Medizin hautnah: Der Hautkrebs als Volkskrankheit

Dr. Peter Mohr.
Wer in der Jugend zu oft und zu lange in der Sonne war, muss damit rechnen, bei Dr. Peter Mohr zu landen. Denn der Chef-Dermatologe am Elbe Klinikum in Buxtehude ist Spezialist für Hautkrebs.
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Von „Jugendsünden“ mag der Doktor nicht sprechen, wenngleich es im Kern so ist: Wer in der Jugend zu oft und zu lange in der Sonne war, muss damit rechnen, bei Dr. Peter Mohr zu landen. Das ist einerseits nicht gut, andererseits aber wieder sehr gut, denn der Chef-Dermatologe am Elbe Klinikum in Buxtehude ist Spezialist für Hautkrebs. Und der erlebt immer noch eine Steigerungsrate von vier Prozent pro Jahr– trotz aller Mahnungen der Dermatologen.
Sind die Menschen so unvernünftig? Die Frage beantwortet Dr. Peter Mohr im aktuellen Podcast „Medizin hautnah“ im Gespräch mit Wolfgang Stephan so: „Das Verhalten der Menschen zu verändern ist immer schwer, aber in diesem Fall hat die Zunahme der Hautkrebs-Erkrankungen tatsächlich mit dem Verhalten in früheren Jahren zu tun.“ Der Hautkrebs habe eine „Latenzzeit“ von 20 bis 50 Jahren. Das heißt: Sonnenbrände in der Jugend machen sich erst im Alter bemerkbar. Insofern sei es keine Überraschung, dass der Hautkrebs immer noch zunehme. Mohr: „Hautkrebs ist eine echte Volkskrankheit.“ Gut 25 Prozent aller Tumore seien Hautkrebserkrankungen, rund 280 000 Erstfälle im Jahr. Mit der Zahl der wiederkehrenden Tumore ergeben sich bis zu einer halben Million Operationen im Jahr in Deutschland, sagt Mohr, der im Podcast auch die Unterschiede der Hautkrebsarten erläutert.
Zu viel Sonne gilt als Hauptursache
Zu viel Sonne gilt als Hauptursache der Erkrankungen: Je mehr Sonnenbrände desto mehr Muttermale und desto größer das Krebsrisiko, so die Formel des Mediziners. Von „Jugendsünden“ mag er dennoch nicht sprechen, denn in früheren Jahren galt es als völlig normal, im Sommer in die Sonne zu gehen, vor allem in der Kindheit. Den Eltern sei kein Vorwurf zu machen, die hätten es nicht besser gewusst.
Mit zunehmender Erkenntnis habe sich die Szenerie aber völlig verändert: Kinder unter einem Jahr sollten nie der Sonne ausgesetzt werden, weil ihre Haut noch unreif und damit besonders anfällig sei. Grundsätzlich, so der Dermatologe, sei Sonne für den Körper und das Wohlempfinden der Menschen gut, allerdings sei Vorsicht im Umgang geboten. Sonnenschutzmittel seien Pflicht.
Bewusstsein der Vorsorge nicht groß
Dass er selbst auch gerne in südlichen Ländern in Urlaub weilt und wie er sich verhält, gehört zu den weiteren Themen des Podcasts, ebenso die Fragen der Prophylaxe und der Therapien. Regelmäßige Untersuchungen des Körpers auf Auffälligkeiten seien unbedingt zu empfehlen, so Mohr. Ab einem Alter von 35 Jahren übernehmen die Krankenkassen die Kosten. Grundsätzlich allerdings sei das Bewusstsein der Vorsorge nicht besonders groß: Nur etwa ein Drittel der Erwachsenen lassen regelmäßig ihre Haut untersuchen. Wie bei den meisten Krebsarten gelte: Je früher der Tumor entdeckt wird, desto größer sind die Chancen der Heilung. In den meisten Fällen werde der Tumor operativ entfernt, und wenn er nicht gestreut habe, gelten die Menschen wieder als geheilt.
Dass er als einer der beiden Chefärzte der Dermatologie in Buxtehude kürzlich einen der renommiertesten Kongresse leiten durfte, sei vor allem der Arbeit im Klinikum Buxtehude geschuldet. „Mit unserer Forschung gehören wir zu den zehn besten Kliniken in Deutschland.“
Apropos: Die Entwicklung in der Forschung sei rasant, weil die Mediziner in ganz neue Welten der Medizin vordringen. Wieso die Tumore in absehbarer Zukunft noch zielgerichteter behandelt werden können und wieso sich seine Arbeit mit dem „Raumschiff Enterprise“ vergleichen lässt, ist auch Thema im Podcast, der ab sofort gehört und abgerufen werden kann.
Podcast „Medizin hautnah“ bei TAGEBLATT online:
