht werden. Auch Therapiegespräche waren schwierig. Hinzu kam eine Erkrankung Frank Maiers.

Lebensabend gemeinsam verbringen

„Da haben wir uns entschieden, eine Idee, die wir eigentlich erst später für uns umsetzen wollten, jetzt aufzugreifen“, so Birte Riel. „Wir suchen Leute, wie wir um die 60, die mit uns zusammenleben und gemeinsam selbstbestimmt altern wollen.“ Platz ist für drei weitere Wohnparteien, jeweils um die 50 Quadratmeter groß mit eigenem Bad und eigenem Kochbereich. In einem weiteren kleinen Appartement unterm Dach könnte eine Pflegekraft unterkommen.

Auf die Frage, ob 50 Quadratmeter nicht zu klein seien, sagt Birte Riel: „Mit Anfang 60 ist das sicherlich ein großer Einschnitt. Aber verglichen mit der Situation in 20 Jahren und der Alternative Pflegeheim mit einem Einzelzimmer von 12 bis 14 Quadratmetern oder einem Doppelzimmer mit 24 Quadratmetern ist das Raumangebot mit den Gemeinschaftsräumen, dem Innenhof und einem Garten bei 50 Quadratmetern eigener Fläche durchaus üppig.“

Der Yogaraum wird zum Gemeinschaftsraum für Spiel, Spaß und Sport und andere gemeinsame Aktivitäten. Foto: Maier

Der Yogaraum wird zum Gemeinschaftsraum für Spiel, Spaß und Sport und andere gemeinsame Aktivitäten. Foto: Maier

Das 346 Quadratmeter große Gebäude bietet nicht nur den Yogaraum im Erdgeschoss, der Gemeinschaftsraum werden soll. Dort kann gemeinsam Yoga praktiziert werden, er kann aber auch für Feiern, Spieleabende oder andere gemeinsame Aktivitäten genutzt werden. Auch zwei Gästezimmer sollen im Erdgeschoss eingerichtet werden, für den Besuch der Mitbewohner. Außerdem bietet das Haus einen schönen Blick auf den Freiburger Hafen und es gehört ein 300 Quadratmeter großer Garten dazu.

Genossenschaft geplant

Das Ehepaar hat bereits einen Förderantrag beim Land Niedersachsen gestellt, das Projekte im Bereich „Wohnen und Pflege im Alter“ unterstützt. 100 000 Euro stehen im Raum. Damit wollen sie einen Außenfahrstuhl anbauen, um barrierefrei zu werden. Zudem sind Außenfluchttreppen mit Außenbalkonen zum Hafen geplant. Die jeweiligen Wohnungen sind noch im Rohzustand und werden von den künftigen Mitbewohnern ausgebaut. „So können sie sie nach ihren Bedürfnissen und ihrem Geschmack gestalten“, sagt Frank Maier.

Die Ansicht des Hauses vom Hafen aus mit geplantem Fahrstuhl (Mitte) und Feuerleiter. Skizze: Frank Maier

Die Ansicht des Hauses vom Hafen aus mit geplantem Fahrstuhl (Mitte) und Feuerleiter. Skizze: Frank Maier

Angedacht ist das Projekt als Genossenschaft. Die Mitbewohner kaufen Anteile und beteiligen sich an den noch anstehenden Investitionskosten. Jeder Mitbewohner sei Teil des Systems, so Frank Maier. „Es geht nicht darum, hier einzuziehen und neue Nachbarn zu finden. Wir möchten Wegbegleiter werden und wünschen uns ebensolche. Wir wollen gemeinsam sportlich aktiv bleiben, um möglichst gesund zu altern. Wir helfen uns gegenseitig, und das nach Möglichkeit bis zum Schluss“, erklärt das Paar.

Erste Interessenten haben sich beim Tag der offenen Tür gefunden. „Wir wollen uns jetzt regelmäßig zum besseren Kennenlernen treffen“, so Birte Riel. Es sei schließlich ein großer Schritt, sich für ein solches Wohnprojekt zusammenzutun.

Nähere Infos zum Projekt im Internet unter: https://haus-der-horizonte.com/gemeinschaftliches-wohnen-im-alter oder telefonisch unter 0 47 79 / 2 16 66 99.

Die Aussicht vom Wohnhaus auf den Freiburger Hafen. Foto: Maier

Die Aussicht vom Wohnhaus auf den Freiburger Hafen. Foto: Maier

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