Hochwasser lässt zahlreiche Küken von Küstenvögeln ertrinken

Brandseeschwalben auf der Hallig Norderoog (Schleswig-Holstein). Foto: dpa-Bildfunk
Die Flut vom vergangenen Wochenende hat auch für die Tierwelt verheerende Folgen: Auf Halligen und Inseln wurden zahlreiche Nester mit Jungvögeln weggespült.
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Der hohe Flutwasserstand am Wochenende hat nach Angaben des Vereins Jordsand auf Halligen und ungeschützten Inselbereichen viele Nester von Küstenvögeln zerstört. Die Hallig Norderoog sei etwa zu drei Vierteln überschwemmt worden, berichtete Vogelwart Jannis Dimmlich. Tausende Eier und Küken von Arten wie Lachmöwen und rotfüßigen Seeschwalben seien ins Meer gespült worden.
Auf Hallig Südfall seien ebenfalls viele Nester von Austernfischern, Möwen und Seeschwalben zerstört worden. Auf den Halligen Habel und Gröde seien die Verluste geringer gewesen. Zuletzt hatte es nach Angaben des Vereins vor zwei Jahren eine sogenannte Kükenflut gegeben. Eine Häufung könne auch die Bestände langlebiger Küstenvogelarten beeinträchtigen.
Neue Rote Liste Brutvögel zeigt Schwund der Artenvielfalt
Sorgen auch in Niedersachsen: Insgesamt 36 der hier heimischen Vogelarten sind vom Aussterben bedroht, 15 Arten sind seit Beginn der Aufzeichnungen bereits ausgestorben: Die jetzt vom Umweltministerium und dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz vorgestellte neunte Fassung der Roten Liste Brutvögel dokumentiert den Verlust der Artenvielfalt in Niedersachsen und in Bremen. Nur 43 Prozent der Brutvögel gelten als ungefährdet.
„Diese neue Liste zeigt, wie groß der Handlungsdruck ist“, sagte Umweltminister Olaf Lies. Er sprach von erschreckenden Ergebnissen. „Das Verschwinden von Arten und der Rückgang der Individuen in unserer Landschaft haben eine neue Dimension erreicht, sagte der Autor der Studie, Thorsten Krüger.
Insgesamt brüten laut der Liste 212 Vogelarten in beiden Bundesländern. 43 Prozent gelten als gefährdet, weitere 14 Prozent stehen auf der Vorwarnliste - das betrifft Arten, die zwar noch nicht gefährdet, deren Bestand aber merklich gesunken ist.
Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies kündigt Gegenmaßnahmen an
Bei Betrachtung der Hauptlebensräume zeigt sich, dass 15 von 20 primär im landwirtschaftlich genutzten Offenland siedelnde Arten gefährdet oder bereits ausgestorben sind. Von den Arten, die vor allem in Mooren, Heiden und Ödland leben, sind 17 von 23 Arten gefährdet.
Minister Lies verwies bei der Vorstellung auf verschiedene Maßnahmen, um dem Rückgang der Artenvielfalt zu begegnen: Der mit Umweltschutz und Landwirtschaft begonnene „Niedersächsische Weg“ solle den Vogelschutz konsequent angehen, ebenso wie von der Europäischen Union mitfinanzierte Vogelschutzprojekte. Deutschland müsse generell für Natur- und Artenschutz mehr Geld ausgeben.
Rote Listen werden seit 1960 von der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources herausgegeben. In Deutschland erschienen sie erstmalig 1971. (dpa)