Frivol, maritim, festlich: Weihnachtsmärkte im Norden starten

Besucher gehen über den Historischen Roncalli-Weihnachtsmarkt auf dem Rathausmarkt. In Hamburg eröffnen die Weihnachtsmärkte. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa
Abstand, Masken, Corona-Tests: Zwei Jahre lang mussten Besucher auf den Weihnachtsmärkten viele Einschränkungen hinnehmen - wenn sie überhaupt geöffnet hatten. Nun fallen alle Regeln. Ob Hamburg, Lübeck, Flensburg oder Kiel: Es gibt viel Auswahl im Norden. Ein Überblick.
Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!
Klassischer Budenzauber, Glühwein mit Blick auf den Hafen, weihnachtliche Zweideutigkeiten oder Schlittschuhlaufen im Lichterglanz: Wer im Norden in den nächsten Tagen und Wochen auf den Weihnachtsmarkt gehen möchte, kann zwischen vielen verschiedenen Angeboten entscheiden. Überall stehen die Betreiber in den Startlöchern oder haben ihre geschmückten und beleuchteten Buden bereits geöffnet, wie die Touristiker in den Städten mitteilen. Allen gemein sind dabei nicht nur Glühwein, Bratwurst und Geschenkideen. In den Städten sind auch die strengen Corona-Regeln der vergangenen Jahre weggefallen. Ein kleiner Überblick über die Weihnachtsmärkte in der Region:
Lübeck, die selbst ernannte "Weihnachtsstadt des Nordens", startet am Montag in die Saison. Sie beginnt am Nachmittag mit einem Familiengottesdienst, einer anschließenden Lichterprozession von St. Marien zur Petrikirche und dem Countdown für die feierliche Illumination der Weihnachtsbeleuchtung in der ganzen Stadt. Die Weihnachtsmärkte in der Altstadt beginnen dann ebenfalls.
Zwischen dem historischen Rathaus, dem Drehbrückenplatz am Hafen und dem Heiligen-Geist-Hospital am Koberg öffnen Kunsthandwerker, Schausteller und Gastronomen ihre Buden und Fahrgeschäfte. Das Angebot reicht wieder vom traditionellen Weihnachtsmarkt rund um das Rathaus über die Kunsthandwerkermärkte im Heiligen-Geist-Hospital, St. Petri und Hoghehus bis hin zu den Themenmärkten auf der Altstadtinsel. Neu ist in diesem Jahr der Weihnachtsmarkt "Hafenglühen" mit herzhaften und deftigen Fischspezialitäten am Drehbrückenplatz.
In Kiel starten die vier Weihnachtsmärkte ebenfalls am Montag. Auf dem Rathausplatz gastiert dabei ein Weihnachtsdorf, über dem drei Mal täglich Wichtel "Ki(e)lian" mit seiner Kogge schwebt. Zudem kann am Holstenplatz, am Bernhard-Minetti-Platz und am Asmus-Bremer-Platz unter gemütlicher Weihnachtsbeleuchtung geshoppt, getrunken und genascht werden. Auf das Pirouetten drehen müssen die Kieler und ihre Gäste trotz Energiekrise nicht verzichten. Statt des energieaufwendigeren Eisfestivals gibt es diesmal bis zum 15. Januar am Ostseekai ein Rollerfestival.
In Flensburg beginnt die Saison ebenfalls am Montag mit der feierlichen Eröffnung an der Weihnachtspyramide am Südermarkt. Die startet am späten Nachmittag, wenn die Beleuchtung der Nordmanntanne eingeschaltet wird. Weihnachtsbäckerei, Wunschbaum und Weihnachtsmann-Wecken - in Flensburg können kleine wie große Besucher an vielen Aktionen mitmachen. Bis zum Jahresende kann das Wintererlebnis in der Altstadt genossen werden.
16 Weihnachtsmärkte locken in Hamburg
In Hamburg können Weihnachtsfans ebenfalls so richtig aus dem Vollen schöpfen: Gleich 16 Weihnachtsmärkte stehen in diesem Jahr allein im Innenstadtbereich zu Auswahl. Hinzu kommen Weihnachtsmärkte in Eppendorf, Barmbek, Hoheluft, Eimsbüttel, Niendorf, Wandsbek, Rotherbaum und Harburg. Während der Wandsbeker Winterzauber mit seiner Kunsteisbahn bereits Anfang November seine Pforten geöffnet hat, folgen ihm am Montag viele weitere Märkte in der Hansestadt.
