Insolvenzen massiv angestiegen: Diese Branche trifft es am häufigsten

Vielen Unternehmen geht es in der aktuellen Wirtschaftslage nicht gut. Ein Beleg dafür sind die Insolvenzzahlen. (Symbolbild) Foto: Jan Woitas/dpa/Archivbild
Die Wirtschaft steckt schon länger in einer spürbaren Krise. Statistiker aus Niedersachsen belegen dies nun mit ihren Jahreszahlen für Insolvenzen. Vor allem ein Gewerbe steht dabei im Fokus.
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Hannover. In der niedersächsischen Wirtschaft ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um ein Drittel gestiegen. 1.824 Firmen beantragten bei den Amtsgerichten des Landes die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, wie das Landesamt für Statistik (LSN) mitteilte. Dies seien 458 Unternehmen mehr als im Jahr 2023 - ein Plus von 33,5 Prozent.
Am stärksten von Insolvenzen betroffen war nach den Daten des Statistikamtes das Baugewerbe. Mit 345 Fällen handelte es sich in fast jedem fünften Fall um eine Firma aus der Branche.
Viele Arbeitsplätze von eher großen Firmen betroffen
Dem Bericht zufolge waren insgesamt rund 15.500 Arbeitsplätze bedroht. Der Anstieg fiel dabei aber mit 12,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr geringer aus. Der Großteil der Betroffenen entfiel auf wenige vergleichsweise größere Unternehmen, darunter mehr als 6.000 Beschäftigte von 23 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Umbruch in Schlüsselindustrien
Die Liste der Probleme für Unternehmen ist lang: teure Energie, große Bürokratie, politische Unsicherheit, Konsumzurückhaltung bei Verbrauchern. Zudem sind Ausnahmeregeln ausgelaufen, mit denen der Staat versucht hatte, eine Pleitewelle in der Corona-Pandemie zu verhindern.
Die steigenden Insolvenzzahlen seien ein klares Zeichen für den Strukturwandel der deutschen Wirtschaft, meint Christoph Niering, Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID). „Wir erleben einen gleichzeitigen Umbruch in vielen Branchen und auch in Schlüsselindustrien.“ Dieser Umbruch werde 2025 anhalten, unabhängig davon, was die neue Bundesregierung auf den Weg bringe.
Die Umstellung auf neue Energieträger und die Veränderung von Märkten seien gerade dort problematisch, wo teils über Jahrzehnte zu wenig in Zukunftsfähigkeit investiert worden sei. „Die entstandenen Defizite der Unternehmen können nun nicht mehr kurzfristig ausgeglichen werden.“
Privatinsolvenzen 2024 in Niedersachsen
Auch Privatpersonen waren nach dem Bericht der Statistiker häufiger betroffen. Im Jahr 2024 meldeten demnach 10.551 Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Insolvenz an, was einem Anstieg von 5,2 Prozent entspricht. Die durchschnittliche Schuldenlast je insolventer Privatperson lag dabei im Jahr 2024 bei gut 40.000 Euro.