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Pflege

Johannisheim in Stade gerettet – So läuft der Neustart

Insolvenzverfahren: Das Stader Johannisheim war in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Jetzt wurde ein Investor gefunden. Foto: Richter (Archiv)

Insolvenzverfahren: Das Stader Johannisheim war in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Jetzt wurde ein Investor gefunden. Foto: Richter (Archiv)

Gute Nachrichten aus der Pflege: Das Johannisheim in Stade ist gerettet. Das Heim war wie berichtet in finanzielle Schieflage geraten und steckte in einem vorläufigen Insolvenzverfahren. Jetzt wurde ein Investor gefunden. So geht es weiter.

Freitag, 15.09.2023, 14:50 Uhr

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Das Johannisheim in Stade ist bereit für einen Neustart: Insolvenzverwalter und Rechtsanwalt Dr. Gideon Böhm hat die Villa Vitalia Gruppe mit Hauptsitz in Hamburg als Investorin für das Pflegeheim gewonnen, wie die PR-Agentur Schellenberg & Kirchberg am Freitag mitteilte.

„Innerhalb von drei Monaten ist es uns gelungen, eine sehr gute Zukunftslösung für das Johannisheim in Stade zu entwickeln“, sagt Insolvenzverwalter Böhm. Ein besonderer Dank gelte den Mitarbeitern, die sehr gut mitgezogen hätten und stets loyal gegenüber den ihnen anvertrauten Senioren gewesen seien.

Die Villa Vitalia Gruppe wird alle Mitarbeiter übernehmen, kündigte der Insolvenzverwalter an. "Für die Angehörigen der Bewohner ist der Neustart der Einrichtung eine gute Nachricht, da die übertragende Sanierung des Betriebs auch ihnen Klarheit für die Zukunft bringt."

Joahnnisheim mit finanziellen Schwierigkeiten

Diese Klarheit fehlte dem Johannisheim in den vergangenen Monaten. Das Pflegeheim geriet schon Anfang des Jahres in Schwierigkeiten und musste im März wegen des Fachkräftemangels 30 Bewohnern kündigen.

Im Juni zog der Trägerverein des Johannisheims dann die Reißleine: Auf seinen Antrag hin hat das Amtgericht ein vorläufiges Insolvenzverfahren eingeleitet. Das Heim war in einen Liquiditätsengpass geraten. Das Verfahren bedeutete nicht, dass eine komplette Pleite vorliegt und vor allem auch nicht das Aus für das Pflegeheim. „Wir haben sehr vorsorgend gehandelt“, hatte Burkhardt Ullrich vom Vorstand des Trägervereins Mitte Juni dem TAGEBLATT gesagt.

Nun wurde mit der Villa Vitalia Gruppe ein Investor gefunden. Die rechtliche Übernahme des Geschäftsbetriebs soll in Kürze erfolgen. Bis zu diesem Zeitpunkt werde der Betreiber bereits das operative Management der Einrichtung übernehmen, heißt in einer Pressemitteilung.

Villa Vitalia Gruppe: Wer hinter dem neuen Betreiber steckt

Die Villa Vitalia Gruppe wurde vor mehr als 20 Jahren gegründet und ist seitdem im Bereich Seniorenimmobilien und Projektentwicklung für Pflegeimmobilien tätig. Das mittelständische Familienunternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben aktuell mehr als 500 Mitarbeiter in der Unternehmensgruppe. „Das Johannisheim fügt sich gut in unsere Gruppe ein“, sagt Dr. Wolfgang Röhr, Unternehmensgründer und CEO. Aktuell betreibt die Gruppe unter dem Dach der Tochtergesellschaft „VIVI Pflege“ in der Metropolregion Hamburg fünf stationäre Pflegeeinrichtungen, unter anderem in Maschen (Landkreis Harburg).

Darüber hinaus gehören das Hospiz Schloss Bernstorf in Nordwestmecklenburg, ein ambulanter Pflegedienst sowie mehrere Intensivpflege-Wohngemeinschaften zur Villa Vitalia Gruppe.

Pflegeheime: Bundesverband warnt vor Pleitewelle

Die Stader Einrichtung ist bei weitem nicht als Einzige in finanzieller Not: Inzwischen seien alle Träger betroffen, die Lage sei beängstigend, sagt der Bundesverband privater Pflegeheime und warnt vor einer Pleitewelle. 

Private Altenpflegeanbieter forderten einen Pflegegipfel. In diesem Jahr seien schon mehr als 450 Pflegeeinrichtungen in die Insolvenz gegangen oder hätten schließen müssen, teilte der Arbeitgeberverband Pflege mit. "Viele Pflegebedürftige und ihre Angehörigen suchen verzweifelt einen Platz im Pflegeheim." Die Bundesregierung müsse kurzfristig die Insolvenzwelle brechen und langfristig dafür sorgen, dass alle die Versorgung bekämen, die sie verdienten. (pm/bat/ari/ing/dpa)

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