Der historische Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus lässt in diesem Jahr nach drei Jahren Pause auch wieder den Weihnachtsmann über den Markt fliegen. Dreimal täglich setzt er sich dafür in seinen Schlitten hoch in der Luft. Motto des Marktes ist 2022 übrigens "Kunst statt Kommerz". In diesem Jahr soll dabei auch ein kleines Stück Hamburger Stadtgeschichte beleuchtet werden, wie Bernhard Paul am Montag in Hamburg kurz vor dem Start der Deutschen Presse-Agentur sagte. Der Gründer des Zirkus Roncalli, der den Weihnachtsmarkt mit dem fliegenden Weihnachtsmann betreibt, will mit dem neuen Stand "Schümanns Austernkeller" das Hamburg der 1950er und 1960er Jahre wieder aufleben lassen. "Ich liebe ja sowieso alles, was gut war und verschwunden ist."
Das gleichnamige Restaurant am Jungfernstieg sei einst ein beliebter Treffpunkt für die Reichen und Schönen Hamburgs gewesen. Bei einer Versteigerung des Inventars des Hamburger Kult-Lokals habe Paul zugeschlagen und die Einrichtung zu einem Stand auf seinem Weihnachtsmarkt gemacht. "Jetzt haben wir hier ein Stück Hamburg, zumindest gefühlsmäßig", sagte Paul weiter.
Auch auf dem Weihnachtsmarkt selbst habe man Wert darauf gelegt, vor allem traditionelle, historische Stücke auszustellen. Darunter auch ein historisches Pferdekarussell von 1927, das sich im Herzen des Marktes drehen wird. Die Liebe zu Dingen mit Geschichte ziehe sich schon durch Bernhard Pauls ganzes Leben, sagte der 75-Jährige weiter. "Der Zirkus Roncalli ist schließlich auch ein Relikt aus der alten Zirkuszeit".
Der Weihnachtsmarkt auf dem Rathausmarkt ist bis zum 23. Dezember, täglich von 11 bis 21 Uhr, geöffnet.
Der Weihnachtsmarkt Weißerzauber an der Alster kann bereits besucht werden. Die Alstertanne soll allerdings erst von Donnerstag an beleuchtet werden. Auf dem Weihnachtsmarkt am Gänsemarkt wird es Märchenhaftes, Backsteinkulisse und Nähe zu vielen Geschäften gibt es in der Spitalerstraße, einen Märchenwald und eine große Spielzeugeisenbahn warten auf dem Weihnachtsmarkt rund um die Kirche St. Petri, der bereits geöffnet hat.
Ebenfalls schon auf Hochtouren läuft bereits der frivole Reeperbahn-Weihnachtsmarkt Santa Pauli auf dem Kiez. Dort können sich Besucherinnen und Besucher nicht nur ihren Glühwein-Mix selbst zusammenstellen und ein - oder zweideutige Geschenke kaufen. Es gibt auch Auftritte im Stripzelt und Live-Musik auf der Bühne des Spielbudenplatzes. Szene-DJs bringen zudem Schwung auf den schwul-lesbischen Weihnachtsmarkt, den Winter Pride an der Langen Reihe in St. Georg. Wintergolf kann man dagegen auf dem Weihnachtmarkt in der Hafen-City spielen, auf die Eislaufbahn ist aus Energiespargründen in diesem Jahr verzichtet worden.
Romantisch wird es auf dem Bergedorfer Weihnachtsmarkt vor dem Schloss, der in diesem Jahr mit skandinavischem Flair begeistern will. Der älteste Weihnachtsmarkt Hamburgs, der Markt am Michel, feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Rund um die und in der berühmtesten Kirche der Stadt sind mehr als 100 Kunsthandwerkerstände verteilt. Eröffnet wird am Freitag, den 25. November, mit der Beleuchtung des Weihnachtsbaumes.
Und wer mit Weihnachten nicht viel im Hut hat, aber trotzdem im Freien Freunde treffen und schlemmen will, kann sogar bis Anfang Dezember noch dem Hamburger Dom auf dem Heiligengeistfeld einen Besuch abstatten. (dpa/lno)

Bei Schneefall leuchtet am Abend auf dem Weihnachtsmarkt die festlich beleuchtete große Weihnachtspyramide. Klassischer Budenzauber, Glühwein mit Blick auf den Hafen, weihnachtliche Zweideutigkeiten oder Schlittschuhlaufen im Lichterglanz - wer im Norden in den nächsten Tagen und Wochen auf den Weihnachtsmarkt gehen möchte, kann zwischen vielen verschiedenen Angeboten entscheiden. Überall stehen die Weihnachtsmarktbetreiber in den Startlöchern oder haben ihre geschmückten und beleuchteten Buden bereits geöffnet. Foto: Benjamin Nolte/dpa