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Kultur trotz Corona

Holk Festival: Stadeum setzt die Segel für ein Stück Normalität

Mit den traditionellen sieben Schlägen an der Schiffsglocke läutet Reinhold Hilbers das 21. Holk Kulturfestival ein. Foto: Weselmann

Mit den traditionellen sieben Schlägen an der Schiffsglocke läutet Reinhold Hilbers das 21. Holk Kulturfestival ein. Foto: Weselmann

Finanzminister Reinhold Hilbers gebührte am Freitagabend die Ehre, das Holk Kulturfestival mit sieben Glockenschlägen zu eröffnen - endlich wieder vor vollem Saal. Doch auch die Kultur kämpft mit Long Covid.

Von Fenna Weselmann Freitag, 26.08.2022, 23:27 Uhr

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Traditionell läutet das Holk Kulturfestival die neue Spielzeit im Stadeum mit einem Veranstaltungsreigen ein, der neben der Bühne im eigenen Haus immer auch andere Aufführungsorte ins Spiel bringt. Bis zum 24. September stehen 14 Termine an, von Open-Air-Konzerten in der Festung Grauerort bis hin zu einem Theater-Höhepunkt im Niedersächsischen Landesarchiv in Stade mit einer Inszenierung vom Schauspielhaus Zürich.

650 Gäste genießen die Eröffnung

„Wir sind wieder da“, sagte Stadeum-Chefin Silvia Stolz mit Freude über den Anblick des vielzähligen Publikums. Zum runden Geburtstag des Festivals im vergangenen Jahr war noch die größte Saalvariante aufgebaut worden. Das ist bis dato sehr selten passiert - in Sonderfällen wie etwa dem Besuch einer Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Wahlkampf. Bis zu 1280 Menschen könnten so Platz finden.

Tatsächlich durften es zur Holk-Eröffnung 2021 gerade einmal 340 Besucher sein, um diese im nötigen Abstand zu platzieren. Immerhin: So viele Besucher hatte es hier seit Pandemiebeginn nicht mehr gegeben.

In diesem Jahr war zur Holk-Eröffnung wieder der normale Trubel angesagt. Mit 650 Gästen war der Saal so gut wie ausverkauft. Die Besucher durften ohne Maskenpflicht und Abstandsregeln ungezwungen in der Pause zusammenstehen und eine Holk-Eröffnung ganz wie vor Corona genießen.

Stadeum-Chefin: „Branche geht es nicht gut“

Gleichwohl machten die Eröffnungsreden von Silvia Stolz und Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers deutlich, dass damit längst nicht alles beim Alten ist. Grenzen sind den Kulturveranstaltern im Moment keine mehr auferlegt. Trotzdem läuft nach der Pandemie nicht alles so wie früher. Silvia Stolz sagte klar: „Der Branche geht es nicht gut.“ Der Patient Kulturwirtschaft leide an Long Covid. Gravierendes Symptom: Kulturhäuser kämpften um die Rückkehr des Publikums. Beim Stadeum seien es rund 30 Prozent weniger Auslastung.

Selbst bei Garanten für sonst ausverkaufte Veranstaltungen blieben viele Plätze frei. Silvia Stolz glaubt an die Kraft der Kunst, die gerade in Zeiten der Krise über alle Fronten hinweg Brücken baue. Die Bedeutung untermauerte auch Reinhold Hilbers: „Kultur ist absolut systemrelevant.“ Das gemeinsame Erleben sei entscheidend für den Zusammenhalt und man spüre, wie sehr Kultur gefehlt habe.

Zum diesjährigen Galaabend hat das Philharmonische Orchester Bremerhaven für Stade erstmals Filmmusik wie zum Beispiel von Miss Marple im Gepäck.

Zum diesjährigen Galaabend hat das Philharmonische Orchester Bremerhaven für Stade erstmals Filmmusik wie zum Beispiel von Miss Marple im Gepäck.

Nach der offiziellen Eröffnung durch Silvia Stolz und Reinhold Hilbers wurde das Stadeum zum Kinosaal. Unter dem Titel „Ton ab, Kamera läuft“ brachte das Philharmonische Orchester Bremerhaven legendäre Soundtracks des europäischen Kinos zum Klingen. Dirigiert und moderiert von Marc Niemann erinnerte diese musikalische Reise an Klassiker wie den Italo-Western „Spiel mir das Lied vom Tod“. Die Filmszenen, die zu „Miss Marple“ über die hinter dem Orchester aufgebaute Leinwand flimmerten, sorgten für echtes Filmtheater-Feeling und manchen Lacher im Publikum.

Auch bekannte Melodien von Kinohits neuerer Zeit wie „Die fabelhafte Welt der Amelie“ oder „Good Bye, Lenin“ gehören zum Programm. Zum finalen Höhepunkt gab es schließlich mit der Suite aus „Das Boot“ eine Hommage an den großen deutschen Filmregisseur Wolfgang Petersen, der gerade mit 81 Jahren in Los Angeles verstorben ist.

Nach zwei Jahren Ausnahmezustand herrscht bei der Holk-Eröffnung wieder normaler Trubel.

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