Zähl Pixel
Hamburger Landgericht

Aurubis-Diebe vor Gericht: Fredenbecker Drahtzieher und Komplizen gestehen

Einer der Angeklagten betritt den Gerichtssaal vor Beginn des Prozess gegen eine mutmaßliche Diebesbande, die insgesamt zwölf Straftaten zum Nachteil des Unternehmens Aurubis verübt haben soll.

Die Angeklagten sollen rund 5000 Kilo Edelmetall beim Hamburger Kupferhersteller Aurubis gestohlen haben. Foto: Georg Wendt/dpa

Geständnisse im Fall der Aurubis-Diebe. Vor dem Hamburger Landgericht räumte unter anderem der Hauptangeklagte aus Fredenbeck die gegen ihn gerichteten Vorwürfe ein.

Von Redaktion Dienstag, 16.01.2024, 14:35 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Hamburg. Vier der sechs Angeklagten im Prozess um die umfangreichen Rohsilber-Diebstähle beim Hamburger Kupferhersteller Aurubis haben vor dem Landgericht Geständnisse abgelegt. Im Wesentlichen hätten sich diese auf die Vorwürfe der Anklage bezogen, wie ein Gerichtssprecher am Montag sagte. Zuvor hatten Medien berichtet.

Mahmut C. war Drahtzieher

Wie das „Hamburger Abendblatt“ berichtete, legte auch der Hauptangeklagte, Mahmut C. aus Fredenbeck, ein Geständnis ab. „Unser Mandant räumt seine Beteiligung an den Vorgängen bei Aurubis ein“, zitierte das Blatt einen seiner Verteidiger. Der Angeklagte habe das Einsammeln der sogenannten Rohsilberfegsel organisiert und koordiniert sowie den Absatz der Beute an Abnehmer aus der Türkei bewerkstelligt. Den Erlös allerdings habe er teilen müssen. Der Mann sei zudem nicht Erfinder des Diebstahlsystems bei Aurubis gewesen und erst 2020 eingestiegen.

Beute in die Türkei verschickt

Die sechs Angeklagten sollen zwischen Februar 2020 und Januar 2021 Zwischen- und Nebenprodukte vom Aurubis-Firmengelände im Stadtteil Veddel abtransportiert haben. Das gestohlene Material soll laut Anklage rund 5000 Kilo Silber und Gold im Wert von insgesamt elf Millionen Euro enthalten haben.

Die Beute sollen sie an bislang unbekannte Abnehmer verkauft haben. Ein Großteil des Diebesgutes sei zur Analyse und weiteren Verwendung an metallverarbeitende Betriebe in der türkischen Metropole Istanbul versandt worden, hieß es. Zur Kommunikation benutzten die Beschuldigten offenbar Kryptohandys.

Angeklagte sollen bei Aurubis gearbeitet haben

Die Anklage wirft vier Männern im Alter von 34 bis 49 Jahren schweren Bandendiebstahl oder gewerbsmäßige Hehlerei vor, zwei weiteren Beschuldigten im Alter von 33 und 50 Jahren Beihilfe zum schweren Bandendiebstahl.

Es geht um zwölf Straftaten. Die Angeklagten sollen zum Teil bei Aurubis oder Fremdfirmen, die auf dem Werksgelände tätig waren, gearbeitet haben.

Durchsuchungen in fünf Bundesländern

Der Fall wurde Mitte Juni bekannt, als die Staatsanwaltschaft mehr als 30 Objekte in fünf Bundesländern durchsuchte, darunter Wohnungen in Fredenbeck, Jork, Drochtersen, Harsefeld, Neu Wulmstorf und Munster sowie in Schneverdingen.

Eine spektakuläre Aktion fand am Kutenholzer Weg in Fredenbeck statt, als das Mobile Einsatzkommando das luxuriöse Anwesen mit einem Anti-Terror-Panzer stürmte. Dabei wurden zwei türkische Kangal-Hirtenhunde erschossen, die auf die Beamten zuliefen.

Polizei stellt auch Schusswaffen sicher

Sechs Männer wurden damals verhaftet, darunter einer in Fredenbeck. Die Ermittlungen richteten sich gegen zwölf identifizierte und weitere noch nicht bekannte Verdächtige. Laut Aurubis, dem betroffenen Unternehmen, richteten sich die Ermittlungen gegen einzelne aktive und ehemalige Mitarbeiter des Konzerns sowie Mitarbeiter von Fremdfirmen, die auf dem Werksgelände von Aurubis tätig waren.

Die Durchsuchungen im Juni ergaben neben Unterlagen und Speichermedien auch die Sicherstellung von zehn Fahrzeugen, 20 hochwertigen Uhren, über 200.000 Euro Bargeld, mehreren scharfen Schusswaffen und Munition sowie Teilen des gestohlenen Eigentums. Die Staatsanwaltschaft erwirkte Arrestbeschlüsse im Gesamtwert von über 20 Millionen Euro. Ein Arrestbeschluss ist eine richterlich genehmigte Sicherstellung von Sachwerten.

Weitere Artikel

ICE bleibt im Landkreis Harburg liegen

Rund 300 Fahrgäste müssen am Mittag auf der Strecke zwischen Hamburg und Lüneburg einen ICE verlassen. Sie können in einen Ersatzzug umsteigen. Was ist passiert?

Hamburgs Verfassungsgericht weist AfD-Klage ab

Für Hamburgs Innensenator Grote gehört die Relativierung des Holocaust zur Grunderzählung der AfD. Die hält das für unzulässig und zieht vors Verfassungsgericht. Nun gibt es ein Urteil.